Meldung vom 29.09.2021 / KfW Entwicklungsbank

Corona-Hilfen für Kleinunternehmen im Nahen Osten und in Nordafrika

KfW stockt im Auftrag der EU die Mittel für den SANAD-Fonds beträchtlich auf

Blick auf die Skyline der Stadt Al Bireh im Westjordanland
Skyline der Stadt Al Bireh im Westjordanland; Westbank

Die COVID 19-Pandemie hat Kleinunternehmen auch im Nahen Osten und in Nordafrika stark getroffen. Sowohl die Europäische Union (EU) als auch die Bundesregierung haben der KfW im Rahmen der Covid-19 Nothilfeprogramme neue Mittel bereitgestellt, um den SANAD-Fonds für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen im Nahen Osten und in Nordafrika aufzustocken und zu erweitern. Die Hilfe soll Liquidität sichern, Beschäftigung erhalten und so einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen leisten. Der Vertrag über die EU-Mittel wurde im September unterzeichnet.

In den südlichen Nachbarschaftsregionen der EU sichern kleinste, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU) fast Dreiviertel aller Arbeitsplätze und tragen zu 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Doch wie in vielen Staaten weltweit haben auch die Regierungen im Nahen Osten und Nordafrika während der Pandemie Ausgangssperren verhängt und das öffentliche Leben heruntergefahren. Einkaufszentren, Märkte und Restaurants blieben geschlossen. Dies traf insbesondere die KKMU, die in diesen Branchen überwiegen.

Antwort auf den Arabischen Frühling

Die Auswirkungen der Pandemie erschweren zusätzlich das Leben in einer Region, die ohnehin von Krisen gezeichnet ist. Die Bürgerkriege in Syrien und dem Jemen lösten Flüchtlingsströme aus, vor allem in Richtung der Aufnahmeländer Jordanien und Libanon. Letzterer leidet unter einer politischen Dauerkrise, die durch die Explosion im Hafen von Beirut noch verschärft wurde. Eine hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter Jugendlichen, und steigende Inflationsraten beunruhigen die Menschen in der Region.

Bereits 2011 hat die Bundesregierung gemeinsam mit der EU als Teil der Antwort auf den Arabischen Frühling den SANAD-Fonds gegründet, der nach dem arabischen Wort für „Unterstützung“ bezeichnet ist. Er unterstützt KKMU der Region beim Zugang zu Krediten und stellt in geringerem Umfang Eigenkapital zur Verfügung. Zusätzlich finanziert SANAD eine maßgeschneiderte Beratung für Partnerinstitutionen und sektorunterstützende Maßnahmen.

BMZ und EU stocken auf

Im Rahmen des Corona-Hilfspakets erhöhte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bereits im letzten Jahr seine Beteiligung am SANAD-Fonds um 51 Mio. EUR. Auch die EU ist aktiv geworden. Sie stellt der KfW ergänzend 30 Mio. US-Dollar zur Finanzierung des Fonds zur Verfügung, außerdem weitere 5 Mio. US-Dollar für die beratenden Maßnahmen.

Neben der EU und dem BMZ beteiligten sich auch Schweizer, österreichische und niederländische Entwicklungsfinanzierungsorganisationen an dem Fonds, private Investoren folgten und erhöhten so das Volumen. Damit belaufen sich die dem Fonds bislang zugesagten Mittel auf rund 487 Mio. US-Dollar. Seit seinem Bestehen hat der Fonds Darlehen in einem Umfang von über 630 Mio. US-Dollar gewährt und dadurch mehr als 247.000 Kredite an Unternehmen und Haushalte in Nordafrika und dem Nahen Osten ermöglicht. Der Fonds arbeitet aktuell in acht Ländern mit 38 Partnerinstitutionen zusammen.

Einzigartig: Kredite in Lokalwährungen

Der SANAD-Fonds adressiert den Bedarf nach adäquater Refinanzierung lokaler Finanzinstitute, um Dienstleistungen für KKMU anbieten zu können. Er fördert auch Existenzgründungen. Zudem bietet der SANAD-Fonds Kredite auch in Lokalwährungen an, was die Rückzahlung unabhängig von Währungsschwankungen macht und zur Erweiterung sowie Stabilisierung der Finanzsysteme beiträgt.

Der SANAD-Fonds investiert seit kurzem auch in geringem Umfang in einigen Ländern Subsahara Afrikas.