Meldung vom 06.06.2023 / KfW Entwicklungsbank

Stärkung der finanziellen Inklusion von Frauen

Women's World Banking unterstützt Frauen beim Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen

Mary Ellen Iskenderian und Christiane Laibach
Mary Ellen Iskenderian (Präsidentin und Geschäftsführerin von Women's World Banking), links, und Christiane Laibach (Mitglied des Vorstands der KfW), rechts, trafen sich kürzlich in der KfW in Frankfurt

Die Finanzwelt ist immer noch meist in der Hand von Männern: Weltweit haben weiterhin rund eine Milliarde Frauen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Die gemeinnützige Organisation Women's World Banking (WBB) hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern, Frauen verstärkt zu eigenem Einkommen zu verhelfen, sie besser am wirtschaftlichen Leben zu beteiligen und dafür zu sorgen, dass sie gleichberechtigt in Finanzinstitutionen vertreten sind. „Wir wissen zweifellos, dass eine Frau, die mehr Kontrolle über die finanziellen Mittel hat, die sie erwirtschaftet oder die in den Haushalt fließen, eine lautere Stimme hat und eine gewichtigere Rolle bei Entscheidungen im Haushalt spielt“, sagt die Präsidentin und Geschäftsführerin von WWB, Mary Ellen Iskenderian, die kürzlich mit KfW-Vorstandsmitglied Christiane Laibach zusammentraf. Die KfW unterstützt die Arbeit von WWB seit vielen Jahren und hat im Auftrag der Europäischen Kommission sowie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in beide Fonds der Organisation investiert.

Die finanzielle Inklusion von Frauen ist einer der Schlüssel für Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und Fortschritte bei der ökonomischen Entwicklung. Studien zeigen, dass die wirtschaftliche Stärkung von Frauen einen großen „Multiplikatoren-Effekt“ hat. Im Vergleich zu Männern investieren Frauen einen größeren Teil ihres Einkommens in ihre Familien und Gemeinden, etwa indem sie die Gesundheitsversorgung oder die Ernährung und Ausbildung ihrer Kinder finanzieren. Deutschland setzt auch deshalb unter der Entwicklungsministerin Svenja Schulze einen Schwerpunkt in der „Feministischen Entwicklungspolitik“, an der die KfW Entwicklungsbank intensiv mitwirkt. Denn die Finanzielle Zusammenarbeit kann langfristig nicht erfolgreich sein, wenn die weltweite Geschlechterungleichheit fortbesteht.

Women's World Banking trägt zur finanziellen Inklusion von Frauen bei, indem sie weltweit mehr als fünfzig unabhängige Mikrofinanzinstitutionen und Banken, die Kredite, Sparkonten und andere Finanzdienstleitungen insbesondere für Unternehmerinnen anbieten, unterstützt. Gleichzeitig geht es darum, Frauen als Beschäftigte, insbesondere auch in Managementpositionen, in den von WWB unterstützten Finanzinstitutionen und Unternehmen zu fördern. Dabei spielt die Digitalisierung eine immer größere und wichtigere Rolle: „Digitale Technologien haben das Potenzial, eine Wunderwaffe zu sein“, sagt Mary Ellen Iskenderian in einem Interview mit dem Netzwerk [digital.global]. „Es gibt viele Daten, die zeigen, dass Frauen, wenn ihnen die Technologie zur Verfügung steht, sie geschult werden, eher bereit sind, sich für einen digitalen Finanzdienstleister zu entscheiden.“ Doch dieser Zugang muss zunächst auch verstärkt geschaffen werden. Beim Smartphone-Besitz gibt es beispielsweise immer noch eine Kluft von 17 % zwischen den Geschlechtern.

Frauen verstärkt an digitalen Technologien zu beteiligen und ihnen Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen, ist daher heute eines der Hauptziele von WWB: „Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die digitale Technologien beim Überwinden von Mobilitätsbarrieren bieten“, so Mary Ellen Iskenderian. Frauen, die kleine oder mittlere Unternehmen leiten, könnten so auf E-Commerce-Plattformen zugreifen und ihren Aktions- und Geschäftsradius deutlich erweitern. Iskenderian sieht aber auch Regierungen in der Pflicht, denn weltweit haben rund eine Milliarde Frauen keinen Zugang zu einem (digitalen) Identitätsnachweis. Dieser ist jedoch eine Vorsetzung dafür, das formelle Finanzsystem nutzen zu können, und auch für die Durchsetzung von Rechten notwendig: „Der Ausweis von Frauen ist in der Rechtsordnung sehr stark mit dem Eherecht, der Geburt, den Bräuchen, der Familie und dem Familienrecht verknüpft. Wir müssen diese beiden Dinge wirklich voneinander trennen, damit Frauen Zugang zu einer digitalen ID erhalten“, so die WWB-Präsidentin. Das sei nicht nur für die finanzielle Inklusion entscheidend, sondern wird mit voranschreitender Digitalisierung auch für den Zugang zu staatlichen und privaten Dienstleistungen immer bedeutsamer.

Mary Ellen Iskenderian wird am kommenden Mittwoch (7. Juni 2023) auf der „re:publica“ in Berlin bei einem Lightning Talk sprechen und dort die Notwendigkeit einer feministischen Entwicklungspolitik sowie den Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen thematisieren.