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Meldung vom 20.07.2022 / KfW Entwicklungsbank

Projektmonitoring aus der Ferne leicht gemacht

KfW Entwicklungsbank präsentiert Handbuch für Remote Management, Monitoring and Verification

Die Steuerung von Projekten aus der Ferne, kurz Remote Management, Monitoring and Verification (RMMV), hat die KfW ursprünglich für den Einsatz in fragilen Staaten entwickelt. Seit der Pandemie erweisen sich die Technologien und Methoden aber auch in anderen Regionen als äußerst hilfreich. Die KfW hat ihre Erfahrungen mit RMMV in einem Guidebook zusammengefasst, das demnächst online verfügbar ist und dessen Inhalte sie vorab der Öffentlichkeit vorstellte.

Zwei Frauen mit KfW Entwicklungsbank Logo hinter ihnen
KfW-Abteilungsleiterin Arlina Elmiger (rechts) erläuterte die vielfältigen Gründe für den Einsatz von RMMV; Moderatorin Carmen Henschel (links) führte durch das abwechslungsreiche Programm des Online-Webinars

Ob Drohnen, Satellitenbilder oder Internet-Plattformen – digitale Technologien ermöglichen es zumindest temporär, den Fortschritt von Projekten zu verfolgen, ohne persönlich vor Ort zu sein. Die KfW präsentierte am 12. Juli 2022 in einem zweistündigen Webinar verschiedene RMMV-Vorhaben aus unterschiedlichsten Sektoren und Regionen wie Montenegro, Ecuador, Pakistan und der Zentralafrikanischen Republik. „Für den Einsatz von RMMV-Ansätzen und -Tools gibt es viele Gründe, etwa das Monitoring von Vorhaben mit zahlreichen Einzelprojekten, die Beobachtung großer Flächen oder die Fortschrittskontrolle von schwer zugänglichen Projekten“, erläuterte Arlina Elmiger, Leiterin der Abteilung für Innovation, Digitalisierung und Kommunikation der KfW zu Beginn der Veranstaltung.

Matthias Seiche, Referatsleiter Grundsätze Datenmanagement im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), gratulierte der KfW dazu, ihre Erfahrungen mit RMMV in der Fachöffentlichkeit zu teilen. Er hob hervor, dass alle Stakeholder von der digitalen Transformation profitieren – von der Entwicklungsbank bis zur Partnerregierung. RMMV müsse nicht immer kompliziert sein, auch einfache Lösungen könnten effektiv sein, betonte KfW-Bereichsleiter Christian Krämer.

Tools für jeden Schritt im Projektzyklus

KfW Senior Sektorökonomin Maja Bott präsentierte das als „digital public good“ einzustufende Handbuch, das bislang nur intern verfügbar war, nun umfangreich ergänzt und überarbeitet wurde und demnächst online auf der Website der KfW zum Download zugänglich sein wird. Die 200 Seiten starke Handreichung lässt sich mit einer Navigation aus Icons leicht erschließen. Neben der Ausarbeitung der institutionellen RMMV-Ansätze und RMMV-Tools sowie der Entscheidungsmatrix zu deren Auswahl gemäß der jeweiligen Informationsbedarfe wurden Kapitel u. a. zu den Prinzipien der digitalen Entwicklung, Datenquellen, rechtlichen Aspekten und Sicherheitsthemen mit rund 90 internen und ebenso vielen externen Expert/innen erarbeitet. Daneben finden sich viele aktuelle Beispiele aus der Praxis, um die Anwendungsbereiche zu illustrieren. Ferner ist die Integration von RMMV in die einzelnen Stadien des Projektzyklus detailliert beschrieben.

KfW-Sektorökonom Dr. Johannes Schielein erinnerte an frühere Tage, als umfangreiche Projektdaten auf externen Festplatten gespeichert wurden – mit dem Risiko des Verlustes ganzer Datensätze. Moderne digitale Technologien erübrigen dies. Das RMMV-Guidebook enthält ein von Consultants auszufüllendes Template, dessen Daten in die zukünftige Geo-App der KfW geladen werden können, um die zentralen standortbezogenen Informationen aller Projekte in Form einer Karte visuell erfassbar zu machen. Der kartenbasierte Vergleich von solchen Standortinformationen mit externen Geodaten eröffnet viele weitere Möglichkeiten der Datenauswertung.

