Meldung vom 04.02.2021 / KfW Entwicklungsbank

Der westliche Balkan nähert sich im Stromsektor der EU an

KfW finanziert neue, moderne Leitungen über Ländergrenzen hinweg

mehrere Männer auf einer Baustelle zum Bau neuer Stormnetze
Bauarbeiten am Stromnetz in Serbien.

In Südosteuropa entsteht nach und nach der sogenannte „Transbalkan Korridor“ für das Stromnetz. Hunderte Kilometer neuer Stromleitungen sowie Umspannstationen und Schaltanlagen sollen die Region besser verbinden und zugleich den Einsatz von mehr Strom aus erneuerbaren Energien ermöglichen.

Vor kurzem hat die KfW einen weiteren Finanzierungsvertrag für den Ausbau des Stromnetzes in Serbien unterzeichnet. Er deckt bereits den dritten Teil dieses technisch und politisch anspruchsvollen Projekts ab. Dieses Mal finanziert die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Europäischen Union (EU) einen mehr als 100 km langen Abschnitt zwischen der Stadt Obrenovac nahe Belgrad und dem weiter im Süden gelegenen Ort Bajina Basta.

Stromverteiler auf einer grünen Ackerfläche
Das bestehende Stromnetz wird ausgebaut und erweitert.

So entsteht in Serbien nach und nach ein Netz an modernen Übertragungsleitungen, die in Nord-Süd-, aber auch in Ost-Westrichtung verlaufen. Sie binden Serbien – das an acht Nachbarländer grenzt – regional ein und garantieren zudem einen besseren Standard mit höherer Energieeffizienz und niedrigeren laufenden Kosten. Die jeweiligen Teilprojekte fügen sich am Ende in ein größeres Programm ein, das ein Unterseekabel von Italien zum Balkan umfasst und dort Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Rumänien stromtechnisch enger miteinander verbindet.

Auch mit dem Übertragungsnetzbetreiber Montenegros, der CGES (Crnogorski Elektroprenosni Sistem), hat die KfW mehrere Finanzierungsverträge abgeschlossen, um dort Teilprojekte des Transbalkan Korridors voranzubringen. Unter anderem zur Finanzierung der neuen, bereits fast fertig gestellten Umspannstation Lastva, wo das Seekabel aus Italien ankommt. Von dort geht es mit einer gut 150 km langen Hochspannungsstrasse weiter nach Pljevlja – im Nordosten des Landes, nahe der serbischen Grenze –, die von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (European Bank for Reconstruction and Development, EBRD) finanziert wird.

Voraussetzung für einen integrierten regionalen Strommarkt

Auf diese Weise rückt der Balkan nicht nur näher an die EU heran, sondern die neuen Übertragungsleitungen fördern auch das Handelsvolumen am südosteuropäischen Strommarkt, der bisher durch überlastete Leitungen begrenzt wird. Entsprechend hat der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) den Transbalkan Korridor mit einem guten halben Dutzend Einzelprojekten in seinen zehnjährigen Entwicklungsplan und in die Liste mit Vorhaben von übergeordneter Bedeutung aufgenommen.

Zugleich sollen die veralteten Leitungen, die überwiegend auf 220 kV Spannungsebene arbeiten, auf 400 kV gebracht werden. Sie sind seit mehr als einem halben Jahrhundert in Betrieb und haben ihre wirtschaftliche Lebensdauer längst überschritten. Das führt zu hohen Wartungs- und Instandhaltungskosten sowie Übertragungsverlusten und geringerer Versorgungssicherheit. Bei 400 kV ist das Netz leistungsfähiger und damit stabiler und kann mehr Strom auch aus volatilen regenerativen Quellen aufnehmen.

Mehrere Ziele auf einmal im Blick

Zusammenfassend verfolgt die KfW mit ihren Partnern in Serbien und Montenegro folgende Ziele durch den Ausbau des Transbalkan Korridors: mehr Kapazitäten bei der Stromübertragung; zuverlässigere und effizientere Übertragung; höhere Versorgungssicherheit und eine bessere Basis für die Nutzung von erneuerbaren Energien.

Mehrere Männer mit gelben Jacken und Helmen beim Bau von neuen Stormnetzen
Neue Strommasten werden errichtet.

„Im Ergebnis erhalten wir dadurch eine höhere Stabilität bei der Stromversorgung für unsere Kunden und steigern gleichzeitig die Möglichkeiten, unsere Energieversorgung weiter zu entwickeln und voranzubringen“, fasst Jelena Matejić, Direktorin des serbischen Übertragungsnetzbetreibers „Elektromreža Srbije“ (EMS), der zugleich Projektpartner ist, den Nutzen der Modernisierung zusammen.

Der Vertrag zu Sektion III, der jetzt unterzeichnet wurde, umfasst einen konzessionären KfW-Entwicklungskredit von 40 Mio. EUR. Die EU steuert über die KfW einen Zuschuss von 12,8 Mio. EUR aus ihrem „Western Balkans Investment Framework“ (WBIF) bei. Insgesamt engagiert sich die KfW derzeit mit Finanzierungszusagen über rund 123,8 Mio. EUR für den Ausbau des Transbalkan Korridors in Serbien und Montenegro. Sie bedient damit neben dem technischen Fortschritt auch eine politische Dimension: „Dass sich die Beitrittskandidaten des westlichen Balkans auf dieser Ebene der EU annähern und enger zusammenarbeiten – Verbund verbindet“, wie es der zuständige KfW-Portfoliomanager Achim Neumann formuliert.