Meldung vom 13.11.2025 / KfW Entwicklungsbank

KfW fördert Mobilitätswende in Marokko

In Kofinanzierung mit der Weltbank fördert die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des BMZ das neue regionale Verkehrssystem (RER) in Casablanca-Setatt.

Signing Event zum Transportprojekt in Casablanca mit Christiane Laibach
Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan bei der Weltbank-Jahrestagung gemeinsam mit (von links): Christian Krämer (Mitglied vom KfW-Verwaltungsausschuss), Christiane Laibach (KfW-Vorstand), Ousmane Dione (Vizepräsident der Weltbank für die MENAAP Region) und Moustapha Ndiaye (Landesdirektor der Weltbankfür Maghreb und Malta).

Von Palmen gesäumte Verkehrsadern, große Geschäfts- und Fabrikgebäude und der Atlantik: Casablanca ist die wirtschaftliche Lunge Marokkos, eine brodelnde Metropole. In der eigentlichen Stadt leben 3,2 Millionen Menschen, in der Großregion Casablanca-Settat knapp 8 Millionen. Moderne Infrastrukturen mischen sich mit charmanten Stadtvierteln, zwischen arabisch-muslimischem Erbe und den Hinterlassen­schaften der Kolonialzeit. Die idyllische Medina, das mondäne Zentrum mit seinen Art-Nouveau-Gebäuden und die pompöse Hassan II-Moschee direkt am Meer ziehen Touristen an, die eine moderne Verkehrs­infrastruktur erwarten.

Das tun auch die Einwohner der Region, die zur Arbeit, zu Schulen und Unis und zum Einkaufen sowie Krankenhäusern und Verwaltungs­einrichtungen unterwegs sind. Vor allem die stetig wachsenden Randgebiete sind jedoch noch schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Anzahl der Fahrzeuge in Marokko wächst jährlich um ca. 6 %, die Hälfte davon konzentriert sich auf die Regionen Casablanca und Rabat-Salé – die Folge sind Staus und Luft­verschmutzung.

Die marokkanische Regierung hat ambitionierte Ziele für den Verkehrs­sektor: In den nationalen Klimazielen von 2021 und der nationalen Energiestrategie wird mit einer Reduktion des Energieverbrauchs im Transportsektor um 24,5 % bis 2030 das ambitionierteste Reduktionsziel auf Sektorebene festgelegt. Rund ein Drittel des marokkanischen Energiebedarfs pro Jahr entfällt auf den Transportsektor, der wiederum hauptsächlich aus Straßenverkehr besteht (87 %).

Situation in der Region Casablanca-Settat

Aufgrund der wachsenden Bevölkerung und der geographischen Ausdehnung des Stadtgebiets steigt die Mobilitätsnachfrage auch in Casablanca-Settat seit Jahren stark. In den meisten Fällen können die bisher erfolgten Investitionen zur Erhöhung des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln diese gestiegene Nachfrage nicht decken. Das Unterangebot öffentlicher Verkehrsmittel führt vielerorts dazu, dass die Motorisierungsrate hoch ist und der private PKW das dominierende Verkehrsmittel ist. Marokkanische Städte sind daher von Verkehrsüberlastung mit Staus und langen Wegzeiten geprägt. Als größter Ballungsraum und aufgrund der Verkehrs­überlastung ist Casablanca für rund ein Drittel der nationalen CO2-Emissionen verantwortlich. Verkehrsstaus erhöhen die Emissionen insgesamt, da Betriebs­bedingungen wie viele Stopps und Starts sowie der Leerlauf von Motoren die Durchschnitts­geschwindigkeit im Stadtverkehr um ca. 10 km/h verringern, was einem Anstieg der verkehrsbedingten CO2-Emissionen um durchschnittlich 40 % entspricht.

