Meldung vom 02.06.2021 / KfW Entwicklungsbank

Evaluierung goes digital: 16. Evaluierungsbericht vorgestellt

KfW veröffentlicht Bericht über die Wirksamkeit der finanziellen Zusammenarbeit

Luftaufnahme einer hügeligen Waldlandschaft in Vietnam
Forstentwicklung in Vietnam - Bessere Messung mit Hilfe von Satellitendaten

Der alle zwei Jahre erscheinende Evaluierungsbericht der KfW ist in seiner 16. Ausgabe nun als Tandem - in Print und erstmals zusätzlich in einer erweiterten Online-Version – zugänglich. Unter dem Motto: „Begleiten – Bewerten – Lernen“ legt das Team von Professor Jochen Kluve das Augenmerk auf die Wirkungen von Projekten der Finanziellen Zusammenarbeit gepaart mit einem steigenden Digitalisierungsfortschritt. Die so evaluierten Vorhaben der KfW Entwicklungsbank in den vergangenen zwei Jahren erzielten eine überwiegend erfolgreiche Bewertung. Gleichzeitig lassen sich aus den Ergebnissen Lehren für die Bekämpfung der Corona-Pandemie ziehen.

Der Blick von oben deckt es auf: Wo werden Wälder abgeholzt, wo halten Schutzgebiete die Entwaldung auf? Welche Maßnahmen gegen illegalen Holzeinschlag waren erfolgreich? Hoch auflösende Satellitenbilder werden inzwischen routinemäßig zur Auswertung genutzt. Zusammen mit der französischen Entwicklungsbank Agence Française de Développement (AFD) hat die Evaluierungsabteilung beispielsweise eine neue Initiative zur Nutzung frei verfügbarer Satellitendaten für die Planung, das Monitoring und die Evaluierung entwickelt. „Wir verzeichnen einen deutlichen Digitalisierungsschub, der die Evaluierungsarbeit zunehmend verändert und zusätzliche Blickwinkel und Analysen sowie noch verlässlicheres Lernen ermöglicht“, sagt Christiane Laibach, die im Vorstand der KfW-Bankengruppe die finanzielle Zusammenarbeit verantwortet. Auch die weltweit zunehmende Verbreitung von Mobiltelefonen trägt zur Digitalisierung der Entwicklungszusammenarbeit bei: Jetzt wird es leichter, direkt bei den Zielgruppen Daten zu erheben. Ferner erlauben Automatisierungsverfahren eine einfachere und schnellere Analyse der Daten.

„Neben der starken Digitalisierung wenden wir in der Evaluierung zunehmend Methoden der rigorosen Wirkungsevaluierung an. Die Initiatoren dieser Methoden wurden 2019 mit dem Wirtschaftsnobelpreis prämiert, und ihre Methoden erlauben eine präzise Messung der Effekte eines Vorhabens. Sie werden von uns ab Projektstart in ausgewählten FZ-Vorhaben projektbegleitend implementiert und ergänzen so die flächendeckenden Ex-post-Evaluierungen,“ sagt Professor Kluve, Leiter der Abteilung Evaluierung bei der KfW.

Zwei afrikanische Kinder
In Burkina Faso werden Geldtransfers an Mütter zur Ernährungssicherung ihrer kleinen oder noch ungeborenen Kinder gegeben.

Ein Beispiel verdeutlicht dies: In Burkina Faso werden Geldtransfers an Mütter zur Ernährungssicherung ihrer kleinen oder noch ungeborenen Kinder gegeben. Für die Entwicklung der Kinder ist diese Unterstützung sehr wichtig – die ersten 1000 Tage können über das ganze Leben entscheiden. Mütter von Kindern über zwei Jahren erhalten diese Zahlungen nicht. Die Evaluierung beschäftigt sich mit der Frage: Welche Transferhöhe erzielt hier die höchste Wirkung, und welcher Ernährungsstand kann bei den Kindern erreicht werden innerhalb von drei Jahren?. Diese Erkenntnisse helfen, das laufende Vorhaben und auch zukünftige Projekte besser zu machen.

