Meldung vom 30.01.2019 / KfW Entwicklungsbank

Äthiopien – Land im Aufbruch

Steinmeier besucht Berurfsschulzentrum
Besuch in der Holzwerkstatt.

Für drei Tage reiste Frank-Walter Steinmeier Ende Januar mit einer Wirtschaftsdelegation nach Äthiopien. In der Hauptstadt Addis Abeba führte der Bundespräsident politische Gespräche mit der Staatspräsidentin Sahle-Work Zewde und dem Premierminister Abiy Ahmed. Auf dem Programm stand auch ein Besuch des TVET Institute, eine durch die KfW Entwicklungsbank geförderte Ausbildungsstätte für Berufschullehrer.

Abiy Ahmed wurde im April 2018 zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt und hat bereits umfangreiche Reformen angestoßen. Er hat politische Gefangene freigelassen, das Gespräch mit Oppositionellen gesucht, dem langjährigen Feind Eritrea Frieden angeboten und für 2020 freie und faire Wahlen angekündigt.

Schlüsselrolle für Entwicklung: Bildung

Die Herausforderungen für das Land im Aufbruch sind weiter immens: Armut und Arbeitslosigkeit sind groß, durch ethnische Konflikte kommt es immer wieder zu Unruhen. Aber seit 2005 verzeichnet die Volkswirtschaft Äthiopiens Wachstumsraten zwischen acht und zwölf Prozent jährlich. Viele Betriebe suchen qualifizierte Fachkräfte – die sie nicht finden. Im Nationalen Entwicklungsplan der äthiopischen Regierung nimmt der Bildungssektor eine Schlüsselrolle ein, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes voranzutreiben und Perspektiven für die wachsende Bevölkerung zu schaffen.

Hierbei wurden bereits beachtliche Erfolge erzielt – auch mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Während der letzten 15 Jahre stieg die Anzahl der öffentlichen Berufsbildungseinrichtungen von 16 auf über 800, die Zahl der Berufsschüler von 3.400 auf über 350.000. Viele hundert Firmen sind mittlerweile Teil eines dualen praxisnäheren Ausbildungssystems – Vorbild ist Deutschland. Aufgrund der demografischen Entwicklung und anhaltender wirtschaftlicher Dynamik ist ein weiterer Ausbau, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht, erforderlich. Derzeit besteht akuter Mangel an qualifizierten Lehrpersonen. Schätzungen der äthiopischen Regierung zur Folge müsste die Anzahl der qualifizierten Lehrer (gegenwärtig etwa 23.000) in den nächsten Jahren verdoppelt werden. Angesichts der ambitionierten Industrialisierungs- und Beschäftigungsprogramme Äthiopiens hat das Thema Berufsbildung einen sehr hohen politischen Stellenwert. Während des Besuchs lobten die äthiopischen Partner die besonders enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Deutschland in diesem Bereich. Peter Maats, Projektmanager der KfW für Bildungsprojekte im Büro Addis, ergänzt: „Das Interesse der Partner an den deutschen Erfahrungen mit dem dualen System ist sehr groß. Das TVET Institute ist das „Herz“ des deutschen Berufsbildungsengagements. Hier werden Standards gesetzt, die landesweit Anwendung finden.“

Um sich von der Situation im Bereich Berufsbildung ein Bild zu machen, besuchte die Delegation des Bundespräsidenten das durch die KfW Entwicklungsbank mit 4 Mio. Euro geförderte TVET Institute (TI). Am 2010 gegründeten TI werden Berufschullehrer und Praxisanleiter aus Betrieben ausgebildet. 3.000 Studierende verschiedener Fachrichtungen werden von knapp 70 Dozenten unterrichtet. Die KfW finanzierte bislang u. a. die Ausstattung von Werkstätten für Bau- und IKT-Berufe und Lehrerausbildung, künftig werden noch Mechatronik, Elektronik und Textil-/Lederverarbeitung hinzukommen. Wichtig ist die praxisrelevante Ausrichtung der Ausbildung – die wird gewährleistet durch die Einbindung von Industrie bzw. Privatsektor in die Entwicklung von Berufsbildern, Curricula und die Ausstattung der Schulen.

Dazu Bundespräsident Steinmeier in seiner Rede bei Ankunft in Addis Abbeba: „Ich bin überzeugt: Wir, Europäer und Afrikaner, müssen gemeinsam die Lebensperspektiven vor allem für die jungen Menschen in Ihren Ländern verbessern. Ein Schlüssel dafür ist nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung: Sie brauchen Investitionen, und junge Menschen in Ihrem Land brauchen eine gute Ausbildung. Bei beidem wollen wir Ihr Land gern unterstützen.“