Der Irak ist seit Jahrzehnten ein von Kriegen geplagtes Land. Auf den Golfkrieg der 80er Jahre sowie den anschließenden Zweiten Irakkrieg folgte schon bald der Krieg gegen den sog. Islamischen Staat. Seit der Zerschlagung des IS ist die politische, konfessionelle und territoriale tiefe Spaltung des Landes umso deutlicher hervorgetreten. Die langfristige Stabilisierung und Entwicklung des Landes hängen auch von der Zukunft der noch immer mehr als 1,1 Mio. Binnenvertriebenen ab (IOM, Dezember 2023). Knapp 5 Mio. Binnenvertriebene sind bereits in ihre Heimatorte zurückgekehrt – das heißt: viel grundlegende Infrastruktur wurde bereits neu gebaut oder rehabilitiert. Dazu leistet auch die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des Auswärtigen Amtes einen Beitrag. Schon 2017 vergab die KfW einen Ungebundenen Finanzkredit (UFK) in Höhe von 500 Mio. Euro an die irakische Regierung. Mit diesen Mitteln wurden in den letzten Jahren beispielsweise acht mobile Umspannstationen in und um Mossul wiederaufgebaut, die 140.000 Haushalte, aber auch Krankenhäuser und Schulen versorgen. Auch eine Brücke in der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul wurde rehabilitiert sowie drei weitere in der Region Ninive, und die Hauptverbindungsstraße von Mossul Richtung Bagdad wurde auf einer Länge von ca. 95 km in Stand gesetzt; Krankenhäuser an zwei Standorten werden zusätzlich aufwändig saniert. All das schafft Perspektiven – und Vertrauen in den Staat – für die Geflüchteten und trägt zur Stabilisierung des Landes bei. Alle Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit den irakischen Ministerien geplant und umgesetzt. Eine koordinierende Rolle hat dabei der irakische 'Reconstruction Fund for Areas Affected by Terroristic Operations' (ReFAATO).
Die Versorgung mit sauberem Wasser ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Kommunen, um angemessene Lebensbedingungen zu schaffen. Während der Zeit nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein und insbesondere während der IS-Besetzung in den letzten Jahren litten die bestehenden Wasserversorgungssysteme unter mangelnder Wartung, fehlenden Ersatzteilen und Chemikalien für die Aufbereitung sowie unter schlechter Betriebsführung aufgrund fehlenden technischen Personals oder sogar in einigen Fällen unter den direkten Auswirkungen militärischer Operationen. Hinzu kommt, dass das Jahr 2023 das dritte Dürrejahr in Folge war – eine Auswirkung des Klimawandels. Das macht eine nachhaltige Nutzung der raren Wasserreserven umso wichtiger.
In der Region Mossul / Ninive leidet die Bevölkerung Berichten zufolge an typischen durch Wasser übertragenen Krankheiten – das hält die Binnenvertriebenen davon ab, in die Region zurückzukehren. 45 Mio. Euro aus dem UFK werden für eine Wasserkomponente mit „Quick-Win-Maßnahmen“ insgesamt investiert. Damit werden die Trinkwasserversorgung und die sanitären Bedingungen in den befreiten Gebieten in der Region Ninive verbessert. Die Investitionen umfassen Wasserfassungen, Wasseraufbereitungsanlagen, Übertragungsleitungen und Reservoirs. Außerdem wurden Ausrüstungsgegenstände und Fahrzeuge für die Abwasser- und Wasserbehörden in Ninive beschafft, damit sie die nötigen Reparaturarbeiten an Netzen und Anlagen durchführen können, außerdem Reinigungsarbeiten am Kanalnetz im schwer betroffenen Mossul.
An mehreren Standorten werden insgesamt 23 Wasseraufbereitungsanlagen installiert, 22 hiervon wurden 2023 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Zuvor wurde „Rohwasser“ unbehandelt aus dem Tigris entnommen und ohne Desinfektion in die Verteilungssysteme gepumpt. Die Folge: die Bevölkerung leidet an typischen, durch Wasser übertragenen Krankheiten, vor allem Durchfallerkrankungen. Nach Fertigstellung werden voraussichtlich 240.800 Menschen von einer direkten und sicheren Wasserversorgung profitieren, weitere 20.000 bis 30.000 werden mit Tankfahrzeugen versorgt.
„Die Verbesserung der Wasserversorgung wird ein Faktor für die weitere Rückkehr von Geflüchteten und Vertriebenen in ihre Heimatorte sein“, sagt Lena Pohl, in der KfW Entwicklungsbank zuständig für die Wasserkomponente des Programms. „Familien kehren eher zurück, wenn sie wissen, dass sie an ihrem Wohnort mit sicherem Wasser versorgt werden“.
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