Vielfältig anbauen, Existenzen sichern

Wie nachhaltige, traditionelle Landwirtschaft und Armutsreduzierung Hand in Hand gehen können.

Frau hält Früchte in der Hand
Der traditionelle Landbau der indigenen Bevölkerung schützt die Vielfalt des Ökosystems.

Viele indigene und kleinbäuerliche Gemeinschaften in Zentralamerika sehen sich durch einen Verdrängungswettbewerb der industriellen Landwirtschaft in ihrer Existenz bedroht. Ihre traditionellen Sorten müssen zunehmend wenigen hochproduktiv gezüchteten Kulturen weichen. Andere Gemeinschaften wiederum leben in so entlegenen Regionen, dass sie weder Zugang zu Märkten noch zu Finanzkapital haben. Um die Landbevölkerung zu unterstützen und zugleich dem Artenschwund entgegenzuwirken, hat die KfW im Auftrag der Bundesregierung ein Regionalprogramm mit dem Ziel aufgelegt, Agrobiodiversität in und durch indigene kleinbäuerliche Gemeinschaften zu fördern.

Beispiel Tacuba in El Salvador: Die Gemeinde liegt am Rande des größten und artenreichen Nationalparks des Landes, dem El Imposible: Rund 400 Baumarten, fast 300 verschiedene Vogelarten, zahlreiche Säugetiere und hunderte Arten von Schmetterlingen kommen dort vor. Die größtenteils indigene Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft.

Damit die Kleinbauernfamilien ihre traditionelle Produktionsweise beibehalten können, werden sie von dem Regionalprogramm „Agrobiodiversität in Zentralamerika“ unterstützt. „Es geht darum, die Ernährungslage zu verbessern und gleichzeitig die Vielfalt ihrer natürlichen Umwelt zu erhalten“, erläutert die zuständige Portfoliomanagerin Susanne Berghaus. Das bewahrt den Genpool, der entscheidend dafür ist, um sich an veränderte klimatische Bedingungen anpassen zu können. Dieses Vorgehen stärkt zudem den Naturhaushalt – was wiederum ein Beitrag zum Klimaschutz ist, da Pflanzen, Wälder und Böden natürliche CO2-Senken bilden.

Mann zwischen Sträuchern und hält Gemüse in der Hand
Mit Hilfe eines Regionalprogramms können Kleinbauern ihre traditionelle Produktionsweise erhalten und ihre Existenz sichern.

Insgesamt 25.000 Menschen in Belice, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras und Panama profitieren von dem Programm, das drei wesentliche Ziele verfolgt: Die Produktivität in traditionellen landwirtschaftlichen Betrieben zu erhöhen; deren Produkte weiter zu verarbeiten und zu vermarkten und das Wissen über Pflanzen und traditionelle Anbauweisen zu verbreiten.

Die in Costa Rica ansässige Nichtregierungsorganisation ACICAFOC (Asociación Coordinadora Indígena y Campesina de Agroforestería Comunitaria Centroamericana) setzt das Programm für die KfW um. Dabei findet ein reger Austausch mit den indigenen Kleinbauern statt; die Förderideen kommen meist von den Basisgruppen selbst.

In der Gemeinde Tacuba hat sich seit Beginn der Förderung einiges getan: Gärten für Heilpflanzen sind entstanden; dazu Anbauflächen für Maniok, Kaffee und Kakao sowie für Obstbäume mit Sorten wie Papaya, Loquat, Avocado, Guánaba oder Taubenerbse. Auch einheimische Gemüsearten wie die kreolische Gurke oder Spinat wachsen dort. Dass alles blüht und sprießt, liegt auch an gut einem Dutzend Reservoirs für Regenwasser, die mit Hilfe des Programms gebaut wurden. Das Besondere dabei: Die landwirtschaftlichen Aktivitäten finden im Agroforst statt; das heißt, sie werden mit Bäumen oder Sträuchern kombiniert – das ist wichtig für den Klimaschutz.

Inzwischen sind fast 70 Kleinprojekte und Gemeinden Teil des Programms. Die Maßnahmen sehen überall ein wenig anders aus, aber es eint sie das Ziel: Die Lebensgrundlage der überwiegend armen Bevölkerung zu sichern, indem traditionelle und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zum Einsatz kommen. „Das hilft den Menschen sowie der Umwelt – und davon profitieren dann letztlich auch wieder die Menschen“, beschreibt Susanne Berghaus den Erfolg des Programms.