Afrika birgt große Potenziale: Ressourcenreichtum, kulturelle Vielfalt, Unternehmergeist und Innovationskraft. Etwa die Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befindet sich in Afrika. 2035 wird der Kontinent das größte Arbeitskräfteangebot weltweit haben. Es ist eine enorme Herausforderung, dieses Potenzial der stark wachsenden Bevölkerung zu nutzen - bis 2050 wird sie sich auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Jeder vierte Erdbewohner wird Afrikaner sein. Hier wachsen die globalen Märkte, die Beschäftigten und Kunden der Zukunft heran.
Seit einigen Jahren steht Afrika im Fokus. Das liegt auch an der Flüchtlingsfrage, an der von vielen als Bedrohung wahrgenommenen Möglichkeit, dass in den kommenden Jahren Millionen Afrikaner Richtung Europa aufbrechen. Wo liegen die Gründe dafür, dass vor allem jungen Menschen Afrika verlassen wollen? Sie sehen in ihren Heimatländern keine Perspektive, sich ein würdiges Leben in wirtschaftlich und politisch stabilen Verhältnissen aufzubauen, mit Bildungsmöglichkeiten, Job und der Aussicht, die Familie gut zu ernähren. Und: in vielen Ländern nehmen Verfolgung, Diskriminierung, ethnische Konflikte und Menschenrechtsverletzungen zu.
Die Bundesregierung engagiert sich auf vielfältige Weise, den Nachbarkontinent Afrika in seiner Eigenverantwortung für Sicherheit und Entwicklung zu unterstützen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) konkretisiert die während der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 vereinbarte Compact-with-Africa-Initiative mit erheblichen Mittelzusagen auf bilateraler Ebene mit einem „Marshallplan mit Afrika“ und Reformpartnerschaften.
Das BMZ hat bislang Reformpartnerschaften mit Côte d’Ivoire, Ghana,Tunesien, Äthiopien, Senegal und Marokko abgeschlossen. Im Gegenzug zu den Mittelzusagen haben sich die Länder zu ehrgeizigen Reformagenden verpflichtet, die das Investitionsklima – sowohl für afrikanische als auch europäische Unternehmen - verbessern sollen. Zentral für die Zusammenarbeit: ein enger politischer Dialog und partnerschaftliche gegenseitige Verpflichtungen. Afrikanische Reformbemühungen werden durch gezielte Unterstützung begleitet.
Die Reformpartnerschaft in Tunesien konzentriert sich auf den Finanz- und Bankensektor mit einem aktuellen Fördervolumen von rd. 490 Mio. EUR, in Ghana stehen 201 Mio. EUR und in der Côte d’Ivoire 95 Mio. EUR für einen privatwirtschaftlich getriebenen Ausbau erneuerbarer Energien (Solar, Wind), Netzausbau und Energieeffizienz zur Verfügung. Denn: in Umfragen unter afrikanischen Gründern werden immer wieder das Fehlen einer sicheren Stromversorgung und günstiger Kredite als entscheidende Defizite genannt. Eine stabile Stromversorgung hat kaum ein afrikanisches Land – zwei Drittel der Menschen haben keinen Zugang zu Strom.
Im Rahmen der „Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung“ des BMZ hat die KfW Entwicklungsbank die FZ-Fazilität „Investitionen für Beschäftigung“ in Form einer deutschen GmbH gegründet. Im Jahr 2019 werden mindestens 80 Mio. EUR eingezahlt, perspektivisch bis zu 400 Mio. EUR. In den sechs Reformpartnerschaftsländern sowie Ägypten und Ruanda werden damit Investitionen finanziert, über die deutsche, europäische und afrikanische Unternehmen mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen können.
Im Herbst 2019 ging der "Entwicklungsinvestitionsfonds" für Afrika an den Start. Zunächst stehen Kredite in Höhe von 400 Millionen Euro für Firmen bereit, die in Afrika investieren wollen. In den kommenden Jahren soll der Fonds sogar auf eine Milliarde Euro anwachsen. Besonders im Fokus stehen Investitionen in den zwölf Ländern des Compact with Africa: Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo und Tunesien.
Der Privatsektor soll vor dem Hintergrund ehrgeiziger Entwicklungsziele einen sehr viel größeren Beitrag zur Entwicklung in den afrikanischen Partnerländern leisten. Die internationale Gemeinschaft unterstützt deshalb in besonders reformorientierte Partnerländer, ihre makroökonomischen, unternehmens- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen für private Investitionen und für Beschäftigung zu verbessern. Weiterhin soll insbesondere über den Finanzsektor der Privatsektor direkt mobilisiert und gefördert werden. Die KfW Bankengruppe ist an zwei von drei Komponenten des Entwicklungsinvestitionsfonds beteiligt: AfricaConnect und AfricaGrow.
