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Meldung vom 22.06.2020 / KfW Entwicklungsbank

Mit OSCAR besser durch die Krise kommen

Eine digitale Plattform erleichtert Entscheidungen zu COVID-19

Aktualisiert am 31.03.2021

Gebirgsland Nepal
Im Gebirgsland Nepal ist Gesundheitsversorgung schwierig zu organisieren. Umso hilfreicher können digitale Anwendungen sein, die einen schnellen Überblick über Angebot und Nachfrage verschaffen.

Nepal war zu Beginn der Pandemie lange von Corona verschont geblieben, aber seit einiger Zeit bewegt sich auch dort die Zahl der Infizierten auf hohem Niveau. Damit das Land die Pandemie besser managt, kann es auf eine Plattform namens OSCAR zurückgreifen. OSCAR wurde von der KfW initiiert und führt medizinische Daten aus verschiedenen Quellen zu einem einheitlichen Lagebild zusammen, das fundierte Entscheidungen ermöglicht.

Auch das Land auf dem Dach der Welt, wie Nepal wegen seiner Höhenlage gerne genannt wird, weist eine hohe Zahl an Corona-Infizierten auf. Anfangs war Nepal von der Pandemie nahezu verschont geblieben, aber seit dem Frühsommer 2020 verbreitet sich das Virus dort mit zunehmender Geschwindigkeit. Zuletzt kamen täglich meist mehr als 100 Fälle neu dazu. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Nun können die Verantwortlichen in Nepal aber auf OSCAR zurückgreifen, das ihnen dabei hilft, die Krise besser in den Griff zu bekommen: Die Plattform verschafft ihnen einen aktuellen Überblick über Fallzahlen und bald auch über die vorhandenen Gesundheitskapazitäten. Wo gibt es wie viele freie Betten? Sind genügend Ärzte in der Region vorhanden, in der sich gerade ein Corona-Cluster gebildet hat? Fehlen Beatmungsgeräte? All diese Fragen kann OSCAR rasch und ständig aktualisiert beantworten. Auf Basis mathematischer Modelle wird die Plattform zudem eine Vorhersage für die nächsten zwei Wochen ermöglichen. Das gibt Nepal die Möglichkeit, die knappen personellen und finanziellen Ressourcen im Gesundheitssektor möglichst wirkungsvoll einzusetzen.

Auch ohne Corona schwierige Gesundheitsversorgung

Nepal hat zuletzt zwar deutliche Fortschritte bei einigen Gesundheitskennzahlen gemacht. So ist zum Beispiel die Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren in den vergangenen Jahren gesunken. Trotzdem liegt das Ziel einer für alle zugänglichen allgemeinen Gesundheitsversorgung noch in weiter Ferne. Das hat unter anderem mit der schwierigen Topographie des Landes zu tun, das zu großen Teilen im Himalaya-Gebirge liegt, aber auch mit den Folgen des schweren Erdbebens im Jahr 2015, bei dem viele Gesundheitszentren zerstört wurden.

Nach Angaben der Weltbank hat heute nicht einmal die Hälfte der Nepalesen Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung; ein Viertel lebt unterhalb der Armutsgrenze. Eine Krise wie die Verbreitung von COVID-19 trifft ein Land wie Nepal deshalb besonders hart. Umso nützlicher kann eine Plattform wie OSCAR sein.

Demo-Version von OSCAR
Demo-Version von OSCAR, angewendet auf Nepal.

OSCAR ist ein digitales Unterstützungssystem für Entscheidungen bei Gesundheitsrisiken. Die KfW hat es als Prototypen zur Prävention von und zum Umgang mit Pandemien entwickelt und dabei humanitäre und wissenschaftliche Partnerinstitutionen zu Rate gezogen. Im Zusammenhang mit COVID-19 hat die WHO in Südostasien Interesse daran gezeigt und die KfW darum gebeten, eine entsprechend angepasste Version bereitzustellen. Das ist mittlerweile geschehen, finanziert durch Mittel des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Diese funktionsfähige Version für Nepal ist jetzt einsatzbereit und installiert; wird derzeit jedoch noch mit weiteren Datenquellen verknüpft.

Ein Programm für viele Fälle

Zum Einsatz kommt die Plattform – in Zusammenarbeit mit der WHO – neben Nepal auch in anderen noch auszuwählenden Staaten in Südostasien. Für 2021 sind Studien in drei weiteren Ländern geplant, die ergründen sollen, ob und unter welchen Umständen bzw. Anpassungen sich die Nutzung von OSCAR dort lohnte. Grundsätzlich ist denkbar, dass noch viel mehr Länder OSCAR zur Eindämmung der Corona-Pandemie einsetzen.

Die KfW versteht das Programm als digitales globales öffentliches Gut. Deshalb wird sie zudem eine Open Source Community initiieren, um die Plattform mit deren Hilfe stetig weiter zu entwickeln. Dazu finden im Moment Gespräche mit einer deutschen Universität statt. Der Prototyp ist dabei nicht auf COVID-19 begrenzt, sondern kann, mit entsprechenden Anpassungen, auch nützliche Dienste bei anderen Gesundheitskrisen und Routineplanungen im Gesundheitswesen leisten. Die Plattform lässt sich so als digitale Komponente in umfassende KfW-Vorhaben zur Pandemieprävention integrieren, auf die das BMZ in seiner neuen Strategie BMZ 2030 ein besonderes Augenmerk legt.

„Wir haben hier eine Plattform für den Gesundheitssektor geschaffen“, erläutert Portfoliomanager Patrick Rudolph die Absicht der KfW, „die viele Anwendungsgebiete zulässt und gerade ärmeren Ländern dabei helfen kann, ihre geringen Mittel so effizient wie möglich einzusetzen.“