SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Wie alle von einem ausgewogenen Wachstum profitieren

Weltweit sind mehrere hundert Millionen Menschen arbeitslos; andere haben Arbeit, verdienen aber zu wenig für ihren Lebensunterhalt. Erst eine prosperierende Wirtschaft schafft Arbeitsplätze. Doch es geht nicht darum, Arbeit um jeden Preis zu fördern. Wirtschaftliches Wachstum allein ist nicht ausreichend, um eine nachhaltige Erhöhung der Wohlfahrt aller zu ermöglichen. Sozialer Frieden, ein selbstbestimmtes Leben sowie eine saubere und intakte Umwelt sind neben materiellem Wohlstand ebenfalls unverzichtbare Dimensionen von Entwicklung, die durch ein allein auf Gewinnstreben zielendes Wirtschaftswachstum sogar gefährdet werden können. Es geht vielmehr um qualitatives Wachstum, das nachhaltige Fortschritte sowohl in wirtschaftlicher, sozialer als auch ökologischer Hinsicht anstrebt.

Eine wichtige Grundlage für Entwicklung ist die Schaffung von Beschäftigung und Einkommen, denn fair bezahlte und sozial abgesicherte Arbeitsplätze bieten einen Ausweg aus der Armutsfalle. Noch immer jedoch unterliegen viele Arbeitsbeziehungen ausbeuterischen Verhältnissen, sind Zwangs- und Kinderarbeit sowie gefährliche Arbeitsstätten weit verbreitet, können Menschen von ihrem Einkommen kaum leben. Die KfW Entwicklungsbank fördert daher Wirtschaftswachstum, das menschenwürdige Arbeit ermöglicht.

Sie investiert etwa in Fonds, die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) Zugang zu Krediten gewährleisten. Prosperierende Unternehmen schaffen Arbeit und Einkommen. Außerdem fördert sie den Bau von Infrastruktur, was direkt und indirekt Arbeitsplätze sichert. Daneben unterstützt sie den Ausbau von Berufsbildungssystemen, die eine an den Bedürfnissen des Marktes ausgerichtete Qualifizierung der Beschäftigten ermöglichen. Weiter fördert sie Innovationen in den Partnerländern und finanziert ein breites Spektrum von Technologien. Denn es sind vor allem höherwertige Produkte, die am Weltmarkt gefragt sind. Die KfW unterstützt ihre Partnerländer darin, Wertschöpfungsketten auszubauen, also Produkte zu veredeln. So entstehen produktivere Arbeitsplätze mit höheren Einkommen.

Ein funktionierendes Finanzsystem ist die Grundlage jeder Wirtschaft. Damit Unternehmen und Menschen in den Partnerländern Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Krediten, Bankkonten und Versicherungen haben, unterstützt die KfW die Stärkung lokaler Finanzinstitutionen – auch dies ein Beitrag zu prosperierender Wirtschaft und damit stabiler Beschäftigung.

Eine menschenwürdige und angemessen bezahlte Arbeit bietet nicht nur die Chance, einem Leben in Armut und Elend zu entkommen, sie trägt auch zu gesellschaftlicher Anerkennung und Integration bei. Dennoch haben weltweit über 190 Mio. Menschen keinen Arbeitsplatz, weit mehr noch verdienen in ihren Jobs weniger als zwei US-Dollar am Tag, können davon also kaum leben. Die KfW fördert daher Vorhaben, die direkt und indirekt zur Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen beitragen, bspw. über Beschäftigungsprogramme oder die Bereitstellung von (Mikro-)Krediten für Unternehmen, v. a. aber durch Vorhaben im Bereich der wirtschaftlichen oder sozialen Infrastruktur.

Der Ausbau von Infrastruktur fördert Beschäftigung auf mehrfache Weise. Zunächst einmal schafft der Bau von Straßen, Bahnstrecken, Häfen und Versorgungseinrichtungen wie Energietrassen oder Kläranlagen ganz direkt Beschäftigung: Für den Bau werden lokale Arbeitskräfte angestellt. Gleichzeitig fördert die Infrastruktur die Ansiedlung und das Wachstum weiterer Unternehmen, die wiederum Arbeitsplätze schaffen. Durch den Bau der Infrastruktur verbessern sich die Rahmenbedingungen für Investitionen, auch aus dem Ausland. Das Einkommen der Menschen, die vom Bau der Infrastruktur profitieren, erhöht wiederum die Nachfrage bei den lokalen Händlern – ein Wirtschaftskreislauf ist in Gang gesetzt.

Bei allen Maßnahmen der KfW und natürlich auch beim Bau von Infrastruktur werden die internationalen Arbeits- und Sozialstandards respektiert. Die Einhaltung solcher Standards ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Beschäftigung unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen stattfindet.

