Schutz für Madagaskars Mangroven

Fischreichtum in den Küstenwäldern erhalten

Algenfarmer in Madagaskar bei der Ernte
Algenfarmer im Südwesten Madagaskars bei der Ernte; die ursprünglichen Fischer haben sich neue Einkommensquellen erschlossen.

Madagaskar ist ein Hotspot der Artenvielfalt, sowohl an Land wie auch im Wasser. Mehr als 800 Fischarten leben an der fast 5.000 Kilometer langen Küste der Insel. Sie sind durch Überfischung bedroht. Die Einwohner der Küstengebiete Madagaskars sind auf die Nutzung des Meeres angewiesen – in Zukunft sollen sie sich jedoch an selbst auferlegte Regeln halten, um den Fischreichtum langfristig zu sichern.

Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast zwei Drittel der 27 Millionen Einwohner gelten als arm. Besonders die ärmsten Madagassen sind auf Fischerei und den Einschlag von Mangrovenholz angewiesen. Mangrovenwälder wurden abgeholzt, obwohl sie vor tropischen Stürmen und Überschwemmungen schützen und vielen Fischarten als Laichgebiet dienen. Die Nutzung der Mangrovenwälder ist einerseits verboten, andererseits werden Schutzvorschriften bisher kaum überwacht und sogar Nutzungsrechte vergeben. Das Holz wird zur Produktion von Holzkohle genutzt sowie als Feuerholz und zum Bauen. Holzenergie ist mit Abstand die wichtigste Energiequelle der Insel.

Nicht nur die Mangrovenwälder sind gefährdet: Überfischung und nicht nachhaltige Fangmethoden bedrohen den natürlichen Reichtum der Küstengewässer. Dazu hat nicht nur die industrielle Fischerei beigetragen, auch die Anwohner haben die Bestände übernutzt. In Küstennähe sind Fische, Krebse und Oktopusse im Bestand zurückgegangen und damit auch die Fangerträge der Anwohner. Jetzt unterstützt die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit mehr als 17 Mio. EUR die lokale Bevölkerung bei der nachhaltigeren Nutzung ihrer Ressourcen und dem Schutz der Mangrovenwälder. Für die Küstenbewohner sollen auch alternative Einkommensquellen geschaffen werden.

Selbst auferlegte Regeln

Schutzvorschriften werden eher eingehalten, wenn sie von den Betroffenen selbst erarbeitet wurden. Die KfW unterstützt daher lokal tätige NGOs wie den WWF oder Blue Ventures dabei, mit den Bewohnern, zu denen auch indigene Gruppen gehören, gemeinsam Regeln für die Nutzung der Küstengewässer aufzustellen. Schutzgebiete werden ausgewiesen, Schonzeiten für Meerestiere definiert und angepasste Fanginstrumente beschafft. Somit werden die lokalen Gemeinden beim nachhaltigen Management der Mangroven und der marinen Ressourcen unterstützt.

Stabilisierung der Einkommen

Die Anwohner selbst stellen Patrouillen zusammen, um die Schutzgebiete zu überwachen. Lokale Tribunale sollen Verstöße gegen die neuen Regeln ahnden. Der Schutz der Meerestiere kann schnelle Erfolge bringen: Die Erfahrung zeigt, dass sich die Bestände der Fische bereits nach kurzer Zeit wieder erholen, wenn sie weniger befischt werden, bei manchen Arten wie Tintenfischen schon nach einem halben Jahr. Vorübergehende Einkommenseinbußen werden also mittelfristig wieder ausgeglichen. Für neue Einkommensquellen können Aquakulturen, Algenfarmen oder die Zucht von Mangrovenkrabben sorgen. Der Bau von Lagerhallen und Kühleinrichtungen soll dazu beitragen, den Fisch besser vermarkten zu können.

Insgesamt sollen mehr als 100.000 Menschen von dem Vorhaben profitieren, nämlich die Bewohner von 138 Dörfern in sechs Regionen. Die meisten der Menschen vor allem in den südlichen Küstengebieten gehören zur besonders armen Bevölkerung. Der Schutz der natürlichen Ressourcen in ihren Gebieten soll langfristig dazu beitragen, ihr Einkommen zu stabilisieren oder sogar zu verbessern, während gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum Meeresschutz geleistet wird.