Meldung vom 03.12.2021 / KfW Entwicklungsbank

Dezentrale Lösungen bringen Strom in afrikanische Dörfer

KfW gründet Bürgerstiftungen zur dezentralen Elektrifizierung in Afrika südlich der Sahara

junge Arbeiterin an einer Photovoltaikanlage in Afrika

Die Mehrheit der Menschen in Afrika hat keinen Strom. Um die Region südlich der Sahara klimafreundlich mit Energie zu versorgen, hat die KfW im Auftrag der Bundesregierung eine Stiftung gegründet und mit einem Startkapital von 49 Mio. EUR ausgestattet. Mit den Mitteln sollen Erneuerbare Energie-Systeme entstehen, die jährlich den Ausstoß von 55.000 Tonnen Kohlendioxid vermeiden und mehr als 350.000 Menschen den Zugang zu sauberem Strom ermöglichen.

Kerzen statt Glühbirnen, Holzherde statt Kochplatten – in großen Teilen des ländlichen Afrikas südlich der Sahara prägen sie den Alltag. Frauen gehen weite Wege, um Feuerholz zu finden. Mehr als die Hälfte der Menschen in Subsahara-Afrika haben keinen Zugang zu Strom. Eine wachsende Wirtschaft und Bevölkerung erhöhen zudem die Nachfrage. Die Elektrifizierung auch abgelegener ländlicher Regionen würde einen Entwicklungsschub ermöglichen. Kinder könnten abends zuhause lesen und lernen, die Hausarbeit wäre erleichtert, kleine Gewerbe könnten den Strom nutzen. Auch die Kühlung bei Transport und Lagerung von Impfstoffen wäre gesichert.

Die Wiedererholung nach der Pandemie bietet Afrika eine Chance, Wachstum unter Nutzung erneuerbarer Energie anzukurbeln. Diese ist nicht nur klimafreundlich, sondern schafft auch Arbeitsplätze. Es müssen keine Stromtrassen gebaut werden. Kleine, privat betriebene Solarsysteme, die unabhängig vom öffentlichen Netz funktionieren (sogenannte Mini-Grids), stellen eine nachhaltige Lösung vor allem für abgelegene Regionen dar. Sie können etwa Pumpen, Mühlen oder Kühlanlagen mit Strom versorgen.

Innovative Finanzierung

Die KfW hat jetzt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Stiftung „Clean Energy and Energy Inclusion for Africa“ (CEI Africa) gegründet, die Finanzmittel für die Anschaffung und Installation solcher Mini-Grids bereitstellt. Zuschüsse der Stiftung geben Unternehmen in Afrika Anreize, in erneuerbare Energien zu investieren. Darüber hinaus wird CEI Africa zusammen mit digitalen Kreditplattformen, sogenannten Crowdlendern, Mini-Grids und kleine Energielösungen wie Solarbeleuchtung, Heim-Solar-Systeme, solar betriebene Mühlen, Pumpen und Kühlsysteme finanzieren. Die Stiftung wird ein Anfangsbugdet von bis zu 49 Mio. EUR haben.

Die Betreiber von bestehenden Mini-Grids in Afrika sind bisher vielfach kleine und mittlere Unternehmen, die nur eingeschränkt Zugang zu Finanzierungen haben. Das Vorhaben soll es auch ihnen erleichtern, weiter zu wachsen.

Hoher Bedarf an Investitionen

Die Weltbank schätzt den Mittelbedarf für die Einrichtung von Mini-Grids in Afrika in den nächsten zehn Jahren auf bis zu zwölf Mrd. USD. Den lokalen Banken fehlen vielfach das Knowhow, Personal und Kapital für ihre Finanzierung. Die Corona-Pandemie hat die Bereitstellung von Mitteln vor Ort weiter erschwert.

Die Stiftung geht daher einen innovativen Weg und ermöglicht es Bürgern aus aller Welt, sich per Crowdlending an der Finanzierung der von der Stiftung geprüften und finanzierten Vorhaben zu beteiligen. Dazu geht die Stiftung eine Kooperation mit Plattformen wie dem schwedischen Crowdlender „TRINE“ ein. Auf diesem Weg können sich Kleinsparer, etwa auch Migranten (Diaspora-Investoren), an der Finanzierung der Mini-Grids beteiligen.

Mindestens 190 Mini-Grids

Ziel des Vorhabens ist es, mit den Mitteln der CEI Africa-Stiftung mindestens 190 Mini-Grids und weitere kleine, dezentrale und klimafreundliche Lösungen zur Energieversorgung zu ermöglichen. Es entstehen klimafreundliche Kapazitäten zur Stromerzeugung von fast 17 Megawatt. Es wird der Ausstoß von 55.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich ab Inbetriebnahme der Mini-Grids vermieden. Mehr als 350.000 Menschen erhalten Zugang zu sauberem Strom.

Die Schweiz und Österreich haben bereits konkretes Interesse signalisiert, sich an der Stiftung zu beteiligen. Ziel ist es, durch das Engagement weiterer Geber die Zahl der durch die Stiftung geförderten Stromanschlüsse in 10 Jahren zu verzehnfachen. Das Vorhaben leistet einen Beitrag zur Reduzierung der Energiearmut, also des Entwicklungsziels SDG 7, Strom für alle bis zum Jahr 2030 zu realisieren.

Breite Palette von Ansätzen

Die CEI-Stiftung ist nicht die einzige Initiative Deutschlands, um nachhaltige Energie in Afrika zu fördern. Mit „Grüner Bürgerenergie für Afrika: Mosambik“ engagiert sich die KfW im Auftrag des BMZ mit rd. 23,5 Mio. EUR für den Bau von Mini-Grids in Mosambik. Dadurch werden mindestens 7.000 Betriebe und Haushalte in entlegenen ländlichen Regionen versorgt, einige von ihnen erhalten erstmals elektrischen Strom.

In anderen Fällen werden umweltschädliche Diesel-Generatoren ersetzt. Insgesamt werden Anlagen mit einer Kapazität von rund drei Megawatt Strom errichtet. Das Innovative an der Lösung ist, dass neben den Mini-Solarkraftwerken auch Energiespeicher installiert sowie Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die gewerbliche Nutzung von Strom und damit auch Beschäftigung zu fördern. Mosambik ist eines der zehn ärmsten Länder der Welt. „Grüne Bürgerenergie“-Projekte, die der ländlichen Stromversorgung dienen, gibt es in acht weiteren Ländern Afrikas. Die KfW setzt im Auftrag der Bundesregierung auf eine breite Palette von Ansätzen, um den spezifischen Bedürfnissen jeder Region gerecht zu werden.