Tipp: Aktivieren Sie Javascript, damit Sie alle Funktionen unserer Website nutzen können.

Meldung vom 02.12.2020 / KfW Entwicklungsbank

Der Klimawandel als neue Herausforderung für den Küstenschutz

Ingenieur Mohammed Ali Torki steht am Strand, angelehnt an eine Palme.
Mohammed Ali Torki, Ingenieur bei der APAL in der Region Sousse. Durch künstliche Wellenbrecher im Meer wird hier neuer Strand gewonnen.

In Tunis und Frankfurt wurde kürzlich ein Vertrag zur Schuldenumwandlung unterzeichnet: Mit 15 Mio. Euro finanziert die tunesische Küstenschutzbehörde APAL (Agence de Protection et d’Aménagement du Littoral) Maßnahmen zum Schutz der Küste.

Eine der drastischen Folgen, die der Klimawandel mit sich bringt, ist der Anstieg der Meeresspiegel in vielen Regionen der Welt, pro Jahrhundert zwanzig bis achtzig Zentimeter, einen Meter bis zum Jahr 2100. Das betrifft auch Tunesien mit seiner 1100 km langen Küstenlinie, von denen etwa 100 km schon heute von starker Erosion betroffen sind. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in Küstennähe, die meisten großen Städte liegen dort, 90 % der Wirtschaftsleistung werden dort erbracht. Mit dem Meeresspiegelanstieg wächst nicht nur die Gefahr zunehmender Überflutungen, sondern es entstehen weitere Risiken für Küstengesellschaften. Ein Problem ist die zunehmende Küstenerosion, die durch eine stärkere Welleneinwirkung und höhere Wasserstände im Flachwasserbereich der Küsten entsteht. Die Küstenlinie verlagert sich immer weiter ins Landesinnere, für den Tourismus wichtige Strände werden weggespült. Zusätzlich dringt das Salzwasser in das Grundwasser ein, die ohnehin knappen Süßwasserressourcen und Böden versalzen – dadurch wird das Trinkwasser ungenießbar und eine landwirtschaftliche Bewässerung unter Umständen unmöglich.

Küstenweg in Tunesien, der durch Wellenbrecher in Form von Felsen vom Meer getrentt ist.
In der Region Sousse: durch diese Schutzmauer werden Bauten aus der Römerzeit vor Überflutung geschützt.

Bereits seit 2013 fördert die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit bisher 27,4 Mio. EUR den Küstenschutz in Tunesien. Finanziert werden Maßnahmen zur Verstärkung von Uferbefestigungen wie Sandaufschüttungen, Buhnen und Wellenbrecher, aber auch die Bepflanzung von Dünen zur Stabilisierung und die Unterstützung der Küstenschutzbehörde. Davon profitieren die Tourismusstandorte – nicht nur, weil der Strand „breiter“ wird, sondern auch, weil mehrere tausend Arbeitsplätze gesichert werden. Für die Landwirte im fruchtbaren Küstenstreifen wird wertvoller Boden erhalten und das Grundwasser vor der Versalzung verschont.

Portfoliomanagerin Dr. Sandra Wegner kommentiert: „Erfolgsfaktoren des Küstenschutzprogramms sind zum einen die sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der APAL, aber auch der partizipative Ansatz des Programms, der sicherstellt, dass die betroffenen Kommunen und Nutzergruppen bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen involviert werden und dass die umgesetzten Maßnahmen nachhaltig genutzt, betrieben und gewartet werden. In den betroffenen Abschnitten konnte die Küstenlinie bereits heute dynamisch stabilisiert werden.“

Deutschland wird Tunesien nach Abschluss dieser fünften Phase des Küstenschutzvorhabens – in fünf bis sieben Jahren - Altschulden in Höhe von 15 Mio. EUR erlassen. Aus eigenen Mitteln hätte das Land dieses Programm nicht umsetzen können.