Im Rahmen des FZ-Regionalprogramms Palästinensische Flüchtlinge Nahost (REPAC) werden partizipative Projekte zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur in palästinensischen Flüchtlingslagern im Nahen Osten durchgeführt. Das Programm, welches die KfW im Auftrag des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) finanziert, wird in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East, UNRWA) umgesetzt. Ein Fokus der Maßnahmen, die im Rahmen eines partizipativen Auswahlprozesses festgelegt werden, liegt auf der Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse durch Investitionen in öffentliche Infrastruktur und (Wieder-)Aufbau von Wohnraum. Eine Erfolgsgeschichte lässt sich aus dem Camp Deir-el-Balah südlich von Gaza Stadt berichten.
Mit seinen rund 2 Mio. Bewohnerinnen und Bewohnern auf 365 km2 – etwa 5.800 Personen pro km2 – zählt der Gazastreifen zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. 1,4 Mio. Bewohnerinnen und Bewohner leben seit mehr als 70 Jahren als UNRWA-registrierte Flüchtlinge im Gazastreifen. Ihre Lebenssituation ist von der 16 Jahre anhaltenden Blockade durch Israel und der fortwährenden Konfliktsituation geprägt. 58 % der in Gaza lebenden Personen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Die wiederkehrenden gewaltsamen Ausbrüche haben negative Auswirkungen auf die Wohnsituation im Gazastreifen. Während der Eskalationen im August 2022 wurden beispielsweise 1.500 Wohneinheiten beschädigt oder zerstört. Daneben verschlechtert auch die seit Jahren anhaltende sozioökonomische Krisensituation die Wohnverhältnisse – während die Bevölkerungszahl stetig zunimmt und den ohnehin knapp verfügbaren Wohnraum weiter einschränkt. Mehr als 21.000 bestehende Wohneinheiten im Gazastreifen erfüllen nicht die Mindestanforderungen an Wohnraum, Hygienestandards und Privatsphäre.
Mit der finanziellen Unterstützung Deutschlands und der KfW entwickelte UNRWA unter REPAC einen bedarfsorientierten und partizipativen Ansatz, um den multiplen Krisen – vor allem der Wohnungskrise – im Gazastreifen entgegenzuwirken.
Auch das kleinste Flüchtlingscamp Deir-el-Balah ist von der Wohnungskrise betroffen. Das Camp ist überbevölkert, viele Häuser sind nicht ans Strom- und Wassernetz angeschlossen und in die schmalen und zum Teil nicht befestigten Straßen dringt kaum Sonnenlicht.
Unter der neunten Projektphase des REPAC-Programms werden diese Verhältnisse durch einen partizipativ erstellten Camp-Entwicklungsplan addressiert. Marode Häuser werden abgerissen, so wird Platz für breitere und befestigte Straßen und Gehwege sowie offene Plätze geschaffen. Die Familien aus den Abrisshäusern werden im Rahmen eines freiwilligen Umsiedlungsplans (Relocation Action Plan, RAP) in dafür neu gebaute mehrstöckige Wohngebäude umgesiedelt. Darüber hinaus schaffen die Bauarbeiten wichtige Arbeitsplätze in einer Region, die 2022 eine Arbeitslosenquote von über 45 % verzeichnete.
In Deir-el-Balah konnten eine der Hauptstraßen verbreitert und fußgängerfreundlicher gestaltet sowie zehn offene Plätze geschaffen werden. Dafür wurden insgesamt über 150 Familien umgesiedelt, für die 13 mehrstöckige Wohngebäude mit über 150 Wohnungen gebaut wurden. Der Film von UNRWA zeigt eindrücklich die gesteigerte Lebensqualtität der Familien in ihren neuen Wohnungen.
Unter den umgesiedelten Familien ist auch Khader Thabet mit seiner Frau, seinen drei Kindern und vier Enkeln. Khader ist 77 Jahre alt und arbeitete 40 Jahre lang als Arabischlehrer in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit der Rente kehrte er zurück in das Camp Deir-el-Balah. Jedoch war das ehemalige Haus seiner Familie unbewohnbar geworden. „Als ich unser Haus zum ersten Mal betrat, war ich schockiert. Unter solchen Umständen kann offensichtlich kein Mensch leben“, beschreibt er die Situation. Da das Geld für keine Miete reichte, kam die palästinensische Flüchtlingsfamilie kurzzeitig bei Verwandten unter. Mit der Umsiedlung und dem Bau der mehrstöckigen Häuser unter dem REPAC-Projekt erhielten auch Khader und seine Familie eine eigene Wohnung. „Nach jahrelanger Flucht und Vertreibung kann ich mich endlich wohlfühlen und die letzten Jahre meines Lebens an einem Ort genießen, den ich mein Zuhause nennen kann“, sagt er mit einem zufriedenen Lächeln.
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