E-Learning für Grundschüler in Malawi

Lesen und rechnen lernen am Tablet – für bessere Lernerfolge und mehr Motivation

Malawi: zwei Schülerinnen sitzen im Klassenraum auf dem Boden mit einem Tablet auf dem Schoß, auf dem sie Rechenaufgaben lösen.
Lesen und rechnen lernen am Tablet – das macht Kindern Spaß und motiviert sie.
Malawi: Schüler sitzen im Klassenraum auf dem Boden mit Tablets auf ihren Schößen, auf denen sie, von ihrer Lehrerin beobachtet, Schulaufgaben lösen.
Lehrkräfte unterstützen die Schülerinnen und Schüler im Lernzentrum bei Bedarf.

Die Bedingungen für Lehrer und Schüler an malawischen Grundschulen sind herausfordernd, vor allem die Größe der Klassen: Im Schnitt kommen auf einen Lehrer oder eine Lehrerin 68 Schülerinnen und Schüler, manchmal sind es sogar über 100. An vielen Schulen werden zwei Klassen gleichzeitig in einem Raum unterrichtet. Kein Wunder, dass die Wiederholerrate bei 22 % liegt und nur 37,6 % der Kinder der Übergang in die Sekundärbildung gelingt.

Die malawische Regierung unternimmt große Anstrengungen, um das zu ändern: Es besteht Schulpflicht, seit 1994 ist der Grundschulunterricht in Malawi kostenlos und die Einschulungsraten sind seither gestiegen. Aber – auch wegen hoher Geburtenraten – bleiben die Klassen zu groß, nur wenige Schulen sind angemessen ausgestattet, und viele Lehrerinnen und Lehrer sind unzureichend ausgebildet.

Die KfW Entwicklungsbank engagiert sich seit vielen Jahren im Grundbildungssektor in Malawi: mit der Rehabilitierung von Lehrerausbildungsstätten (Teacher Training Colleges, TTC), der Modernisierung von Grundschulen mit neuen Klassenzimmern, Lehrerhäusern, Wohnheimen für Lehramtsstudenten, Verwaltungsgebäuden und Latrinen. Seit drei Jahren fördert die KfW das seit 2014 bestehende Programm „E-Learning in der Grundschulbildung – Unlocking Talents“. Ergänzend zum Unterricht in der Klasse können die Schülerinnen und Schüler – beschränkt auf die zweite Klasse – einmal pro Woche für eine Stunde ein Lernzentrum besuchen und dort mit einem Tablet z. B. Buchstaben schreiben, Gegenstände einander zuordnen oder Rechenaufgaben lösen. Jedes Kind lernt in seiner eigenen Geschwindigkeit, darf wiederholen, so oft es möchte, erhält auch Unterstützung durch speziell geschulte Lehrkräfte. Eine Erfahrung ist, dass die Kinder sich über ihre sichtbaren Fortschritte freuen und gerne mit dem Tablet lernen. Die Folge: Auch im Gruppenunterricht arbeiten sie motiviert mit und bleiben dran. Die Zahl der „geschwänzten“ Tage ist deutlich gesunken.

Die Apps stammen von der britischen Nichtregierungsorganisation Onebillion, die 2014 gemeinsam mit der norwegischen Entwicklungszusammenarbeit, UNICEF und DFID „Unlocking Talent“ in Malawi begonnen hat. Ihr Ziel: Eine Milliarde Kinder weltweit rechnen und lesen in ihrer eigenen Sprache – unterstützt durch die Lernsoftware, die bei Onebillion programmiert wird. Die Landessprache in Malawi ist Chichewa.

Seit 2018 läuft die zweite Phase des Projekts, mit 16 Mio. EUR gefördert durch die norwegische EZ und die KfW Entwicklungsbank (FZ-Anteil: 13 Mio. EUR). Mit den FZ-Mitteln soll bis 2023 der Bau von bis zu 178 Lernzentren sowie der Kauf von Solarzellen und Tablets finanziert werden – bis zu 156.000 Schülerinnen und Schüler werden davon profitieren.

Ein Team der Universität Nottingham hat die erste Phase von „Unlocking Talent“ evaluiert; die Ergebnisse zeigen durchgängig gute Lernfortschritte und einen Rückgang der geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede.

Lamulo Nsanja ist Wirtschaftswissenschaftler mit über 10 Jahren Berufserfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit in Malawi. Zu seinen Schwerpunkten gehören vor allem die sozialen Sektoren, nämlich Bildung und Gesundheit sowie öffentliche Finanzen und Wirtschaftsmanagement. Lamulo arbeitet als Senior Country Economist für den Bildungsbereich für die KfW Entwicklungsbank im Büro in Lilongwe. Er bestätigt: „Gerade für Kinder mit mehr Potenzial erhöht sich mit dem digitalen Klassenzimmer die Chance auf mehr und bessere Bildung – eine wichtige Voraussetzung für eine Berufsausbildung und Beschäftigung.“

Erfahren Sie mehr zur NGO auf www.onebillion.org