Kenia: Entrepreneure im Flüchtlingscamp gesucht

Die KfW engagiert sich bei einem Programm zur Förderung der Privatwirtschaft

Liban Tahlil steht in einem kleinen Ladengeschäft im Flüchtlingslager Kakuma und lächelt in die Kamera.
Liban Tahlil beantwortet Fragen der Kunden in diesem kleinen Ladengeschäft im Flüchtlingslager Kakuma.

Kakuma in Kenia ist eines der größten und ältesten Flüchtlingslager der Welt. Rund um das Camp mit seinen etwa 250.000 Bewohnern hat sich eine informelle Ökonomie gebildet: Kioske, Kleiderläden und Kleinhändler bieten Waren an. Die KfW unterstützt im Auftrag des BMZ den Kakuma Kalobeyei Challenge Fund (KKCF), um ihr Potential zu erweitern und neuen Unternehmen Chancen auf diesem Markt aufzuzeigen.

Kioske, Tante-Emma-Läden, Cafés und Restaurants sowie Vertreter des Mobile-Money-Systems M-Pesa bis hin zu Motorrad-Taxis – im Kakuma-Flüchtlingscamp im Nordwesten Kenias hat sich eine Vielzahl von Unternehmen etabliert. Zeit genug bestand: Das Lager mit seinen rund 250.000 Bewohnern existiert seit 1992. Zwar versorgen humanitäre Organisationen die Flüchtlinge, doch das deckt ihren Bedarf nicht vollständig. Mehr als 2.000 Kleinunternehmen haben sich im Camp und in den angrenzenden Dörfern angesiedelt. Im Camp leben hauptsächlich Geflüchtete aus Süd-Sudan und Somalia, aber auch Kongolesen und Äthiopier. Das Camp liegt im abgelegenen Norden Kenias, dennoch besteht ein lebhafter Austausch mit den umliegenden kenianischen Gemeinden.

Um die Marktpotenziale in Kakuma – Kalobeyei zu heben unterstützt die KfW, neben anderen Gebern (EU, Swiss Agency for Development and Cooperation, FCDO und die Niederlande) derzeit mit 8,24 Mio. Euro im Auftrag des BMZ aus der Sonderinitiative für Geflüchtete und Aufnahmeländer ein Projekt der International Finance Corporation (IFC) zur Förderung des privatwirtschaftlichen Sektors in Kakuma Stadt, dem Camp und der Kalobeyei Siedlung.

Hierfür hat die IFC den Kakuma Kalobeyei Challenge Fund (KKCF) gegründet und ist eine Partnerschaft mit dem African Enterprise Challenge Fund (AECF) eingegangen.

Ziel ist es, die Kleinunternehmen in Kakuma zu unterstützen, weitere Gründungen zu initiieren sowie mittlere und größere Unternehmen anzuregen, sich dort zu engagieren. Die Versorgungslage und die Selbstständigkeit der Menschen im Camp und in den angrenzenden Gemeinden sollen so gefördert werden. Die IFC hat in der Studie Kakuma as a Marketplace ein großes wirtschaftliches Potential im Flüchtlingscamp und seiner Umgebung identifiziert. Dieses soll nun mit Hilfe des Fonds gehoben werden. Das Vorhaben soll 350 neue Jobs schaffen und 40.000 Menschen Zugang zu verbesserten Serviceleistungen bieten, darunter etwa Bankdienstleistungen, Zugang zur Stromversorgung (Mini-Grids), Telekommunikation (Ladestationen für Handys), Sanitärversorgung und Kinderbetreuung. Darüber hinaus arbeitet die IFC zusammen mit der Lokalregierung an der Verbesserung des County Investitionsklimas.

Stand heute bringt der KKCF 25 private und soziale Unternehmen nach Kakuma und Kalobeyei und unterstützt weitere 36 lokale Unternehmen. Damit wurden bereits 350 neue Arbeitsplätze geschaffen und 70.000 Menschen mit verbesserten Produkten und Dienstleistungen versorgt. Diese Unternehmen bieten Solarstrom, Sanitärversorgung sowie Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs wie z. B. Kinderbetreuung an. Die zwei größten Unternehmen sind die internationale Apothekenkette GoodLife, die eine eigene Filiale in Kakuma eröffnet hat, sowie die Equity Bank, die mit einem Garantierahmen der IFC ihr Kreditportfolio in Turkana unter Einbeziehung von Flüchtlingen ausweiten wird.

Außerdem hat die Lokalregierung einen One-Stop-Shop mit Dienstleistungen rund um das Unternehmertum in Kakuma und ein Investitionsinformationsportal eröffnet, um interessierte Firmen bestmöglich bei ihrem Markteintritt in Kakuma zu unterstützen.

Eine Frau steht an einem Tisch und formt Teig zu Brot. Weitere Männer und Frauen arbeiten mit.
Die Geflüchtete und Kleinunternehmerin Mama Safi Kisasa stellt im Flüchtlingslager zusammen mit Familienmitgliedern frisches Brot für örtliche Schulen in der Nähe von Kakuma und Kalobeyei her.

Die Bewohner und Bewohnerinnen werden so unabhängiger von der Versorgung durch Hilfsorganisationen und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, das seinerseits mit immer knapperen Finanzmitteln haushalten muss. Das Vorhaben stärkt den privatwirtschaftlichen Sektor und fördert die Beschäftigung und Wirtschaftskraft im Nordwesten Kenias.

Die öffentliche Förderung der Privatwirtschaft in Fluchtkontexten ist besonders neu und innovativ. Das Projekt birgt damit einige Risiken, aber auch große Potentiale. Unter anderem könnten seit langer Zeit bestehende Camps wie Kakuma durch solche Projekte eine größere Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von humanitärer Hilfe erhalten. Damit entspricht es dem Ziel der New York Declaration of Refugees and Migrants vom 19. September 2016 und des Global Compact for Refugees von 2018, perspektivisch die vollständige Selbstversorgung von Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden sicherzustellen. Das Vorhaben fügt sich in die Schlüsselelemente des Comprehensive Refugee Response Frameworks (CRRF) ein, indem es Druck auf die Aufnahmeländer nimmt sowie zur Stärkung der Eigenständigkeit von Flüchtlingen beiträgt. Langfristige Perspektive: dauerhafte und nachhaltige Unterstützung statt humanitärer Hilfe.

Website des IFC

Film zum Kakuma Kalobeyei Challenge Fund