Meldung vom 29.11.2021 / KfW Entwicklungsbank

Tunesiens Strände vor Erosion bewahren

KfW finanziert Schutz der Küste angesichts des steigenden Meeresspiegels

Mann an Küste

Tunesien gehört zu den am stärksten vom Anstieg des Meeresspiegels betroffenen Ländern. Die mehr als 1.000 Kilometer lange Mittelmeerküste des Landes ist von Erosion bedroht, dabei liegt hier der Schwerpunkt der tunesischen Wirtschaft. Die KfW unterstützt im Auftrag der Bundesregierung den Schutz der Meeresküste mit einem Zuschuss von 18,5 Mio. Euro, und verlängert damit ein laufendes Vorhaben um eine vierte Phase. Der Vertrag wurde am 26. November unterzeichnet.

Die Strände Tunesiens sind ein beliebtes Touristenziel, doch die Bedeutung der Küste für das Land liegt nicht nur in ihrem Erholungswert. Hier liegen neun der zehn größten Städte des Landes. Zwei Drittel der 11 Mio. Einwohner leben hier. Sie erbringen 90 % der Wirtschaftsleistung des Landes. Neben dem Tourismus sorgen auch Fischerei, Industrie und Landwirtschaft für Einkommen.

Weite Regionen der Küste besitzen außerdem einen hohen ökologischen Wert, etwa wegen der schützenswerten Dünen. Es ziehen sich zahlreiche marine Schutzgebiete entlang der Küste. Hinzu kommen Lagunen und Salzmarsche, die als Rückzugsgebiete für Vögel und Fische dienen. Viele von ihnen wurden zu international bedeutsamen Feuchtgebieten gemäß des Ramsar-Abkommens von 1971 erklärt.

Diese Küste ist derzeit von Erosion stark betroffen. Die Küstenlinie verlagert sich immer weiter ins Hinterland. Strände gehen verloren. Zunehmend dringt Meerwasser in Grundwasservorräte ein, so dass diese versalzen. Das Grundwasserreservoir an der Küste ist durch die starke Bebauung ohnehin bereits übernutzt.

Vorhaben geht in die vierte Phase

Bereits seit 2013 unterstützt die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Tunesien beim Schutz der Küste. Inzwischen hat die KfW in drei Phasen insgesamt 38 Mio. EUR für das „Programme de Protection du Littoral Tunisien“ bereit gestellt, hinzu kommen durch den jetzt unterzeichneten Vertrag 18,5 Mio. EUR für die vierte Phase. Die tunesische Regierung trägt ihrerseits ein Viertel der anfallenden Kosten.

Die tunesische Küstenschutzbehörde (Agence de Protection et d’Aménagement du Litoral/APAL) setzt die vielfältigen Maßnahmen des Vorhabens um. Vor dem Strand von Mammam Sousse wurden Unterwasserwellenbrecher angelegt, damit der Sand nicht mehr abgetragen wird. Auf einer Länge von vier Kilometern stabilisieren jetzt Zäune aus Pinienholz die Dünen, damit diese bei Stürmen und Hochwasser eine natürliche Barriere bilden. Auf der Insel Kerkennah, die der Industriestadt Sfax vorgelagert ist, schützen Steinbrocken das Ufer, ebenfalls ein effektiver Schutz vor Erosion. Geplant ist, Strände wieder aufzuschütten, doch müssen erst geeignete Sandressourcen dafür gefunden werden. Der Wüstensand, über den Tunesien reichlich verfügt, ist zu glatt und rund, um ihn am Strand zu nutzen.

Langfristiger Schutz

Die jetzt installierten Barrieren werden rund 50 Jahre lang halten. Die angrenzenden Gemeinden sind mit Wartungsaufgaben beauftragt und erhalten ein Budget dafür. Das motiviert die Anwohner, die neuen Anlagen zu bewahren. Zudem werden Strandpromenaden mit Sitzbänken angelegt, um die nun gesicherten Küstenzonen weiter attraktiv zu machen. In Bürgerdialogen werden die Küstenbewohner über die Schutzmaßnahmen informiert.

In den bisherigen Phasen konnten 27 Kilometer Küstenlinie effektiv geschützt werden. Davon profitierten rund 400.000 Einwohner direkt und mehrere Hunderttausend indirekt.

In der jetzt beschlossenen Phase 4 soll die Küste zwischen Sousse und Skanes rehabilitiert werden. Hier werden Ufersicherungen gebaut und erweitert. Außerdem soll der Strand nördlich von Djerba wieder aufgefüllt werden, der in den vergangenen Jahren stark abgetragen wurde.