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Cash for Work: Eine rigorose Analyse der Wirkungen im Jemen

Das Labor-Intensive Work Programm (LIWP) ist ein vom jemenitischen Social Fund for Development (SFD) durchgeführtes Programm zur Unterstützung der ärmsten Bevölkerungsgruppen im krisengeschüttelten Jemen. Das Land wird seit Jahrzehnten von bewaffneten Konflikten erschüttert: Im Jahr 2020 litten etwa zwei Drittel der Bevölkerung unter Ernährungsunsicherheit [1]. Mangelnde Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten sowie eine schwache Basisinfrastruktur verstärken Vulnerabilität der Bevölkerung zusätzlich. Die Wirkungsevaluierung untersucht genauer, ob und inwiefern das Programm zu einer erhöhten Resilienz der Zielgruppe führt und so die Lebensbedingungen nachhaltig verbessert.

Vor diesem Hintergrund sind schnelle und effektive Unterstützungsmaßnahmen dringend notwendig. Als Cash for Work-Vorhaben schafft das LIWP kurzfristige Beschäftigungsmöglichkeiten in Maßnahmen zum Bau und Erhalt von Basisinfrastruktur wie zum Beispiel Straßen und Regenwasserzisternen, aber auch Latrinen. Damit setzt das LIWP simultan an mehreren Engpässen an: Zusätzlich generiertes Einkommen soll Projektteilnehmenden den Zugang zu Gütern des täglichen Bedarfs wie Nahrungsmitteln und Medikamenten, aber auch den Zugang zu Bildung erleichtern. Die Infrastrukturmaßnahmen auf Gemeindeebene sollen unmittelbar und mittelbar die Lebensbedingungen verbessern und so Konflikte reduzieren.

Doch wirken die Maßnahmen wie angenommen? Es gibt nur wenige aktuelle Studien zu den Wirkungen solcher Cash for Work Maßnahmen aus dem Jemen oder anderen Ländern im Nahen Osten [2]. Eine Vorgängerstudie (2012/13) hat die Wirkungen des LIWP im Jemen untersucht und positive Effekte auf die Ernährungssicherheit gefunden. Die humanitäre Situation des Landes hat sich seitdem jedoch deutlich verändert. Die anlaufende Begleitevaluierung ist daher als Wirkungsevaluierung (rigorous impact evaluation, RIE) angelegt: Sie soll die Wirkungen des Vorhabens in der aktuellen Situation messen, in die Literatur einbetten und darauf aufbauend evidenzbasierte Schlussfolgerungen für die Zukunft generieren.

Aktuell befindet sich die Begleitevaluierung des LIWP in der Konzeptionsphase, voraussichtlich wird sie sich auf eine randomisierte Kontrollstudie (RCT) stützen. Dabei wird die Tatsache methodisch genutzt, dass sich das Programm über mehrere Jahre erstreckt und aus Kapazitätsgründen nicht in allen Gemeinden gleichzeitig Aktivitäten umgesetzt werden können. In einem ersten Schritt werden die Gemeinden, die im Jahr 2022 an dem Programm teilnehmen („Treatment“) mit denen verglichen, die im Jahr 2023 am Programm teilnehmen (Kontrollgruppe). Vergleicht man in einem nächsten Schritt die (durchschnittlichen) Entwicklungen der Treatment-Gemeinden mit denen der Kontrollgemeinden, können Unterschiede eindeutig der Maßnahme zugeschrieben werden. Dies schließt die Zuordnungslücke: Die (kausale) Wirkung des Vorhabens auf die Lebenssituation der Begünstigten wird direkt gemessen.

Die Evaluierung versucht, auf vielfältige Fragen eine Antwort zu geben: Erhöht LIWP das Einkommen vulnerabler, ländlicher Haushalte? Verbessert das zusätzliche Einkommen die Ernährungssicherheit und leistet dies wiederum einen Beitrag zur Stärkung von Resilienz? Erhöht eine gestiegene Resilienz zukünftig Jobmöglichkeiten? Tragen die Infrastrukturmaßnahmen zu einer verbesserten Lebensqualität bei? Hat das LIWP Nutzungskonflikte reduziert und damit den sozialen Zusammenhalt gestärkt?

Die Wirkungskette ist dabei für die Zielvariable „Resilienz der empfangenden Person“ anhand unten stehender Theory of Change dargestellt: Begünstigte des LIWP nehmen an den arbeitsintensiven Baumaßnahmen - sowie anderen Maßnahmen (zum Beispiel Müllentsorgung) - teil und erhalten im Gegenzug einen Lohn ausbezahlt. Wir testen, ob diese Zahlungen bei den Empfängerinnen und Empfängern ankommen und welche Anreize damit gesetzt werden. Im nächsten Schritt kann die Auswirkung des Lohns auf die Haushaltsausgaben analysiert werden. Wofür wird der Lohn verwendet? Wird der Lohn für lebensnotwendige Güter wie Grundnahrungsmittel ausgegeben? Gestiegene Ausgaben für Grundnahrungsmittel können sich positiv auf die Ernährungssicherheit der Empfängerinnen und Empfänger auswirken. Ist dies der Fall, trägt der Lohn im Idealfall zu einer gestärkten Resilienz der empfangenden Haushalte bei.

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