Stand: 04/2024
Tunesien gehört zu den wasserärmsten Ländern der Welt. In den vergangenen vier Jahren hat es kaum geregnet. Die Reserven der Staubecken sind auf ein niedriges Niveau gefallen. Gleichzeitig sind die Ressourcen ungleich verteilt zwischen dem wasserreichen Norden und dem trockenen Zentrum und Süden. Die KfW unterstützt im Auftrag der Bundesregierung zahlreiche Projekte zum integrierten Wasserressourcenmanagement. (IWRM) Mehrere Vorhaben zielen darauf, überschüssiges Wasser aus dem Norden in die wasserarmen Regionen zu leiten. Hinzu kommen Maßnahmen, um Wasserverluste zu reduzieren, Speicherkapazitäten zu erhöhen und die Ressourcen Wasser und Boden zu schonen. Dies dient nicht nur der Anpassung an den Klimawandel, sondern fördert auch die wirtschaftliche Entwicklung.
Tunesien leidet unter einem alarmierenden Wassermangel. Rechnerisch stehen in dem Land pro Kopf jährlich 420 Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Damit gehört es zu einem der wasserärmsten der Welt. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich bereits deutlich: In den vergangenen vier Jahren hat es viel weniger geregnet als üblich. Ein großer Teil der Weizenernte ist vertrocknet. Außerdem sind die Reserven der Staubecken auf ein knappes Drittel ihrer Kapazität gesunken.
Doch im Norden des Landes ist sogar zeitweise überschüssiges Wasser vorhanden. Hier liegt die jährliche Niederschlagsmenge bei durchschnittlich 1.500 mm, im Süden hingegen nur bei 150 mm. Daher macht es Sinn, Wasser aus dem Norden in das Zentrum des Landes zu leiten, das von kleinbäuerlicher Landwirtschaft geprägt ist.
Bisher wird die Ressource Wasser noch nicht ausreichend effizient bewirtschaftet. In veralteten und maroden Leitungsnetzen versickern 25 % des Leitungswassers, in manchen Regionen sogar deutlich mehr. Die Wasserpreise sind in allen Bereichen (Abwasser, Trinkwasser, Bewässerung) nicht kostendeckend. Illegale Entnahmen und informelle Brunnen sind verbreitet. Der Grundwasserspiegel sinkt vielerorts durch Übernutzung, was auch dazu führt, dass Grundwasser als Reserve für Trockenjahre nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung steht.
An den ausgedehnten Stränden Tunesiens kommt ein weiteres Problem ins Spiel: Hier wird durch Erosion zunehmend Land abgetragen. Das beeinträchtigt auch den Tourismus, eine der wichtigsten Säulen der tunesischen Wirtschaft.
Die KfW engagiert sich im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umfangreich im Wassersektor Tunesiens. Sie unterstützt das von der tunesischen Regierung aufgelegte Programm zum integrierten Wasserressourcenmanagement. Dies beinhaltet Maßnahmen, die drei Säulen zuzuordnen sind:
Für mehrere Vorhaben im Sektor stellt die KfW insgesamt rund 1,1 Mrd. Euro zur Verfügung. So wurden zwei Anlagen zur Meerwasserentsalzung finanziert, die hochwertiges Trinkwasser für 1,5 Millionen Menschen im Süden des Landes liefern. Es wurden über 47 Kläranlagen gebaut oder rehabilitiert. Die Leitungsnetze in sieben Provinzen mit besonders hohen Verlustraten werden modernisiert. So wurde etwa der Kanal Medjerda rehabilitiert, der vier Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen wurde optimiert. Mit Unterstützung der KfW wurde auf mehr als 50.000 Hektar Bewässerungsperimeter modernisiert und Tröpfchenbewässerung installiert, wodurch in erheblichem Maße Wasser eingespart wird.
Auch die Politik zieht mit. Es konnten Reformschritte umgesetzt werden, um die Wasser- und Abwassertarife anzupassen. Diese waren bisher nicht kostendeckend. Es gab keinen Anreiz, im Haushalt sparsam mit Wasser umzugehen. Nun sind die Preise schrittweise erhöht worden, wobei jedoch ärmere Menschen weiterhin den bisherigen, niedrigen Tarif zahlen.
