Finanzen sind keine Männersache

Frauen den Zugang zu digitalen Finanzprodukten ermöglichen

Zwei Frauen mit einem elektronischen Abrechnungsgerät
Damit Frauen Geschäfte betreiben und wirtschaftlich unabhängig sein können, benötigen sie Zugang zu Finanzdienstleistungen.

Kein Girokonto, keine Versicherung, keine Kredite: Mehr als eine Milliarde Frauen weltweit leben ohne Finanzdienstleistungen. In diesem Bereich ist die Gleichstellung der Geschlechter noch lange nicht erreicht. Die gemeinnützige Organisation Women’s World Banking (WWB) unterstützt daher gezielt Frauen, damit sie Zugang zu Finanzprodukten erhalten. Dazu hat WWB zwei Fonds aufgelegt, an denen sich die KfW beteiligt.

Die Händlerin Allen aus Uganda wurde bei einem Motorradunfall schwer verletzt. Sie musste ins Krankenhaus und ihren Laden in Kampala, wo sie Getreide und Fleisch verkauft, schließen. Ihr drohte der finanzielle Ruin, doch sie hatte über ihre Bank, die von WWB beraten wurde, eine Versicherung abgeschlossen. Diese übernahm die Kosten für Medikamente und den Krankenhausaufenthalt. Als Allen wieder geheilt war, konnte sie ihr Geschäft weiterführen.

Gender Gap mindern

Das Beispiel, das WWB in einem Video auf ihrer Webseite zeigt, stellt dar, wie wichtig Finanzprodukte für die wirtschaftliche Tätigkeit insbesondere von Frauen sind. WWB hat seit der Gründung 1976 weltweit rund 20 Millionen Frauen unterstützt. Dies tut die Organisation nicht direkt, sondern über Partnerbanken. WWB hat inzwischen mehr als 80 Mio. US-Dollar in 20 Finanzinstitutionen in zwölf verschiedenen Ländern investiert. Außerdem engagiert sich WWB, damit Politik und Gesellschaft auf den „Gender Gap“, also den unterschiedlichen Grad an Beteiligung von Frauen und Männern im Bereich Finanzen aufmerksam werden. In Kooperation mit Organisationen, Ministerien und Verwaltungen werden Seminare durchgeführt, um auf die Situation von Frauen aufmerksam zu machen und ihre finanzielle Inklusion zu stärken. Außerdem setzt sich WWB dafür ein, dass Frauen in Finanzinstitutionen führende Positionen einnehmen.

WWB hat zwei Fonds aufgelegt, die sich an Finanzinstitutionen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost beteiligen. Im Auftrag der Europäischen Kommission, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie mit Eigenmitteln investiert die KfW in die Fonds Women’s World Banking Capital Partners Fund I und II.

Frauen als Multiplikatoren

Frauen in ihren Finanzgeschäften zu fördern, sorgt für einen Multiplikatoreffekt. Denn es ist seit langem bekannt, dass Frauen in höherem Maße als Männer frei verfügbare Mittel für Bildung, Gesundheitsversorgung und Ernährung der Familie ausgeben. Kinder sind also gesünder und besser gebildet, wenn ihre Mütter ein eigenes Einkommen haben. „Wir wissen zweifellos, dass eine Frau, die mehr Kontrolle über die finanziellen Mittel hat, die sie erwirtschaftet oder die in den Haushalt fließen, eine lautere Stimme hat und eine gewichtigere Rolle bei Entscheidungen im Haushalt spielt“, betont Mary Ellen Iskenderian, Präsidentin und Geschäftsführerin von WWB.

Banking mit dem Handy

Die Digitalisierung spielt eine immer größere Rolle bei der finanziellen Inklusion. Denn in vielen Ländern des globalen Südens werden Geschäfte online abgewickelt, die klassische Bankfiliale ist unbekannt. Doch 15 % weniger Frauen als Männer besaßen 2021 ein Smartphone, so die Global System for Mobile Communications Association (GSMA). Frauen verstärkt an digitalen Technologien zu beteiligen und ihnen Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen, ist daher eines der Hauptziele von WWB: „Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die digitale Technologien beim Überwinden von Mobilitätsbarrieren bieten“, sagt Mary Ellen Iskenderian. Frauen, die kleine oder mittlere Unternehmen leiten, könnten mit einem Smartphone auf E-Commerce-Plattformen zugreifen und ihren Aktions- und Geschäftsradius deutlich erweitern.

Die Aktivitäten von WWB zeigen Erfolg: Der Anteil der Kundinnen in den Banken, an denen der erste WWB-Fonds beteiligt ist, ist bereits um 47 % gestiegen.