Mehr Selbstbestimmung durch moderne Familienplanung

KfW unterstützt Netzwerk zum Vertrieb von Verhütungsmitteln in Côte d‘Ivoire

Eine Frau in ihrer Apotheke mit einem ihrer Produkte zur Verhütung
Eine junge Ivorerin kauft Verhütungsmittel in einer Apotheke.
Eine Frau hält vor einer großen Gruppe einen Vortrag über Verhütung
Aufklärungs- und Beratungsarbeit in einem Gesundheitszentrum.

Frauen in Côte d‘Ivoire bekommen mehr Kinder, als sie es sich eigentlich wünschen. Die ivorische NGO AIMAS klärt über selbstbestimmte Familienplanung und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten auf, dabei unterstützt sie die KfW im Auftrag der Bundesregierung. Die Erfolge können sich sehen lassen: Die HIV-Prävalenz ist deutlich gesunken, die Nutzung von Verhütungsmitteln gestiegen.

In einer Apotheke, einem Kiosk oder bei einem Dorfgesundheitshelfer die Pille zu kaufen, ist für junge Frauen und Mädchen in Côte d‘Ivoire der beliebteste Weg, moderne Verhütungsmittel zu bekommen, denn anders als in einem staatlichen Krankenhaus können sie dort anonym bleiben. Falls sie sich überhaupt trauen, diese selbst zu erwerben, und die vermeintlich peinliche Aufgabe nicht ihrem Partner überlassen oder sich darauf verlassen, dass dieser Kondome besorgt. Mädchen und Frauen haben bisher in dem westafrikanischen Land nicht immer die nötige Freiheit, selbstbestimmt über Familienplanung zu entscheiden. Etwa ein Drittel der Frauen gibt an, Verhütungsmittel benutzen zu wollen, diese aber nicht zu bekommen. Nur eine von sieben Frauen nutzt bisher moderne Methoden der Familienplanung. Religiöse Einstellungen und die traditionell hohe Bedeutung des Kinderreichtums schränken die Wahlfreiheit der Frauen ein.

Etwa 30 % der Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren werden schwanger – meist ungeplant. Viele Frauen lassen sich auch auf unsichere Abbrüche ein, was hohe gesundheitliche Risiken beinhaltet. Obwohl Côte d’Ivoire zu den wirtschaftlich stärksten Ländern der Region gehört, haben Frauen nur unzureichenden Zugang zu reproduktiven Gesundheitsdienstleistungen. Die Folge: Die Müttersterblichkeit ist hoch, es sterben fast 92 von 1.000 Kindern vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres und die HIV-Prävalenz ist höher als in den Nachbarländern.

Doch die Regierung hat den Gesundheitssektor ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Sie hat beschlossen, die Gesundheitsausgaben jedes Jahr um 15 % zu steigern und das Ziel von 15 % des BIP zu erreichen. Die KfW unterstützt das Land im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 1995 und hat dort Gesundheitsvorhaben mit einem Volumen von bisher rund 59 Mio. Euro gefördert. Dazu gehören vielfältige Aufklärungs- und Sensibilisierungsaktivitäten zu Verhaltensänderung, die AIMAS umsetzt. In unterhaltsamen Radiospots und mit Theaterstücken informiert die NGO über Fragen sexueller Gesundheit und Selbstbestimmung. Es werden zunehmend soziale und digitale Medien für die Aufklärungsarbeit eingesetzt, die jetzt auch genutzt werden, um über die COVID-19-Pandemie und Maßnahmen zu ihrer Eindämmung zu informieren. AIMAS verfügt über ein ausgedehntes Vertriebsnetzwerk für Verhütungsmittel (Social Marketing) auch in benachteiligten Stadtvierteln und auf dem Land, dazu gehören etwa Kioske und Dorfgesundheitshelfer. Ebenso wird über Social Franchise das Angebot von qualitätsgeprüften Gesundheitsdiensten der reproduktiven und sexuellen Gesundheit für Mädchen und Frauen erweitert. Ein Social Franchise ist ein Netzwerk von meist privaten Gesundheitsdienstleistern, die etwa Familienplanungsdienste unter einer gemeinsamen Marke anbieten. Die Netzwerkteilnehmer profitieren von gemeinsamen Fortbildungen, Produkten und Werbung.

Es sind Erfolge zu verzeichnen: 2018 nutzten 19,6 % der Menschen Methoden der Familienplanung, 1995 waren es nur 4,3 %. Die HIV-Prävalenz ist von 12 % im Jahr 1995 auf 2,5 % im Jahr 2018 gesunken. Zu diesen positiven Entwicklungen haben die von der Bundesregierung geförderten Vorhaben wesentlich beigetragen.

Aufgrund der Förderung der Selbstbestimmung der Frauen trägt das Vorhaben wesentlich zur Erreichung des SGD 5 bei. Durch das Engagement der KfW für rechtebasierte Familienplanung in den Partnerländern konnten sich seit 2011 rund 30 Mio. Paare vor ungeplanten Schwangerschaften schützen. Die KfW ist in diesem Sektor in acht Ländern aktiv und fördert zwei Regionalprogramme, die in weiteren acht Ländern umgesetzt werden.