Meldung vom 23.12.2019 / KfW Entwicklungsbank

Eine Perspektive für die Energiewirtschaft der Ukraine

Mit KfW-Unterstützung das Stromnetz nach europäischen Standards umbauen

Mann vor Stromnetz
Der Stromsektor in der Ukraine soll moderner werden und EU-Standards entsprechen.

Die Ukraine strebt insgesamt eine stärkere Anbindung an die Europäische Union an. Das gilt für die unterschiedlichsten politischen und wirtschaftlichen Gebiete, unter anderem – und weniger bekannt – auch für das Stromnetz. Die KfW Entwicklungsbank unterstützt die Ukraine in diesem Prozess und hat dafür kurz vor Weihnachten einen Mandatsvertrag mit der Europäischen Union (EU) über knapp 9 Mio. EUR unterzeichnet. Er ist Teil eins einer Vertragsserie und zielt vor allem auf Reformen im Energiesektor ab.

Denn dieser weist auch fast 30 Jahre nach der Unabhängigkeit der Ukraine nach wie vor erhebliche Schwächen auf: Die Energieeffizienz ist schlecht, die Infrastruktur veraltet und damit störungsanfällig. Um diese Defizite zu beheben, hat die Ukraine umfassende Reformen eingeleitet: Vor zwei Jahren einigte sie sich zunächst mit dem Verband der europäischen Stromnetzbetreiber ENTSO-E verbindlich auf die notwendigen Schritte für einen Beitritt. Neben der synchronen Verbindung des Stromnetzes mit dem Mitteleuropas ist auch die Übernahme der EU-Regelungen für den Strommarkt geplant. Dadurch erhofft sich die Ukraine einen Modernisierungsschub ihrer Energiewirtschaft.

Stormnetze
Bisher noch störanfällig und ineffizient – die Stromwirtschaft in der Ukraine.

Strommarkt nach europäischen Regeln

Mit dem Projekt unterstützt die KfW das Land nun dabei, einen wettbewerbsfähigen, transparenten und diskriminierungsfreien Markt in Übereinstimmung mit EU-Regeln zu errichten. Dazu gehört beispielsweise die Angleichung der rechtlichen und regulatorischen Mechanismen und Verfahren an die einschlägigen europäischen Standards. Dazu zählt aber auch das Umsetzen von EU-Marktregeln im Betrieb des staatlichen Übertragungsnetzbetreibers „Ukrenergo“, um eine Anbindung an Mitteleuropa zu ermöglichen. Teil des Projekts ist zudem das Ausarbeiten eines längerfristigen Netzentwicklungsplans.

In einem zweiten Teil werden verschiedene Infrastrukturprojekte umgesetzt, zu denen moderne Übertragungsleitungen und die Modernisierung von acht Umspannstationen vor allem im Südwesten des Landes gehören. Auch die Leistungsfähigkeit der Übertragungsnetze soll sich deutlich verbessern und die enormen Verluste um über 6000 GWh reduzieren. Das entspricht etwa 3 % des im ganzen Land produzierten Stroms oder anders ausgedrückt: Damit könnte man auf ein Kernkraftwerk wie Biblis A komplett verzichten. Zudem sollen eine Strombörse und eine Energieagentur nach EU-Standards gegründet werden, die als „Markt Maker“ fungiert.

Neben Reformen auch neue Infrastruktur

Diesen weiteren, infrastruktur-bezogenen Teil wird die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit einem Darlehen von 32,5 Mio. EUR und Zuschüssen in Höhe von über 3,5 Mio. EUR fördern. Der Abschluss dieses Vertrags ist für das erste Quartal 2020 vorgesehen. Neben der KfW beteiligen sich weitere Entwicklungsbanken wie die Weltbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) an den Anpassungen im ukrainischen Energiesektor. Die Regierung schätzt das Volumen der Investitionen, die im Rahmen des nationalen Energieeffizienz-Aktionsplans insgesamt benötigt werden, auf rund 43 Mrd. EUR.

Die Menschen in der Ukraine profitieren von diesem Vorhaben, weil die Stromversorgung sicherer und stabiler wird. Zudem erleichtert sich dadurch mittelfristig die Einspeisung von erneuerbaren Energien in das Netz. Auf längere Sicht profitiert auch die EU von der Möglichkeit des Stromhandels, inklusive Elektrizität aus regenerativen Quellen, mit der Ukraine. Die Synchronisierung des ukrainischen Netzes mit dem mitteleuropäischen soll bis 2026 abgeschlossen sein – und lässt die Ukraine wirtschaftlich und politisch näher an die EU heranrücken.