NACHHALTIGE FISCHEREI
Einen der reichsten Fischgründe der Welt sichernMauretaniens Küste zieht sich über 700 Kilometer von der West-Sahara im Norden bis zum Senegal im Süden. Sie gehört zu den fischreichsten Fanggründen der Welt. Dank zweier unterschiedlich temperierter Meeresströmungen, die vor der afrikanischen Küste aufeinandertreffen, sind die Bestände besonders hoch, tummeln sich zahlreiche Arten: Für Adlerfische, Doraden, Tintenfische, aber auch Thunfische, Seebarsche, Langusten, Makrelen und viele andere bietet das Meer vor dem Wüstenstaat einen idealen Lebensraum. Diese Fülle an Beständen lockt Fischer aus aller Welt an.
Die Mauretanier selbst sind traditionell Nomaden und Viehhalter, die mit ihren Familien und Tieren über das zu drei Vierteln aus heißem Sand bestehende Land gezogen sind. Abgesehen von ein paar Fischerdörfern haben sich bis vor 50 Jahren daher hauptsächlich ausländische Fischer aus den Meeresgründen bedient. In den 1970er Jahren begann sich das Bild zu wandeln. Seither ist der Fischereisektor stark gewachsen und mittlerweile eine zentrale Säule des mauretanischen Staatshaushaltes. Fischereiabkommen und Fanglizenzen sind elementare Geldquellen für Mauretanien; der Fischereisektor beschäftigt im eigenen Land rund 300.000 Menschen. Die Regierung erachtet die weitere Entwicklung der „Blue Economy“ deshalb als entscheidend für die Zukunft des Landes.
Die intensive Nutzung führt allerdings dazu, dass Mauretaniens Unterwasserparadies stark belastet ist. Überfischung, illegaler Fischfang, Klimawandel und Umweltverschmutzung gefährden die Bestände. Das ist eine große Herausforderung für das Land, denn die Fischerei soll auch noch kommende Generation ernähren. Deshalb ist es wichtig sicherzustellen, dass Fanglizenzen in der 200-Meilen-Zone nicht überschritten und die Grenzen von Schutzgebieten eingehalten werden. Dafür braucht es eine kluge Mischung verschiedener Ansätze und Maßnahmen. Die KfW unterstützt Mauretanien im Auftrag der Bundesregierung bei diesem Unterfangen schon seit vielen Jahren als der wichtigste Geber im Sektor.
Sie hat unter anderem ein satellitengestütztes Überwachungssystem, kombiniert mit Radarstationen, Überwachungsschiffen und Patrouillenbooten finanziert. Das hilft dabei, die illegale Fischerei einzudämmen. Zudem wird der Kleinfischereihafen in Nouadhibou modernisiert, damit erstens besser kontrolliert werden kann, was einheimische Fischer aus dem Meer ziehen und sich zweitens die hygienischen Bedingungen verbessern. Das macht eine höherwertigere Verarbeitung und Wertschöpfung möglich.
Derzeit landet ein Großteil des Fischs, unter anderem wegen mangelnder Qualität, in Fischmehl- und Fischölfabriken. Die Regierung verfolgt das Ziel, mehr Fisch für den menschlichen Verzehr bereitzustellen, um so zur Ernährungssicherung im Land und der Region beizutragen. Gleichzeitig stellt die KfW eine Refinanzierungslinie für mauretanische Banken bereit, um die Transformation des Sektors voranzutreiben. Diese können dann Kredite an Unternehmen im Fischereisektor vergeben, die in die lokale Wertschöpfung investieren.
Doch um die Fischerei in Mauretanien nachhaltig zu gestalten, muss auch schon vor dem eigentlichen Fischfang angesetzt werden. Deshalb unterstützt die KfW auch den Natur- und Ressourcenschutz; konkret beteiligt sie sich durch Investitionen in Infrastruktur und Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau in zwei besonders wertvollen Nationalparks: Der „Banc d‘Arguin“ ist ein einzigartiges Ökosystem mit großer biologischer Vielfalt und hoher Bedeutung als Rastplatz für Zugvögel. Dieses Gebiet, das zum UNESCO Weltnaturerbe zählt, nimmt gut ein Drittel der mauretanischen Küste ein und ist ein zentraler Laich- und Aufzuchtsort für Millionen von Jungfischen.
Der Nationalpark Diawling liegt an der Grenze zum Senegal. Auch er bietet ein wichtiges Habitat für unzählige Zugvögel. Beide Parks fördert die KfW einerseits direkt und andererseits über den Umweltfonds BACoMaB, der einen relevanten Teil der Betriebskosten langfristig sichert.
Um noch besser abschätzen zu können, wieviel von welcher Fischart gefangen werden kann, unterstützt die KfW neuerdings auch das ozeanografische Institut Mauretaniens. Es bestehen immer noch Wissenslücken in Bezug auf die Fischbestände und die Parameter ihrer Produktion. Doch nur mit umfassender Kenntnis der Lage lassen sich nachhaltige Fangquoten festlegen.
Konkret sollen die Küstenwache und das ozeanographische Institut an einem gemeinsamen Standort in Nouadhibou angesiedelt werden, damit sie sich gegenseitig in ihrer Arbeit unterstützen können. Das Institut soll dann über moderne Ausstattung verfügen, damit das Fischereiministerium maximale Fangmengen und Bewirtschaftungspläne auf Basis von wissenschaftlich fundierten Daten festlegen kann. Die Küstenwache ihrerseits registriert die Fänge und überwacht die Einhaltung der Lizenzvorschriften. Darüber hinaus bekämpft sie die illegale Fischerei.
Das Engagement der KfW in Mauretanien besteht aus diversen fein aufeinander abgestimmten Elementen. „Die verschiedenen Vorhaben ergänzen sich sehr gut“, sagt die zuständige Portfolio-Managerin Verena Quesnel, „weil sie Maßnahmen zum Schutz der Ressourcen sinnvoll mit Maßnahmen für eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung kombinieren. Dieser ganzheitliche und integrierte Ansatz gekoppelt mit der Kontinuität des deutschen Engagements ist wirklich etwas Besonderes.“
Das zeigt sich auch bei den Wirkungen: Ohne deutsche Unterstützung gäbe es in Mauretanien heute keine effiziente Fischereiüberwachung. Und im Diawling Nationalpark zum Beispiel hat sich der Vogelbestand innerhalb von sechs Jahren fast verdoppelt, die Zahl der beobachteten Vogelarten ist um fast 10 % gestiegen. Das sind sichtbare Erfolge, die über Mauretanien hinauswirken. Denn die Zugvögel, die in Afrika überwintern, sind auch entscheidend für die biologische Vielfalt in Deutschland und Europa.
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