Solarenergie Mexiko

Wie die KfW den mexikanischen Markt für Photovoltaikanlagen öffnete

Trotz guter Voraussetzungen blieb Sonnenenergie in Mexiko bis 2017 weitgehend ungenutzt – bis die KfW dabei half, einen Photovoltaik-Boom auszulösen.

Photovoltaik in Mexiko
Photovoltaik gehört mittlerweile zu einer der wichtigsten erneuerbaren Energiequellen Mexikos.

In keinem anderen Staat Nordamerikas ist die Sonnen­einstrahlung so hoch wie in Mexiko. Damit hat das Land die besten Voraussetzungen, Strom aus Photovoltaik­anlagen zu gewinnen. Und doch waren Solarkraft­werke in Mexiko noch bis 2017 eine Rarität. Das Land schien die Chancen nicht zu nutzen, die ihm seine geografische Lage bot. Ein KfW-Kredit im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sollte das ändern. Das Ziel: die Markterschließung des Landes für Photovoltaik­anlagen.

Auch Mexiko hat ehrgeizige Ziele: Bis 2030 will das Land seine Treibhaus­gase um 30 %, unter bestimmten Voraussetzungen sogar um 40 % senken. Damit das gelingt, soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Strom­erzeugung im ambitioniertesten Szenario auf 45 % steigen – allerdings inklusive Atomstrom, denn der wird in Mexiko als „sauber“ eingestuft. Investitionen für Erneuerbare flossen bis 2017 größtenteils in die Installation von Wasser- und Windkraft­anlagen. Der Anteil der Photovoltaik am grünen Strom blieb daher vergleichsweise gering: Er belief sich 2015 auf magere 1,65 %.

Trotz der Energie­reform von 2013 löste sich der Investitions­stau bei der Photovoltaik zunächst nur sehr schleppend auf. Das lag insbesondere daran, dass viele Marktteil­nehmer die Auswirkungen der neuen Regulatorik zunächst schwer einzuschätzen konnten. So hemmte vor allem das Fehlen verlässlicher Stromabnahme­preise die Investitions­bereitschaft. Hinzu kam, dass die mexikanische Förderbank Bancomext mit der Kreditvergabe zögerte, da sie damals noch über wenig Erfahrung bei der Finanzierung von Photovoltaik­projekten verfügte. Daher kam der Markt für die vielversprechende Technologie nicht richtig in Schwung.

Günstige Kredite sollen Knoten lösen

Um der Photovoltaik dennoch zum Durchbruch zu verhelfen, sprang ein Konsortium internationaler Kapitalgeber ein. Sie stellten der Bancomext einen Kredit von 605 Mio. US-Dollar für die Finanzierung von Photovoltaik­kraftwerken zur Verfügung; auch die KfW gehörte zu den Geldgebern. Aufgabe der Bancomext war es, die Mittel in Form zinsgünstiger Darlehen an Entwickler von Photovoltaik­anlagen weiterzuleiten. Bedingung für die Inanspruchnahme der Darlehen war unter anderem eine anteilige Finanzierung von 20 % durch die Kreditnehmer.

Das Geld floss in vier Photovoltaik­projekte: Zwei Solarparks entstanden im zentral­mexikanischen Aguascalientes, jeweils einer wurde in den nördlichen Bundesstaaten Sonora und Chihuahua gebaut. Die Anlagen wurden 2017 fertig­gestellt und laufen seitdem mehr oder weniger im Dauerbetrieb. Mit einer kumulierten Leistung von 700 Megawatt produzieren sie jährlich rund 1.500 Gigawatt­stunden grünen Strom. Als netzgebundene Kraftwerke speisen sie diesen direkt ins nationale Stromnetz ein und tragen so zur Energie­sicherheit des Landes bei. Da die Solarparks jährlich rund 700.000 Tonnen an CO2-Emissionen einsparen, leisten sie zudem einen wirksamen Beitrag zur Umsetzung der Klimaziele Mexikos und zum globalen Klimaschutz.

Mexikanische Wüste
Die Weiten der mexikanischen Wüste bieten viel Platz für Solarparks – insgesamt vier entstanden hier mit KfW-Unterstützung.

