Meldung vom 07.10.2020 / KfW Entwicklungsbank

Programm ländliche Wasserversorgung – Marokko

Vertragsverhandlungen in Marokko
Vertragsverhandlungen in Marokko.

Während die Bewohner von Marokkos Städten und urbanen Zentren zunehmend von gesichertem und nachhaltigem Zugang zu Trinkwasser profitieren, besteht in ländlichen Regionen oftmals noch hoher Nachholbedarf. Gerade im infrastrukturschwachen Norden des Landes gilt es, vorhandene Strukturen auszubauen und innovative Projekte umzusetzen. Das geschieht im Rahmen des „Programms zu ländlicher Wasserversorgung“, um im Einklang mit der Agenda 2030 und dem Menschenrecht auf Wasser Privathaushalten, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen auch im entlegenen Hinterland Marokkos eine klimaresiliente Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung zu ermöglichen. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt die KfW Entwicklungsbank den marokkanischen Partnern dafür ein Darlehen i. H. v. 30 Mio. EUR zur Verfügung. Der Darlehensvertrag wurde am 07.10.2020 von KfW und dem Projektträger ONEE (Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable) unterzeichnet.

Im Zentrum des Programms stehen 450 kleine Dörfer, Douars genannt, in denen in der Regel weniger als 3.000 Einwohner leben. In 150 der 450 Douars sollen mit Hilfe des KfW-Darlehens Investitionsmaßnahmen zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung finanziert werden, die Begleitung ländlicher Trinkwasservorhaben durch Consultingleistungen ist an allen 450 Standorten vorgesehen. Die Douars liegen in den Provinzen Tanger und Chefchaouen sowie angrenzenden Gebieten und sind bislang nicht an eine leitungsgebundene Trinkwasserversorgung angeschlossen. Zum Teil werden die Dörfer aufwändig mit Hilfe von Wassertankwagen versorgt, der Preis liegt um ein Vielfaches über dem „Normalpreis“. Viele Dorfbewohner holen ihr Wasser aus ungesicherten Quellen, oft muss es über weite Strecken in Kanistern und Eimern getragen werden. Der Anschluss dieser Orte wird einen bedeutsamen Beitrag zum SDG6 - Sauberes Wasser und Sanitärversorgung - leisten. Für die Menschen bedeutet die sichere Wasserversorgung auch eine verbesserte Gesundheit, ökonomische Entwicklung und damit eine höhere Lebensqualität. Schließlich wird dem sozio-ökonomischen Gefälle zwischen städtischem und ländlichem Raum entgegengewirkt - historisch ein bedeutendes Motiv für Landflucht und soziale Unruhen. Und: gerade für Frauen und Mädchen birgt die Bereitstellung einwandfreien Trinkwassers Chancen. Denn bislang mussten sie Wasser von entfernten Quellen holen und zuhause abkochen. Wertvolle Zeit, in der Mädchen nicht zur Schule gehen und Frauen nicht einer bezahlten Tätigkeit nachgehen können. Dies führte zu einer langfristig negativen Auswirkung auf die Geschlechtergerechtigkeit. Somit bedient das Vorhaben nicht bloß SDG6, sondern auch SDG3 - „Gesundheit und Wohlergehen“ - sowie SDG5, „Geschlechtergleichheit“. Um die Inklusion und Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten, wird großer Wert auf die Einbindung der Zielgruppe in sämtliche relevanten Entscheidungen der Projektvorbereitung und –durchführung gelegt.

Als Projektträger wird die ONEE mit Unterstützung der KfW Entwicklungsbank ab 2020 mit der Durchführung beginnen. Konkret: der Bau von Transportleitungen mit Pumpstationen, Trinkwasserspeichern, Wasserverteilungssystemen und Hausanschlüssen. Die Maßnahmen sind auf eine nachhaltige Wirksamkeit bezüglich ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte hin entworfen. In einer Begleitmaßnahme sollen Dorfbewohner eingebunden und sensibilisiert werden. Eine Maßnahme betrifft die geplante Einrichtung eines sowohl persönlich als auch digital zugänglichen, interaktiven Servicepoints, der den Dialog zwischen dem Träger ONEE und der Zielgruppe vereinfachen und damit zur stärkeren Kundenbindung sowie der Verbesserung der Zahlungswilligkeit der Kunden beitragen soll.