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Afrikanische Union
Grenzübergreifender Handel als Entwicklungschance
Die Afrikanische Union (AU), seit 2002 Nachfolgerin der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), ist der Zusammenschluss aller 54 afrikanischer Staaten (außer Marokko). Sie hat ihren Sitz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Erklärtes Ziel der AU ist es, die Zukunft des Kontinents zu gestalten, politische und wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und Friedensprozesse zu fördern. Die KfW Entwicklungsbank unterstützt die AU im Auftrag der Bundesregierung in den Schwerpunkten Frieden und Sicherheit, regionale wirtschaftliche Integration und gute Regierungsführung und unterstützt Projekte in den Bereichen der Bildung und Beschäftigungsförderung sowie der Landwirtschaft und Dürreversicherung.
In der Agenda 2063 hat die Afrikanische Union (AU) die hohe Bedeutung von Bildung für ihre Mitgliedsländer herausgestellt. Die Förderung von hochwertiger Forschung und Lehre an Universitäten ist dabei ein Schlüssel, da qualifizierte Fachkräfte mit praxisrelevanten Fähigkeiten auf dem Kontinent dringend benötigt werden. Hier wurde bereits in vielen afrikanischen Ländern ein entscheidender Engpass identifiziert. Daher hat die AU berufsorientierte Aus- und Weiterbildung in ihrer „Kontinentalen TVET-Strategie“ priorisiert.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt die AU im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Bereich der Hochschulbildung und der berufsorientierten Aus- und Weiterbildung durch zwei Projekte. Zum einem entsteht die Panafrikanische Universität, die als AU-Netzwerkuniversität aufgebaut wird. Sie besteht aus einem Wissenschaftsnetzwerk sowie fünf Kompetenzzentren unterschiedlicher Fachrichtungen, die in verschiedenen afrikanischen Ländern angesiedelt sind. Die KfW Entwicklungsbank unterstützt den Aufbau des Zentrums für Wasser- und Energiewirtschaft (PAUWES) am Standort Tlemcen in Algerien. Zum anderen unterstützt die KfW die AU und ihre Durchführungsorganisation NEPAD beim Aufbau der „Skills Initiative for Africa“, um innovative, praxisrelevante und nachhaltige Aus- und Weiterbildungsinitiativen von öffentlichen und privaten Institutionen in den Mitgliedsstaaten der AU zu finanzieren.
Projektbeispiel - Berufsbildung (PDF, 93 KB, nicht barrierefrei)
Die Bundesregierung unterstützt die Afrikanische Union in ihrem Bestreben, die wirtschaftliche Entwicklung in ihren Ländern zu fördern. In diesem Schwerpunkt werden durch die Finanzielle Zusammenarbeit die Vorbereitung von grenzüberschreitenden Infrastrukturmaßnahmen gefördert und Zuschüsse für die Entwicklung von Geothermie-Projekten vergeben.
Vorbereitungsfazilität für Infrastrukturprojekte
Der 2004 gegründete Projektvorbereitungsfonds NEPAD-IPPF (Infrastructure Project Preparation Facility) soll den Weg für eine zügige Umsetzung von Infrastrukturvorhaben mit grenzüberschreitendem Charakter in Afrika ebnen. Der Fonds dient afrikanischen Regierungen und Regionalorganisationen dazu, durch die Erstellung von Machbarkeitsstudien, der Begleitung von Ausschreibungen, Workshops und Kapazitätsaufbau die Lücke zwischen Projektidee und Umsetzung in der Strom- und Wasserversorgung sowie im Transport und in den Informations- und Kommunikationstechnologien zu schließen und dabei öffentliche wie private Investoren zu mobilisieren.
Der Multi-Donor-Trust-Fund wird von der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) im Auftrag der „New Partnership for Africa‘s Develpment“ (NEPAD) verwaltet und durch die Bundesregierung und andere Geber finanziert. Seit seiner Gründung wurde finanzielle Unterstützung für über 60 Vorbereitungsmaßnahmen zugesagt, wovon bislang über die Hälfte abgeschlossen wurde. Für rund ein Viertel der großvolumigen und grenzüberschreitenden Infrastrukturprojekte konnte zudem bereits die Finanzierung gesichert werden.
Risikomitigation für Geothermieprojekte
Stromknappheit beeinträchtigt in allen ostafrikanischen Staaten die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Gleichzeitig verfügen die Länder entlang des ostafrikanischen Grabens (Rift Valley) über ein geothermisches Potenzial von mehr als 15.000 Megawatt (MW). Die Risiken und Kosten, die mit der Exploration und Nutzung von Geothermie verbunden sind, behindern jedoch die Ausschöpfung dieser Energieressource. Diese Hürde möchten die ostafrikanischen Staaten mit einem regionalen Ansatz überwinden. Im Juni 2009 haben die Energieminister aus elf Anrainerstaaten des Ostafrikanischen Grabens daher die Addis Abeba-Erklärung zu geothermischer Energie (Addis Ababa Declaration on Geothermal Energy) unterzeichnet. Darin haben sie die Kommission der Afrikanischen Union (AUK) beauftragt, eine Strategie für die regionale Zusammenarbeit bei der Erschließung des geothermischen Potenzials in Ostafrika zu erarbeiten.