Drei Bildschirme
Das Online-Webinar wurde live aus einem Studio der KfW gesendet

RMMV in der Praxis: 3D-Aufnahmen zur Bauüberwachung aus der Ferne

In Pakistan finanziert die KfW mit dem Regional Infrastructure Fund rund 25 einzelne Bauprojekte verteilt über die Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Dennoch ist das Monitoring verhältnismäßig einfach: Portfoliomanager Jonas Dylla blickte in Frankfurt auf das Online-Dashboard des Vorhabens. 360-Grad-Fotos der Baustellen ermöglichen virtuelle Baustellenbegehungen mit Virtual-Reality-Brille. So kann aus der Ferne verifiziert werden, wie weit die Kanäle für die Kanalisation in einer ländlichen Gemeinde gediehen sind. Tortengrafiken verdeutlichen, wie viel Prozent des Budgets bereits ausgegeben wurde. „Wegen der Pandemie konnten wir zwei Jahre lang nicht vor Ort sein, aber hier sehe ich auf einen Blick, welche Wirkungen schon erzielt wurden“, erklärte Dylla. Auch die Partnerregierung kann auf die Daten im Dashboard jederzeit zugreifen.

Während die Herausforderung in Pakistan in der Vielzahl der Projektstandorte besteht, liegt sie in Ecuador in der großen, zu überwachenden Fläche. Beim Monitoring seiner über 12 Mio. Hektar Waldbestände erweist sich das lateinamerikanische Land als ein Vorreiter bei der Nutzung moderner Technologien. Ecuador kombiniert Satellitenbilder mit von Drohnen erhobenen Daten sowie Informationen aus der nationalen Waldinventur. Alle Daten werden digital zusammengeführt und helfen, Landnutzungsänderungen und illegale Rodungen nahezu in Echtzeit zu erfassen. Mit Hilfe des flächendeckenden Monitorings konnte Ecuador nachweisen, dass die Waldflächenverluste in den Jahren 2015 bis 2019 geringer waren als in Bezug zur Baseline. Diese Verringerung der Entwaldung wird im REDD Early Movers (REM) Vorhaben vergütet.

Energie sparen auf intelligente Weise

Eine spezielle Software nutzt Bozidar Pavlovic vom Ministerium für Investitionen in Montenegro, um den Energieverbrauch von 2.500 öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Krankenhäuser zu überwachen. 40 Mio. EUR gibt die Regierung derzeit für die Energie- und Wasserversorgung dieser Einrichtungen aus – ein Betrag, der durch Austausch von Heizanlagen und Dämmung bereits um 35 % reduziert werden konnte. Die daraus resultierenden Energieeinsparungen haben den jährlichen CO2-Ausstoß bisher um 69 % gesenkt. Die Daten der Software helfen zu entscheiden, welche Maßnahmen wo getroffen werden müssen, um die Energieeffizienz der Gebäude zu verbessern.

Auf die Nutzerperspektive kommt es an

In der Zentralafrikanischen Republik unterstützt die KfW die International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC) in einem Gesundheitsvorhaben. Die Gesundheitsstationen sind häufig nur mit Geländewagen erreichbar. Daher bot sich auch hier ein RMMV-Ansatz an. Wie KfW-Portfoliomanager Vincent El Haidag schilderte, wurde dazu zunächst eine sehr komplexe Plattform angestrebt, die sich letztendlich als ungeeignet erwies. Das RMMV-Design wurde daraufhin komplett neu aufgesetzt. Dabei hat es sich als zielführend erwiesen, aus Sicht der Endnutzer/innen zu denken. Die Daten vor Ort werden meist von Freiwilligen erhoben, darunter viele Frauen, die häufig nicht alphabetisiert sind. Mit Unterstützung der RMMV-Expert/innen der KfW wird eine Lösung für eine leichter anzuwendende Technik entwickelt, die den Bedarfen der Endnutzer/innen besser entsprechen soll. „Von der Graswurzelebene her zu denken war der richtige Ansatz“, fasste El Haidag zusammen.

Eine Frau hält eine blaue Mappe
Unter dem Hashtag #RMMV4Dev werden über LinkedIn die Trainingstermine zu verschiedenen Bausteinen des RMMV-Handbuchs bekanntgegeben

Nach der Veröffentlichung des Handbuchs wird die KfW darauf basierende, vom BMZ geförderte Trainings zu bestimmten Aspekten wie Geodatensammlung oder Open Data für Projektpartner, Consultants und KfW-Mitarbeiter/innen anbieten. Die Trainingstermine werden u. a. via LinkedIn unter dem Hashtag „RMMV4Dev“ veröffentlicht. Darüber hinaus ist eine zweite große RMMV-Konferenz für Februar 2023 geplant, in der weitere Erfahrungen und Innovationen diskutiert und Anwendungsmöglichkeiten präsentiert werden.

Fact Sheets zu den Technologien finden Sie bereits hier (und demnächst das RMMV Guidebook).