In der Innenstadt von Casablanca ist die Straßenbahn das bevorzugte öffentliche Verkehrsmittel – vier Linien verbinden Randbezirke und Innenstadt. Während der Woche fahren die Bahnen von ca. 5:30 Uhr bis ca. 22:00 Uhr mit einer Taktung von 7-15 Minuten. Das Busnetz ist weniger gut ausgebaut und nicht sehr zuverlässig – aber auch hier wurden in den letzten Jahren Erfolge erzielt, hunderte neue Schnellbusse kommen zum Einsatz.

Als zweitgrößtes Eisenbahnnetz Afrikas deckt das Netz des nationalen Eisenbahn­unternehmens (Office National des Chemins de Fer, ONCF) den größten Teil Marokkos ab. Das Netz verbindet Marrakesch mit Oujda und bedient die großen Städte des Landes. Der Hochge­schwindigkeitszug TGV bedient aktuell vier Bahnhöfe: Tanger, Kenitra, Rabat und Casablanca. Bis 2030 ist die Erweiterung der Hochgeschwindig­keitsstrecke bis nach Marrakesch geplant. Auf den in diesem Zuge freiwerdenden Schienen­kapazitäten entsteht in Casablanca-Settat derzeit ein modernes neues regionales Verkehrsnetz in Form eines RER (Réseau Express Régional) – ein regionales Schnellzugnetz, vergleichbar mit einer S-Bahn, das das wachsende Umland effizient mit der Stadt (und damit mit Arbeitsplätzen sowie sozialer Infrastruktur und Dienstleistungen) verknüpfen soll. An mehreren Knotenpunkten im Stadtgebiet ermöglicht das neue RER Netz außerdem den direkten Umstieg in bestehende innerstädtische Nahverkehrsmittel wie die Straßenbahn.

Engagement der FZ im Verkehrssektor

Über den marokkanischen staatlichen ÖPNV-Fond, den „Fonds d' Accompagnement des Réformes du Transport Routier Urbain et Interurbain" („FRAT", ehemals FART) fördert die FZ im Auftrag des Bundes­ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mehrere innerstädtische Nahverkehrs­vorhaben in Marokko, darunter auch die Straßenbahn in Casablanca. Diese Vorhaben leisten einen Beitrag zu einer effizienteren Nutzung von Energieressourcen und tragen damit zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zum globalen Klimaschutz bei.

In Kofinanzierung mit der Weltbank fördert die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des BMZ weitergehend das neue regionale Verkehrssystem (RER) in Casablanca-Setatt. Die Kofinanzierung, die die erste formalisierte Zusammenarbeit der Partner unter dem im Oktober 2024 geschlossenen Rahmenabkommen darstellt, honoriert die erfolgten Investionen in den Ausbau der Bahnstrecken, Bahnhöfe, zugehörige Energie- und Wartungsinfrastruktur sowie Maßnahmen zur Stärkung der institutionellen Leistungsfähigkeit des Projektträgers ONCF in Form eines P4R (ProgrammeForResults)-Ansatzes. Hierfür stellen Weltbank über die IBRD ein Darlehen i.H.v. 350 Mio. USD (308 Mio. EUR) und die KfW über die Finanzielle Zusammenarbeit ein zinsverbilligtes Darlehen i.H.v. 200 Mio. EUR sowie 2 Mio. EUR Zuschuss für eine Begleit­maßnahme bereit. Ausgezahlt wird auf Basis der verifizierten Erreichung zuvor vereinbarter Ergebnisse.

Gemeinsam mit der Weltbank trägt die KfW so zur Realisierung eines leistungsfähigen und nachhaltigen klimafreundlichen Verkehrs­angebots auch außerhalb der Stadtgrenzen bei, was neben positiven klimatischen Wirkungen auch den Zugang der Bevölkerung zu Arbeitsplätzen und sozialen Dienstleistungen stärkt und den Abbau regionaler Disparitäten unterstützt. Hierdurch wird auch ein Beitrag zur Verbesserung der Lebens­bedingungen der Bevölkerung geleistet.