Meldung vom 30.08.2023 / KfW Entwicklungsbank
Perspektive Europa: Albanien auf dem Weg in die Europäische Union
Mit Beteiligung der KfW unterstützt Deutschland als einer der wichtigsten Geber den EU-Beitrittsprozess.
Das kleine Albanien teilt die Geschichte von vielen osteuropäischen Ländern: Bis zum Fall des „Eisernen Vorhanges“ und dem Ende des Kalten Krieges war es von einer kommunistischen Diktatur geprägt und weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Doch seit Ende der 80er Jahre hat es sich sozial und wirtschaftlich deutlich weiterentwickelt – auch mit Hilfe der KfW, die seit 1988 in dem Land tätig ist und den Transformationsprozess von einer staatlich gelenkten zu einer freien Wirtschaft nachhaltig begleitet hat. Seit Beginn der Zusammenarbeit wurden dem Land rund 1,2 Mrd. Euro zugesagt. „Das ist angesichts von etwa 2,5 Millionen Einwohnern eine beachtliche Summe. Albanien gehört zu unseren wichtigsten Kooperationspartnern in Südosteuropa“, sagt die KfW-Büroleiterin Brit Horschke in der Hauptstadt Tirana. Seit 2009 ist Albanien Mitglied der Nato und strebt die Mitgliedschaft in der Europäischen Union an. Der Antrag wurde bereits 2014 gestellt, im Juli 2022 haben die Beitrittsverhandlungen begonnen.
Die KfW unterstützt Albanien intensiv dabei, die Bedingungen für den Beitritt zur Europäischen Union zu erfüllen. „Das Land hat eine neue Nationale Entwicklungs- und Integrationsstrategie (NDSEI) bis 2030 verabschiedet, die richtungsweisend für die Annäherung an die EU ist“, erläutert Brit Horschke. Im Einklang mit der Länderstrategie des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) orientiert sich das KfW-Engagement an dieser neuen Strategie. „Mit unseren Schwerpunkten im Energiesektor, bei der nachhaltigen Stadtentwicklung und der beruflichen Bildung unterstützen wir drei der sechs zentralen NDSEI-Handlungsfelder“, betont Horschke. Deutschland sei heute der größte bilaterale und der führende Geber („Lead Donor“) in den zentralen Förderbereichen Energie und nachhaltige Stadtentwicklung.
Die KfW fördert insbesondere die Investitionen in die Strominfrastruktur des Landes und den Ausbau von Hochspannungsleitungen in die Nachbarländer. Dabei sind die Verbindungen zwischen Albanien und Montenegro (155 Kilometer), Albanien und Kosovo (240 Kilometer) bereits fertig gestellt. Im Bau ist eine weitere Verbindung nach Nordmazedonien, derzeit untersucht wird der Ausbau der Leitungen nach Griechenland. „Diese Projekte sind ein wichtiger Beitrag zum Beitrittsprozess, denn sie ermöglichen den Anschluss der albanischen Netze an den europäischen Energieverbund“, sagt Brit Horschke.
Denn Albanien kann durchaus ein Vorbild für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa sein: Das Land generiert fast 100 % seiner Energie aus Wasserkraft – allerdings wirft diese Abhängigkeit vom Wetter auch Probleme auf. Bleibt der Regen aus, wird zu wenig Energie produziert. Bei viel Niederschlag muss Energie exportiert werden – dabei spielen die von der KfW geförderten Hochspannungsleitungen eine wichtige Rolle. Die KfW Entwicklungsbank unterstützt derzeit aber auch die Instandsetzung des Wasserkraftwerks in Fierza, das jährlich fast 1.500 Gigawattstunden Strom produziert und damit ein Viertel der in Albanien erzeugten Energie.
Eine wichtige Unterstützung für den Beitrittsprozess zur Europäischen Union sind auch die von der KfW geförderten Projekte in der Stadtentwicklung: Bislang ist auch in den urbanen Gebieten die Versorgung mit Trinkwasser nicht ausreichend und beträgt durchschnittlich nur rund 16 Stunden am Tag. Außerdem mangelt es bislang noch immer an einer ausreichenden Abwasser- und Abfallentsorgung. Die KfW unterstützt das Land dabei, die städtische Infrastruktur zu modernisieren. „Im Wasser-, Abwasser- und Abfallbereich wirken wir mit unseren Investitionen darauf hin, dass Albanien die von der Europäischen Union verlangten Standards und Normen erfüllen kann“, erläutert Bledar Dollaku, lokale Fachkraft für den Bereich nachhaltige Stadtentwicklung im KfW-Büro Tirana. Von der KfW finanzierte Vorhaben umfassen auch Maßnahmen zur integrierten Abfallwirtschaft wie zum Beispiel Einrichtungen für getrennte Müllsammlung und Recycling.
Darüber hinaus engagiert sich die KfW dabei, junge Albaner in der Aus- und Weiterbildung zu unterstützen. In Aus- und Weiterbildungszentren werden junge Männer und Frauen unterrichtet, um ihre technischen Fähigkeiten zu erweitern – die Ausbildung orientiert sich dabei praxisnah an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes. Diese Programme helfen dabei, jungen Menschen berufliche Perspektiven im eigenen Land zu schaffen.
Für den Beitrittsprozess ist es nach Ansicht von Brit Horschke darüber hinaus entscheidend, dass neben der wirtschaftlichen Entwicklung auch das Bildungswesen und die Gesundheitsversorgung verbessert werden. „Diese Bereiche sind - neben dem allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Umfeld, was sich viele Albaner noch transparenter und integrer wünschen – jene, die viele Menschen nach eigenen Angaben ins Ausland blicken und migrieren lässt“, weiß sie aus Erfahrung. Weitere Fortschritte bei der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung seien daher notwendig, damit qualifizierte junge Menschen im Land bleiben.
Die KfW ist dabei für das südosteuropäische Land ein wichtiger Partner. „Die Finanzielle Zusammenarbeit mit Albanien ist qualitativ und quantitativ sehr bedeutsam für Beitrittsprozess“, sind Brit Horschke und Bledar Dollaku überzeugt.
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