Das Evaluierungsteam unter Leitung von Professor Jochen Kluve nahm insgesamt 171 Vorhaben unter die Lupe, von denen 86 Prozent als erfolgreich bewertet wurden. Diese Einstufung entspricht der Bewertung „3 oder besser“ in einem den Schulnoten ähnlichen System des OECD-DAC, des Ausschusses für Entwicklungszusammenarbeit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Am besten schnitten die KfW-Vorhaben im Finanzsektor ab. Das liegt daran, dass Projekte zur Finanzsystementwicklung ein stabiles Umfeld voraussetzen. Die günstigen Rahmenbedingungen tragen umgekehrt zu einem hohen Erfolg der Projekte bei, die im Schnitt die Note „gut“ (2,3) erhielten. Im Durchschnitt am schlechtesten bewertet wurden Vorhaben zur Wasserversorgung (3,1). Dort gelang in einigen Projekten die Einbindung der lokalen Bevölkerung nicht, ein wichtiger Faktor.

Auch nach Regionen lassen sich deutlich unterschiedliche Erfolgsquoten ablesen: Über 90 Prozent der Vorhaben in Asien/Ozeanien wurden als „erfolgreich“ bewertet. Damit schnitt diese Region am besten ab (Durchschnitt 2,5), Subsahara-Afrika hingegen weniger gut (3,1). Einer der Hauptgründe für das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Subsahara-Afrika Region sind die Kontexte extremer Armut und strukturschwacher Partner: : Hier ist es herausfordernder, Vorhaben erfolgreich umzusetzen.

Eine Person steuert eine Kameradrohne
Durch moderne Technologien können Wirkungen besser verifiziert und evaluiert werden.

Lehren aus der Evaluierung

Die von der KfW-Projektarbeit unabhängige Evaluierungsabteilung formuliert mehrere Lehren aus ihren Bewertungen: Programme im Gesundheitssektor zeigen, dass eine Bekämpfung von Epidemien dann erfolgreich ist, wenn sie grenzüberschreitende Ansätze verfolgen. Denn Krankheiten machen nicht an Grenzen halt, und die Menschen werden immer mobiler. Ein regionaler Ansatz zur Prävention von HIV/Aids in zentralafrikanischen Staaten war denn auch besonders erfolgreich.

Immer häufiger werden so genannte reformbasierte Ansätze (Policy Based Lending) in Vorhaben integriert. Hier werden die vereinbarten Finanzmittel nur ausgezahlt, wenn die Regierung des Partnerlandes schrittweise Politikreformen umsetzt. Die einzelnen Schritte werden ebenfalls gemeinsam vereinbart und dienen als „Trigger“ für die Auszahlung von Finanzierungstranchen. Die Evaluierer betonen in ihrem Bericht, dass diese Art von Vorhaben einen hohen Personaleinsatz und kontinuierliche Präsenz vor Ort erfordern, um einen ständigen Dialog mit der Partnerregierung zu führen. Wird dies berücksichtigt, sind reformorientierte Ansätze sehr erfolgreich.

Fragile Kontexte beeinträchtigen Erfolg nicht

In den vergangenen Jahren war befürchtet worden, dass die Zunahme von fragilen Kontexten die Wirksamkeit von Vorhaben beeinträchtigen würde. Dies konnte die Evaluierung jedoch nicht bestätigen. Die zunehmende Zahl der Projekte in fragilen Kontexten spiegelte sich darin wieder, dass sie im Vergleich zu früher einen höheren Anteil der Evaluierungsstichprobe ausmachten. Doch sie schnitten nicht schlechter ab als der Durchschnitt. Untersucht wurden 68 Projekte in fragilen Kontexten. Beispiele aus dem Jemen und Afghanistan zeig, dass der Erfolg etwa von Bildungsmaßnahmen steigt, wenn Gemeinden intensiv eingebunden werden. In Afghanistan etwa entschieden die Menschen vor Ort über die Wiedereröffnung von Schulen, die wegen Konflikten geschlossen worden waren. Sie konnten die Sicherheitslage am besten einschätzen.