Die Dämme von Rückhaltebecken wurden teils erhöht, um ihre Kapazität zu steigern. Außerdem wird ein Vorhaben zum Transfer von Wasser aus weniger trockenen Gebieten ins Zentrum des Landes vorbereitet. Ein Wassertransfer ist kostengünstiger als die Entsalzung.
An den Küsten Tunesiens sorgen von der KfW finanzierte Vorhaben seit 2013 zur Stabilisierung der Küstenlinie (Erosionsschutz) etwa durch naturbasierte Lösungen wie die Errichtung von Sandfangzäunen und Sandaufschüttungen oder „klassische“ Küstenschutzbauwerke wie Wellenbrecher und Buhnen. Dadurch bleiben der Küstenraum und die Strände als Natur und Naherholungsgebiete für den lokalen und internationalen Tourismus erhalten.
Die Maßnahmen kommen rund 4,5 Millionen Tunesierinnen und Tunesiern zugute. Damit werden die Lebensbedingungen von fast der Hälfte der Bevölkerung verbessert. Von der Rehabilitierung und dem Neubau der 47 Kläranlagen profitieren 3,6 Millionen Menschen. Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser verursacht werden, nehmen deutlich ab. Gleichzeitig wirkt sich die Verbesserung der Abwasserreinigung positiv auf die Umwelt und die Biodiversität aus. Das Trinkwasser aus den Entsalzungsanlagen auf Djerba und in Zarat kommt 1,5 Millionen Menschen zugute. Dank des Wassertransfers aus Nord- nach Zentraltunesien soll eine verbesserte Wasserverfügbarkeit vor allem in den benachteiligten, ländlichen Gebieten erreicht werden. Dort leistet das Wasser einen wichtigen Beitrag zur sozioökonomischen Entwicklung.
Die groß angelegten Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur sorgen für Beschäftigung. Während der Bauphasen der von der KfW finanzierten Projekte entstanden vorübergehend 35.000 Jobs. Indirekt werden langfristig 125.000 Arbeitsplätze erhalten oder geschaffen.
Die knappe und lebenswichtige Ressource Wasser wird geschützt. Durch die verstärkte Nutzung von Oberflächenwasser werden die Grundwasservorräte geschont. Die Verluste von wertvollem Trinkwasser in den Leitungsnetzen werden eingeschränkt. Wenn sauberes Wasser leichter zur Verfügung steht, verbessert dies vor allem auch die Lage der Frauen, denn sie sind häufig für die Versorgung mit Wasser zuständig.
Die Ressource Wasser wird zudem durch die Rehabilitierung der Bewässerungssysteme und Modernisierung der Bewässerungsperimeter geschützt. Durch die Modernisierung der Bewässerungssysteme wurde eine Effizienzsteigerung der Verteilernetze um 90 % erzielt. Die Wasserverluste betragen nur noch 10 statt 50 %. Zudem profitieren von der Modernisierung von Bewässerungsperimetern im Medjerdatal rund 1.000 Landwirtinnen und Landwirte von einer Rehabilitierung der Bewässerungssysteme.
In den ersten beiden Phasen des Küstenschutzprogramms konnten bereits 30 Kilometer Küste langfristig vor Erosion stabilisiert werden.
Zu der Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leistet das Vorhaben einen Beitrag:
KfW Bankengruppe
Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank
KfW Office Tunis
Seite teilen
Um die Inhalte dieser Seite mit Ihrem Netzwerk zu teilen, klicken Sie auf eines der unten aufgeführten Icons.
Hinweis zum Datenschutz: Beim Teilen der Inhalte werden Ihre persönlichen Daten an das ausgewählte Netzwerk übertragen.
Datenschutzhinweise
Alternativ können Sie auch den Kurz-Link kopieren: https://www.kfw-entwicklungsbank.de/s/dezBy8n-
Link kopieren Link kopiert