Meldung vom 17.10.2017 / KfW Entwicklungsbank

Fortschritte im Kampf gegen Hunger

KfW und Welthungerhilfe stellen Hungerindex 2017 in Berlin vor

Masuma Zaidi vom KfW-Büro Islamabad
Engagiert diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die verschiedenen Dimensionen von Hunger.

Hunger ist heute weniger verbreitet als im Jahr 2000, aber von einer Welt ohne Hunger ist die Menschheit immer noch weit entfernt. So lassen sich die Ergebnisse des diesjährigen Welthunger-Indexes (WHI) zusammenfassen, den die KfW zum fünften Mal in Folge gemeinsam mit der Welthungerhilfe in Berlin vorgestellt hat. In diesem Jahr widmet sich der Bericht dem Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Hunger. Vor rund 250 Zuhörern gingen Experten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft dem Thema und seinen verschiedenen Ausprägungen in einer Abendveranstaltung in der Berliner Kalkscheune nach.

So ist der WHI zur Messung des Hungers gegenüber dem Jahr 2000 um 27 Prozent gesunken. Von 199 untersuchten Ländern weisen heute 43 niedrigere Werte auf als damals, dort ist der Hunger inzwischen deutlich eingedämmt. Das gilt besonders für Osteuropa, Lateinamerika und Teile Asiens. Die größten Erfolge in der Zeit haben die Länder Kambodscha, Ruanda und Myanmar erzielt.

Marc Engelhardt, KfW-Abteilungsleiter
Marc Engelhardt, KfW-Abteilungsleiter

Weniger ermutigend ist die Lage in Afrika und in Südasien; hier leiden weltweit noch am meisten Menschen unter Hunger. In der Zentralafrikanischen Republik beschreibt der Index die Situation sogar als "gravierend", im Tschad, in Madagaskar, Sambia, Sierra Leone, Jemen und Liberia als sehr ernst. Als Ursachen dafür gelten Krieg, schlechte Regierungsführung sowie Naturkatastrophen. "Das sind die drei Hauptfaktoren für Hunger", führte Klaus von Grebmer vom International Food Policy Research Institute aus, einer der an der Berechnung des Index beteiligten Wissenschaftler.

Kein Grund, sich zurückzulehnen

Die Fortschritte der vergangenen Jahre seien zwar gute Nachrichten, aber kein Grund, sich auszuruhen, sagte KfW-Abteilungsleiter Marc Engelhardt angesichts der Ergebnisse des WHI. "Hunger wäre vermeidbar, unser Planet könnte alle Menschen ernähren, das Potenzial an Boden, Wasser und Pflanzen ist vorhanden." Die KfW werde ihre Arbeit gegen Hunger und Mangelernährung fortsetzen. Derzeit erreiche sie mit 200 laufenden Vorhaben geschätzte 75 Millionen Menschen im ländlichen Raum, so Engelhardt.

Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, sagte, Frauen, indigene Völker und Menschen in ländlichen Regionen litten häufiger unter Ungleichheit und seien deshalb besonders von Hunger betroffen. "Ungleichheit und Hunger gehören untrennbar zusammen. Hunger ist oft Folge des Machtungleichgewichts im Ernährungssystem." Sie forderte daher unter anderem mehr Investitionen in die Landwirtschaft. "Menschen, die in der Ungleichheit gefangen sind, gehen dorthin, wo sie bessere Perspektiven für sich sehen." Der Kampf gegen Hunger sei deshalb immer auch ein Beitrag gegen Fluchtursachen.

Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe
Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe

Hunger selten selbst verschuldet

In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Dimensionen von Hunger näher beleuchtet. Dabei waren sich die Panelteilnehmer einig, dass Hunger in der Regel nicht selbst verschuldet und fast immer eine Folge verschiedener Formen von Ungleichheit ist.

Am Fall Pakistans, wo die Lage dem WHI zufolge als "ernst" gilt, machte Masuma Zaidi vom KfW-Büro in Islamabad deutlich, dass neben ökonomischen, auch politische, ökologische, soziale und kulturelle Ungleichheiten wirken. Die reichen von starkem Bevölkerungswachstum und Überflutungen als Folge des Klimawandels bis hin zu Essensgewohnheiten in Familien, wo Frauen traditionell zuletzt zum Zug kommen.

Um tatsächlich "niemand zurückzulassen", wie in der Agenda 2030 vorgesehen, braucht es, so das Fazit des Abends, noch zusätzliche Anstrengungen. "Der Hunger geht zurück, aber es geht nicht schnell genug", sagte von Grebmer.

Weiterführende Informationen:

Welthunger-Index 2017

"Unterstützung von außen kann der entscheidende Anstoß sein" - Bärbel Dieckmann zum Welthunger-Index 2017