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Meldung vom 14.10.2021 / KfW Entwicklungsbank

Indien: Mit agrarökologischen Methoden den Boden schonen und das Klima schützen

KfW gibt Darlehen für nachhaltige Landwirtschaft von Frauen-Selbsthilfegruppen

Indische Kleinbauern tragen Lebensmittelsäcke durch ein Feld
Durch die Maßnahmen sollen Kleinbäuerinnen gefördert und natürliche Anbaumethoden zur besseren Anpassung an den Klimawandel gestärkt werden

Den Boden schonen, das Klima schützen und Kleinbäuerinnen ein besseres Einkommen verschaffen – im südindischen Andhra Pradesh unterstützt die KfW gleich drei Ziele auf einmal. Sie vergibt im Auftrag der Bundesregierung ein Darlehen in Höhe von 90 Mio. EUR, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Dabei verfolgt sie einen innovativen ergebnisbasierten Finanzierungsansatz: Die Finanzmittel werden Schritt für Schritt ausgezahlt, wenn erste Erfolge sichtbar sind.

Ein Mix traditioneller und moderner Mittel erlaubt es Kleinbäuerinnen in Andhra Pradesh, ihre Böden im Sinne des ökologischen Landbaus zu bewirtschaften. Anstelle von Kunstdünger kommen Kuhdung, Mulch und pflanzliche Extrakte zum Einsatz, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern und das Bodenleben zu verbessern. Das ist dringend nötig, denn bereits 60 % der Ackerflächen und 40 % der Wälder in Indien gelten als degradiert. Für die Kleinbäuerinnen – überwiegend sind Frauen für die familiäre Landwirtschaft zuständig – ergibt sich ein weiterer Vorteil: Sie sparen sich die Ausgaben für Kunstdünger.

Das ist besonders wichtig, denn in den armen, ländlichen Regionen von Andhra Pradesh haben die Ausgaben für Kunstdünger und Pestizide bereits viele Familien verarmen lassen. Sie sind in eine Schuldenfalle geraten, da ihre Einnahmen die Ausgaben nicht decken. Anhaltende Dürren und Überschwemmungen, die aufgrund des Klimawandels häufiger auftreten, haben die Lage verschärft. Die Suizidrate in der Region ist hoch, weil die verzweifelten Bauern nicht mehr weiterwissen.

Ein Ausweg aus der Schuldenfalle

Die KfW unterstützt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit einem Darlehen in Höhe von 90 Mio. EUR und einem Zuschuss von einer Mio. EUR ein Vorhaben, um Methoden der nachhaltigen Bewirtschaftung in Andra Pradesh zu verbreiten, das Einkommen der Kleinbäuerinnen zu stabilisieren und zu verbessern sowie degradierte Böden aufzuwerten. Es handelt sich um Verfahren des ökologischen Landbaus, doch werden die Produkte nicht zertifiziert, da dies für die familiären Betriebe nicht zu leisten ist.

Viele Frauen in Andhra Pradesh sind in Selbsthilfegruppen vernetzt und geben ihre Erfahrungen an andere weiter, um sich für sozialen Wandel und ein gesünderes Leben einzusetzen. Daher spricht das von der KfW geförderte Vorhaben besonders diese in Selbsthilfegruppen gut organisierten Frauen an. Sie werben in ihrem Umfeld für die Methoden der natürlichen Landwirtschaft.

Der Boden wird wieder fruchtbarer

Der Verzicht auf Mineraldünger und Pestizide schont die Lebewesen im Boden, die für seine Durchlüftung und Verbesserung sorgen. Der Humusgehalt und damit die Wasserhaltefähigkeit der Böden nimmt wieder zu, die Erträge stabilisieren sich. Die agrarökologischen Ansätze des Vorhabens wurden in Indien entwickelt und entsprechen den jeweils lokalen Gegebenheiten. Dies stärkt die Anpassung an den Klimawandel.

Der agrarökologische Ansatz und die natürlichen Anbaumethoden überzeugen nicht sofort jeden. Daher testen viele Bäuerinnen diese zunächst in ihren Hausgärten. Sobald sie sehen, dass trotz Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide gute Ernten möglich sind, nutzen sie die neuen Verfahren auch auf größeren Flächen.

In einer begleitenden Forschung wird evaluiert, welche Erfolge die nachhaltigen Anbaumethoden der Kleinbäuerinnen verzeichnen werden. „Es geht darum zu zeigen, dass auch diese Bewirtschaftung für ausreichende Erträge sorgt, um die Ernährung zu sichern“, erklärt KfW-Portfoliomanagerin Iris Harder. „Schließlich muss die Landwirtschaft eine wachsende Weltbevölkerung ernähren.“

Auszahlung nach Erfolg

Die Mittel des KfW-Darlehens werden in Tranchen ausgezahlt, und zwar immer dann, wenn bereits bestimmte Ergebnisse erzielt wurden, für die im Vorhinein Indikatoren festgelegt wurden. Damit unterscheidet sich das Vorhaben von anderen, in denen Kosten erstattet werden. Diese Art innovativer Darlehen nennt man Result based lending (RBL).

Von dem Vorhaben profitieren rund 120.000 Familien, die überwiegend sehr arm sind. Das Projekt trägt zur Ernährungssicherung und zur Anpassung an den Klimawandel bei. Außerdem stärkt es die Stellung der Frauen in der Gesellschaft.

Auch andere indische Bundesstaaten haben an den Prinzipien des Vorhabens Interesse gezeigt.

Mehr zu diesem Projekt erfahren Sie in diesem Video (englisch)