Gemeinsam mit der Afrikanischen Union hat die KfW, unterstützt mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des EU-ITF sowie des britischen Department for International Development (DFID), eine regionale Fazilität aufgesetzt, um die Entwicklung von Geothermie in Ostafrika zu unterstützen. Die AUK ist maßgeblich an der Umsetzung dieser Fazilität beteiligt und dient als Ansprechpartner für die Länder Ostafrikas im Bereich Geothermie.
Viele der oftmals agrarisch geprägten Mitgliedstaaten der AU sind zahlreichen Risiken ausgesetzt, die landwirtschaftliche Aktivitäten beeinflussen und häufig zu geringen und volatilen Einkommen der ländlichen Bevölkerung, einer niedrigen Produktivität und schwankenden Preisniveaus führen. Das bisherige ad-hoc Management vieler Staaten im Falle von Krisen und Naturkatastrophen hat sich als wenig effizient herausgestellt. Durch zwei Vorhaben mit Mitteln in Höhe von knapp 100 Mio. EUR fördert die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung regionale Initiativen zur Entwicklung und Implementierung von Risikomanagement-Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Platform for Agricultural Risk Management (PARM)
Ein sichtbares Ergebnis der G8- und G20-Diskussionen über Ernährungssicherheit und die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität ist die Platform for Agricultural Risk Management (PARM), eine 2013 beschlossene Partnerschaft mehrerer Geber mit dem Ziel, nachhaltiges Wachstum der Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und eine Verbesserung der Lebensgrundlagen ländlicher und armer landwirtschaftlicher Haushalte zu erreichen. PARM strebt eine Stärkung des landwirtschaftlichen Risikomanagements in Entwicklungsländern an, unterstützt sie bei der Institutionalisierung entsprechender Richtlinien und ermöglicht einen systematischen Wissensaustausch.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt im Auftrag der Bundesregierung die Umsetzung des PARM-Prozesses in Mitgliedsländern der New Partnership for Africa’s Development (NEPAD). Im Rahmen der PARM-Initiative werden geeignete Risikomanagementstrategien im landwirtschaftlichen Bereich und konkrete Instrumente in derzeit neun Pilotländern identifiziert. Ziel des Vorhabens der Finanziellen Zusammenarbeit ist die erfolgreiche Umsetzung von Pilotmaßnahmen, um die durch PARM identifizierten Risikomanagementinstrumente in die Praxis umzusetzen und replizierbare Modelle für weitere Finanzierungen durch Geber und Mitgliedsländer zu schaffen. Das Vorhaben finanziert daher pilothaft die Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen sowie unterstützende Beratungsmaßnahmen.
African Risk Capacity (ARC) - Versicherung gegen Extremwetterereignisse
Als Folge des Klimawandels werden Extremwetterereignisse in Afrika in den kommenden Jahren nicht nur häufiger auftreten, sondern auch intensiver ausfallen. Um die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Länder gegenüber Extremwetterereignissen wie z.B. Dürren und tropischen Wirbelstürmen zu erhöhen und ihre Abhängigkeit von internationaler Nothilfe im Katastrophenfall zu verringern, wurde mit maßgeblicher Unterstützung der deutschen Finanziellen Zusammenarbeit ein innovatives Risikomanagementinstrument für die Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union geschaffen: Die African Risk Capacity (ARC). ARC bietet afrikanischen Ländern bislang eine Dürreversicherung an. Versicherungsprodukte zur Absicherung der Risiken von tropischen Wirbelstürmen und Überschwemmungen sollen folgen.
Zu den Beitrittsbedingungen gehören klar definierte Nothilfepläne, mit denen die Teilnehmerstaaten vorab festlegen, was im Katastrophenfall mit der ausgezahlten Versicherungssumme passieren soll. Vor allem ländliche Bevölkerungen leiden unter Dürren. Die internationale Nothilfe erreicht die betroffenen Regionen häufig erst einige Monate nach Dürreeintritt. Die Vorräte der Kleinbauern und ihrer Familien sind allerdings wesentlich schneller aufgebraucht, weswegen sie sich gezwungen sehen, ihr Vieh notzuschlachten und ihre Besitztümer zu verkaufen. Mit Hilfe der Dürreversicherung können die kritischen Monate nach Dürreeintritt, bis die internationale Nothilfe eintrifft, wirkungsvoll überbrückt werden. Der Versicherungsfall „Dürre“ wird mit Hilfe von Satellitendaten festgestellt. Indem ARC diesen parametrischen Versicherungsansatz mit einer Vorab-Notfallplanung und mit Frühwarnelementen kombiniert, sind die Länder nicht nur besser auf den Katastrophenfall vorbereitet, sie haben auch schneller Mittel zur Verfügung, mit welchen sie Nothilfemaßnahmen für die betroffene Bevölkerung umsetzen können. Die Gelder aus der Versicherungsauszahlung werden bspw. in Nahrungsmittel und Futterhilfen für Vieh investiert.
Die ARC ist in die unter der deutschen G7-Präsidentschaft lancierte Initiative zur Absicherung von Klimarisiken eingebettet. Mithilfe der Initiative sollen bis 2020 400 Millionen Menschen zusätzlich vor Klimarisiken geschützt werden. ARC soll zur Erreichung dieses Ziels einen wesentlichen Beitrag leisten: durch die indirekte Absicherung von bis zu 150 Millionen Menschen.