Angesichts der vielen Krisenherde in der Region erscheint Jordanien fast wie eine friedliche Insel. Allerdings steht das Land vor großen Herausforderungen, die durch den Zuzug einer großen Anzahl Geflüchteter aus Syrien noch verstärkt werden: Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 18 % und ist für Jugendliche und Frauen noch deutlich höher. Knappe und völlig übernutzte Wasservorkommen stellen ein zentrales Problem dar. Gleichzeitig fehlt es im Bildungssektor durch die gestiegenen Schülerzahlen nicht nur an Schulplätzen, sondern auch an qualifiziertem Personal. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) unterstützt Jordanien daher in den Bereichen Wasser/Abwasser und Abfall sowie bei Bildung und Beschäftigungsförderung. Hinzu kommt die Hilfe für syrische Geflüchtete in aufnehmenden Gemeinden und Flüchtlingslagern.
Das verfügbare Wasser liegt in Jordanien bei circa 90 Kubikmetern pro Person und Jahr und damit weit unter der definierten Wasserarmutsgrenze von 500 Kubikmetern pro Person und Jahr. Das Königreich zählt damit zu den 20 wasserärmsten Ländern der Erde. Das hohe Bevölkerungswachstum, die hohe Anzahl syrischer Flüchtlinge, die rasche Verstädterung und die zum Teil nicht nachhaltige Nutzung der Ressourcen, insbesondere durch Bewässerungslandwirtschaft, verstärken das Problem. Die KfW verfolgt daher in Jordanien einen ganzheitlichen Ansatz, um eine nachhaltige und effizientere Nutzung zu unterstützen. Dabei arbeitet sie – außer mit jordanischen Partnern - auch eng mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und anderen Gebern zusammen. Die Förderung der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) trägt zur Verringerung von Wasserverlusten in den Verteilungsnetzten und damit zum Schutz der Ressourcen bei. Die Ableitung und Reinigung von Abwasser sowie dessen Wiederverwendung in der Landwirtschaft sind weitere wichtige Themen. Investitionen in der Siedlungswasserwirtschaft werden mit Reformen im Sektor verknüpft, Ziele sind eine Steigerung der Effizienz, eine höhere Kostendeckung, eine verbesserte Servicequalität und Kundenorientierung.
Der Bildungssektor Jordaniens weist große quantitative und qualitative Engpässe auf. Derzeit werden mehr als 200 Schulen im Doppelschichtbetrieb, und andere mit deutlich überfüllten Klassenzimmern betrieben. Dies hat negative Auswirkungen auf den Zugang zu Bildung und den Zustand der Schulinfrastruktur. Um die Anzahl und Qualität der Schulinfrastruktur zu erhöhen, finanziert die KfW sowohl im Auftrag der Bundesregierung, als auch der EU den Bau und die Ausstattung von Schulen. Reinigungs- und Wartungsarbeiten werden arbeitsintensiv konzipiert, um den Zustand der Schulen zu verbessern und dabei Beschäftigung für syrische Flüchtlinge zu schaffen. In öffentlichen Schulen werden Gehälter für zusätzliche Lehrkräfte und Verwaltungspersonal finanziert, um syrischen Flüchtlingskindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Eine weitere Herausforderung in Jordanien ist die hohe Arbeitslosigkeit. Um die Chancen der Bevölkerung am Arbeitsmarkt zu erhöhen, befindet sich ein Programm zur Förderung der Berufsbildung im Aufbau. Die KfW schafft durch schnell anlaufende, arbeitsintensive Infrastrukturmaßnahmen kurzfristige Beschäftigungsmöglichkeiten für Jordanier und syrische Flüchtlinge. Um langfristige Beschäftigung zu schaffen, verbessert die KfW den Zugang zu Finanzprodukten und Beratungsleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen durch die Beteiligung an Fonds. Damit leistet die KfW einen positiven Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Unternehmensgründungen.
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Jordanien gehört zu den wasserärmsten Ländern der Welt. Da der Energiebedarf für die eingesetzten Pumpen zur Wasserbereitstellung sehr hoch ist, gehören die jordanischen Wasserversorgungsunternehmen zu den größten Stromverbrauchern des Landes. Das bedeutet erhebliche Kosten für die jordanischen Wasserversorger. Aktuell erfolgt die Stromerzeugung in Jordanien fast ausschließlich aus fossilen Brennstoffen mit einer hohen Abhängigkeit von Importen, obwohl ein großes Potential für den Ausbau von erneuerbaren Energien besteht. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung eine langfristige nationale Energiestrategie entwickelt, mit dem Ziel, bis 2020 10 % des Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen und den Energieverbrauch der verarbeitenden Industrie im Vergleich zu 2005 um 20 % zu reduzieren. Die deutsche EZ unterstützt diese Pläne und fördert unter anderem die Energiegewinnung aus Klärschlamm, den Bau großer Photovoltaik-Anlagen und Energieeffizienz-Maßnahmen in öffentlichen Gebäuden. Insbesondere bei Krankenhäusern, Schulen und Gesundheitszentren besteht aufgrund veralteter Infrastruktur ein großes Einspar-Potential.
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Jordanien hat 10,3 Mio. Einwohner – und hat darüber hinaus circa 670.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen, von denen die meisten in Städten und Gemeinden im Norden des Landes leben. Die Einwohnerzahlen in vielen dieser Gemeinden haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Die ohnehin defizitäre Infrastruktur zur Versorgung der Bevölkerung mit Wasser, Energie, medizinischen Leistungen und Bildung erreicht häufig die Grenzen der Belastbarkeit. Das betrifft besonders den Wasser- und Bildungssektor. Die deutsche EZ unterstützt die Gemeinden beim Aufbau der nötigen Infrastruktur, leistet aber auch Unterstützung in den Flüchtlingslagern. Die von der KfW finanzierten Vorhaben ergänzen dabei das Engagement in den oben dargestellten Sektoren (Lehr- und Hilfskräfte an jordanischen Schulen, Betreuungseinrichtungen für Kinder, Strom aus Solarenergie, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung). Darüber hinaus werden im Rahmen der "Beschäftigungsoffensive Nahost" der Bundesregierung sogenannte Cash-for-Work-Maßnahmen ("Bargeld gegen Arbeit", also direkt entlohnte Beschäftigungsmaßnahmen) finanziert, in denen Flüchtlinge und Bewohner der aufnehmenden Gemeinden ein schnell verfügbares Einkommen erzielen können.
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