Über den Dachfonds AfricaGrow sollen – vorrangig in den Compact-with-Africa-Ländern - afrikanische KMUs und Start-Ups gefördert werden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellt dafür im Jahr 2019 100 Mio. EUR zur Verfügung; die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und institutionelle Investoren beteiligen sich mit eigenen Mitteln. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) und Start-ups. Der AfricaGrow-Fonds strebt eine Katalysatorwirkung auf die neue und dynamische afrikanische KMU- und Start-up-Szene an und soll hierdurch Jobs und Einkommen fördern. Die Finanzierungslücke für kleine und mittlere Unternehmen auf dem Kontinent wird auf 330 Mrd. Euro geschätzt – Mittel aus der Privatwirtschaft werden daher dringend benötigt.
Mit attraktiven Konditionen unterstützt AfricaConnect europäische Mittelständler bei ihren Investitionen in Afrika. Dabei bietet AfricaConnect deutlich mehr als eine Finanzierung: Die besondere Form der Risikoteilung sowie die Erfahrung und das Netzwerk der DEG erleichtern Unternehmern die Entscheidung für den afrikanischen Kontinent. Die DEG kann mit AfricaConnect-Mitteln geplante unternehmerische Investitionen mit langfristigen Darlehen substanziell mitfinanzieren. Die Darlehenssumme – in Euro oder US-Dollar - kann zwischen 750.000 EUR und 4 Mio. EUR betragen.
Aktuell werden bereits zwanzig Investitionsvorhaben verfolgt. Anfragen decken alle 12 CwA-Länder ab – Anfragen in diesen Ländern werden priorisiert geprüft. Länder mit hoher Anfragezahl sind bisher Ghana*, Südafrika, Kenia, Nigeria, Elfenbeinküste* (*= CwA-Land).
Andauernde Instabilität, zunehmender Extremismus, fehlende wirtschaftliche Perspektiven, schlechter Zugang zu Bildung und Beschäftigung sowie grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser und Strom - das sind die vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Sahel-Länder, Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso und Tschad - die G5-Sahel-Länder - stehen. Auch der Klimawandel trägt zur Fragilität bei. Angesichts dieser instabilen und fragilen Situation ist eine angemessene und rasch wirksame Reaktion vor Ort gefordert.
Die Antwort auf die doppelte Herausforderung - Sicherheit und nachhaltige Entwicklung - kam von Entwicklungspartnern und internationalen Organisationen. Juli 2017 kündigten Frankreich, Deutschland und die Europäische Union die Gründung der Sahel-Allianz an. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen schlossen sich ihnen rasch an, gefolgt von Italien, Spanien, das Vereinigte Königreich, Luxemburg, Dänemark und den Niederlanden.
Um auf die Herausforderungen angemessen zu reagieren, haben sich die Mitglieder des Sahel-Bündnisses für vier Leitprinzipien entschieden: Ausrichtung ihrer Maßnahmen auf prioritäre Sektoren, Rechenschaftspflicht zwischen den Partnern bei gemeinsamen Zielen, neue innovative und flexiblere Aktionsformen und besonderes Engagement in gefährdeten und fragilen Gebieten.
Prioritäre Sektoren sind: "Bildung und Jugendbeschäftigung", "Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Ernährungssicherheit", "Energie und Klima", "Governance", "Dezentralisierung und Grundversorgung" und "Innere Sicherheit". Die Beziehungen zwischen den Partnern und den G5-Sahel-Mitgliedsländern basieren auf einem gegenseitigen Rechenschaftsansatz. Die zu erreichenden Ziele werden von allen Partnern definiert, gemessen und geteilt. Um ihre Umsetzung und Wirksamkeit zu beschleunigen, beschließen die Projekte neue Aktionsformen durch innovative, flexiblere Finanzierungsmethoden und eine Diversifizierung der Akteure, die sie umsetzen (NRO, lokale Behörden, Privatsektor). Fragile Regionen erfahren besondere Aufmerksamkeit.
Im Januar 2019 unterstützte die Sahel-Allianz mehr als 730 Projekte mit einem Gesamtbetrag von 11 Milliarden Euro. Darunter werden 49 Projekte von der KfW finanziert mit einem Volumen in Höhe von 617 Millionen Euro.
Anlässlich des Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) stellt das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) am 16. März 2021 die Studie "The Renewable Energy Transition in Africa - Powering Access, Resilience and Prosperity" vor. Die von der KfW in Zusammenarbeit mit der GIZ und IRENA erstellte Analyse zeigt, dass die Hälfte der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent noch immer keinen Zugang zu Elektrizität hat, was eines der größten Hindernisse für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung ist.
Energie ist der Schlüssel zur Entwicklung in Afrika und die Grundlage für die Industrialisierung. Wie in Europa und anderen Teilen der Welt geht der Ausbau der erneuerbaren Energien über die Bereitstellung von zuverlässiger Energie und den Klimaschutz hinaus. Die Studie zeigt, wie die Transformation des afrikanischen Energiesektors gelingen kann und welche Chancen und Herausforderungen in den nächsten 30 Jahren anstehen.
(Die Zahlen entstammen dem Geschäftsbericht 2019)