Jobs und Bildung für die Menschen vor Ort

Die Installation der Solarparks hat sich zudem positiv auf die Menschen vor Ort ausgewirkt. So sind heute etwa 120 Personen mit Betrieb und Wartung der Photovoltaik­anlagen beschäftigt – 70 % von ihnen stammen aus den umliegenden Gemeinden. Doch die Anlagen­betreiber schaffen nicht nur Jobs, einige engagieren sich auch anderweitig in ihrer Region. Beim Solarpark in Sonora ist beispielsweise eine Kooperation mit der Universität Hermosillo entstanden. Die Studierenden können so einen Schwerpunkt auf erneuerbare Energien legen und sich insbesondere auf das Thema Photovoltaik spezialisieren.

Investoren sehen plötzlich Chancen

Das erworbene Know-how verspricht durchaus gute Karriere­aussichten. So haben die Kredite der KfW und ihrer Partner die in sie gelegten Erwartungen mehr als erfüllt. Die vier finanzierten Solarparks gaben damals den Startschuss zum Ausbau der Technologie. Sie haben gezeigt, dass Strom­erzeugung durch Photovoltaik in Mexiko nicht nur technisch möglich, sondern vor allem auch wirtschaftlich rentabel ist. Die vier Solarkraft­werke fungieren gewissermaßen als positive Marktbeispiele und haben vielfach zu einem Umdenken in der Branche geführt. Wo Investoren zuvor noch schwer kalkulierbare Risiken sahen, erkannten sie plötzlich Chancen.

Zudem stand mit Bancomext nunmehr ein erfahrener Finanzier für entsprechende Vorhaben bereit. Und solche Vorhaben gab es in Mexiko schon bald jede Menge. So hat die mexikanische Förderbank bis 2022 Kredite für 25 Anlagen mit einem Volumen von insgesamt rund 550 Mio. US- Dollar bereitgestellt. Bancomext hat sich damit zum bedeutendsten Kapitalgeber für Photovoltaik­projekte in Mexiko entwickelt. Alleiniger Geldgeber ist das Institut aber schon lange nicht mehr. Denn auch immer mehr kommerzielle Geschäfts­banken entdeckten den lukrativen Markt für sich.

Kraftwerkskapazitäten steigen exponentiell

Wie gut sich der Markt seit der ersten Finanzierungs­runde durch die KfW und ihre Partner entwickelt hat, zeigen die Zahlen. So betrug die Gesamtkapazität mexikanischer Photovoltaik­anlagen noch 2015 weniger als 300 Megawatt. Im Jahr 2022 ist die Kapazität der Kraftwerke bereits auf 9.300 Megawatt gestiegen – ein Plus von mehr als 3.000 %.

In wenigen Jahren hat die Photovoltaik so die Windenergie bei den Erzeugungs­kapazitäten überholt. Bei den Erneuerbaren in Mexiko generiert mittlerweile nur noch die Wasserkraft eine höhere Leistung. Da die Kapazitäten hier aber lediglich um 9 % pro Jahr zulegen, dürfte die Photovoltaik schon bald die wichtigste erneuerbare Energie­quelle Mexikos sein.

Allerdings gibt es mittlerweile auch Faktoren, die den Ausbau der Erneuerbaren und damit der Photovoltaik in Mexiko bremsen. So hat der zwischen 2018 und 2024 amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador einige der Regelungen zugunsten der erneuerbaren Energien, die sich aus der Energiereform 2013 ergeben hatten, wieder eingeschränkt. Vor allem private Kapitalgeber in Mexiko halten sich daher mit Investitionen in grüne Energie­infrastruktur zurück.

KfW hält Mexiko die Treue

Trotz der neuen regulatorischen Hürden engagiert sich die KfW weiterhin in Mexiko und erwartet positive Akzente der neuen Administration unter Präsidentin Claudia Sheinbaum, die seit Oktober 2024 im Amt ist. Ihr Schwerpunkt bleibt dabei die Finanzierung von Projekten im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien. Da sich die Photovoltaik gut auf dem Markt etabliert hat und die KfW Entwicklungs­bank zudem Erfahrung mit Windkraft­anlagen sowie im Bereich Energie­effizienz in Mexiko entwickeln konnte, engagiert sich die KfW weiterhin in Mexiko. Ein neues Vorhaben zur Förderung von Investitions­maßnahmen zur CO2-Reduktion und Finanzierung von erneuerbaren Energien mit Bancomext befindet sich daher aktuell in der Vorbereitung.

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