Empirische Daten belegen, dass in Entwicklungsländern KMU für über 60 % der neu geschaffenen Arbeitsplätze verantwortlich sind. Studien zeigen außerdem einen eindeutigen Zusammenhang zwischen KMU-Dichte und Pro-Kopf-Einkommen eines Landes. Eines der größten Investitionshemmnisse für KMU ist jedoch nach wie vor der fehlende Zugang zu (bedarfsgerechten) Finanzdienstleistungen. Hier setzt die KfW Entwicklungsbank mit ihren Finanzsektorvorhaben an. Sie stärken bspw. über Refinanzierungslinien, Eigenkapitalbeteiligungen oder Garantien lokale Finanzinstitutionen und verbessern damit den Zugang zu Finanzdienstleistungen für kleine und mittlere, insbesondere frauengeführte Unternehmen. Aber auch private und v. a. ärmere Haushalte profitieren von soliden Finanzsystemen, weil sie dadurch Sparkonten einrichten, Mikrokredite aufnehmen, Versicherungen abschließen oder am Zahlungsverkehr teilhaben können, so z. B. über das von der KfW geförderte bargeldlose Zahlungssystem e-zwich in Ghana.

Neben klassischen Finanzsektorvorhaben bietet die KfW inzwischen auch direkte Unternehmensfinanzierungen über Fonds an. Dies ist sinnvoll, wenn vor Ort noch keine stabilen Finanzsektorstrukturen existieren oder die Zielgruppe aufgrund hoher Risiken (z. B. Fintechs) keine passende Finanzierung durch den klassischen Finanzsektor erhält. Einige Fonds, an denen die KfW beteiligt ist, unterstützen besonders die soziale Komponente von Wirtschaftswachstum, so z. B. der Aavishkaar Frontier Fund, der zur Förderung des sozialen Unternehmertums in Asien gegründet wurde. Andere Fonds unterstützen speziell den Mittelstand und Kleinunternehmen oder auch Start-ups wie z. B. der Partech Fund, der Startkapital für junge Technologieunternehmen in Afrika bereitstellt.

Afrika hat großes Potential: neben Ressourcen und kultureller Vielfalt auch Unternehmergeist und Innovationstärke. In den kommenden Jahren werden viele neue Arbeitsplätze in Afrika benötigt, um jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Die KfW beteiligt sich daran, Wirtschaft und Beschäftigung in den afrikanischen Staaten zu fördern.

Bei der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 hat die Bundesregierung den „Compact with Africa“ ins Leben gerufen, eine Initiative, an der sich alle G20-Staaten beteiligen. Diese Partnerschaft fördert verbesserte Rahmenbedingungen für Privatinvestitionen in den zwölf afrikanischen Ländern, die an der Initiative bisher beteiligt sind. Wichtiger Programmpunkt des „Compact with Africa“ ist der Ausbau der Infrastruktur in den Partnerländern, der auch mit Hilfe der KfW vorangetrieben wird. Im Gegenzug haben sich die Partnerländer zu ehrgeizigen Reformen verpflichtet, die das Investitionsklima – für afrikanische wie europäische Unternehmen – verbessern sollen.

Im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“des BMZ hat die KfW Entwicklungsbank 2019 die Fazilität „Investitionen für Beschäftigung“ gegründet. Damit werden Investitionen finanziert, über die deutsche, europäische und afrikanische Unternehmen mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen können.

Mehr zu Afrikas Potential auf unserer Fokusseite Afrika

Mehr Selbstbestimmung für Frauen in Sierra Leone durch Mikrokredite

Die KfW Entwicklungsbank fördert in ihren Partnerländern Beschäftigung durch qualitatives Wirtschaftswachstum, das wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte gleichermaßen im Blick hat. Im Jahr 2024 hat sie Neu-Finanzierungen in Höhe von rund 1 Mrd. Euro getätigt, die voraussichtlich einen Beitrag zur Erreichung des SDG 8 leisten.

Mit den 2024 unterzeichneten Finanzierungsverträgen werden in den nächsten Jahren voraussichtlich über 463.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert; mehr als 42.000 Menschen werden voraussichtlich ein höheres Erwerbseinkommen erhalten oder erwirtschaften. Zudem wird erwartet, dass über 91.000 Menschen einen verbesserten Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten sowie mehr als 55.000 Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterstützt werden.

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Interview mit ILO-Arbeitsmarktexpertin Sara Elder über die Arbeitsrealität in Entwicklungsländern und warum junge Frauen besonders Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden.

Schlosser führt Schweißarbeiten an einem Metallgeländer durch.

Baraka: Lebensqualität und neue Jobperspektiven

Die deutsche YOU Stiftung mit Unterstützung der Sawiris Foundation und Casa Orascom baut den ehemaligen Slum in Senegals Hauptstadt Dakar zu einem modernen Wohnviertel um. Parallel bietet Invest for Jobs rund 30 Ausbildungen an, um den Menschen langfristig berufliche Perspektiven zu eröffnen.

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