Meldung vom 11.07.2016 / KfW Entwicklungsbank
Aufklärung aus dem Kurbelradio
Hörfunkserien bilden Teil des KfW-Engagements für Familienplanung im Niger
Viele Hörer im Niger verfolgen an ihren Kurbelradios "Die Abenteuer von Foula". Das Wort "Foula" steht für einen traditionellen Sonnenhut der Männer und bezeichnet gleichzeitig eine bekannte Kondommarke. Die Radioserie rund um Foula spricht Themen wie Familienplanung, frühe Heirat oder Bildung von Mädchen an. Die KfW fördert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) diese Spots und ein Bündel weiterer Maßnahmen zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit im Niger. Vergleichbare Vorhaben finanziert sie in 27 weiteren Partnerländern. An die Dringlichkeit und Bedeutung von Bevölkerungsfragen erinnert die UN mit dem Weltbevölkerungstag am 11.7. und stellt ihn 2016 unter das Motto "Mädchen im Teenager-Alter unterstützen", weil viele Mädchen genötigt werden, früh die Schule zu verlassen, zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Durch die Radiospots "Abenteuer von Foula" lernen die Hörer auf unterhaltsame Weise mehr über den Einsatz von Verhütungsmitteln – wichtige Informationen in einem Land, in dem Frauen im Durchschnitt schon mit 15 Jahren heiraten und acht Kinder bekommen. Viele Frauen wünschen sich längere Pausen zwischen den Geburten, brauchen aber Beratung und zuverlässigen Zugang zu modernen Methoden der Familienplanung.
Junge Mädchen sind eine wichtige Zielgruppe der Kampagne im Niger, die von der lokalen Nichtregierungsorganisation Association Nigerienne de Marketing Social (Animas-Sutura) umgesetzt wird. "Social Marketing" setzt kommerzielle Marketing-Methoden ein, um soziale Ziele und Verhaltensänderungen zu erreichen. In diesem Fall finanziert die KfW etwa die Vermarktung und den Vertrieb von Verhütungsmitteln zu subventionierten Preisen oder Kommunikationsmaßnahmen wie die Radiospots und sponsert Sportveranstaltungen. Sie unterstützt damit die nigrische Familienpolitik, die auf eine bessere Gesundheit insbesondere von Frauen und Kindern sowie ein gemäßigteres Bevölkerungswachstum abzielt. Bisher liegt dieses bei fast vier Prozent und damit im regionalen Vergleich weit über dem Durchschnitt.
Sängerinnen und Sportler stehen hinter der Kampagne
Die Kampagne hat viele Stimmen: Bekannte nigrische Sängerinnen, Ringkampfsportler und traditionelle Würdenträger unterstützen sie. Werbespots und Sketche thematisieren den Nutzen von Kondomen, Verhütungspillen und der Dreimonatsspritze. In dem sehr traditionellen und islamisch geprägten Land wurde im Rahmen des Programms auch Aufklärungsunterricht in zunächst rund 90 Schulen durchgeführt. "Allein die Tatsache, dass im Schulunterricht oder in Jugendgruppen offen über Sexualität und Verhütung gesprochen werden kann, bedeutet gerade für junge Mädchen und Frauen einen unheimlich großen und befreienden Schritt in Richtung selbstbestimmte Lebensplanung", sagt die zuständige KfW-Seniorprojektmanagerin Cornelia Tittmann. In einem weiteren Vorhaben fördert die KfW den Bau und die Ausstattung von Grundschulen im Niger und dabei explizit den Schulbesuch von Mädchen, da dies erfahrungsgemäß zu verringerten Geburtenzahlen beiträgt.
"Seitdem die Kampagne begonnen hat, haben wir bei den Besucherinnen unseres Bildungszentrums für Schulabbrecher keine ungewollten Schwangerschaften mehr", sagt die Leiterin eines nigrischen Jugendzentrums in Niamey. Die Diskussionen über die "Abenteuer von Foula" haben einen weiteren positiven Nebeneffekt: Die Schüler lernen, sich besser auszudrücken, insbesondere in Französisch, das für viele eine Zweitsprache darstellt.
Verkauf von Verhütungsmitteln in kleinen Kiosken
Außerdem hat die NGO Animas-Sutura ein Vertriebsnetz für Verhütungsmittel aufgebaut. Sie werden über Apotheken und Verkaufsstellen in Dörfern in den ländlichen Projektregionen Maradi und Tillabéry sowie in Niamey vertrieben, etwa in Lebensmittelläden, Friseursalons, Cafés, Tankstellen und unzähligen Verkaufsständen. Die Verkäuferinnen erzielen dadurch einen geringen Gewinn, der ihr Einkommen verbessert. Außerdem hat die NGO entlang der Hauptverkehrsstraßen 29 Kioske für Fernfahrer eingerichtet, in denen Kondome zu einem günstigen Preis verkauft werden. Denn Fernfahrer, Soldaten und Prostituierte sind auch im Niger die Hauptbetroffenen von HIV und AIDS. Das Virus hat sich dort bisher nicht epidemisch ausgebreitet, doch legt die Regierung großen Wert auf Prävention.
Im Auftrag des BMZ hat die KfW in mehreren aufeinander folgenden Vorhaben seit dem Jahr 2003 die reproduktive und sexuelle Gesundheit im Niger unterstützt und dabei bislang insgesamt über 30 Mio. EUR eingesetzt. Damit hat sie allein in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen, dass sich in den Projektgebieten die Nutzung moderner Verhütungsmethoden verdoppelt hat. Mit den durch das Vorhaben verteilten Produkten konnten sich rund 224.000 Paare ein Jahr lang vor ungeplanten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Infektionen schützen. Das Programm soll in den kommenden Jahren weiter geführt und um ein umfassenderes Vorhaben zur Stärkung des Gesundheitssystems ergänzt werden.

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