Afrika birgt große Potenziale: Ressourcenreichtum, kulturelle Vielfalt, Unternehmergeist und Innovationskraft. Etwa die Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befindet sich in Afrika. 2035 wird der Kontinent das größte Arbeitskräfteangebot weltweit haben. Es ist eine enorme Herausforderung, dieses Potenzial der stark wachsenden Bevölkerung zu nutzen - bis 2050 wird sie sich auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Jeder vierte Erdbewohner wird Afrikaner sein. Hier wachsen die globalen Märkte, die Beschäftigten und Kunden der Zukunft heran.
Seit einigen Jahren steht Afrika im Fokus. Das liegt auch an der Flüchtlingsfrage, an der von vielen als Bedrohung wahrgenommenen Möglichkeit, dass in den kommenden Jahren Millionen Afrikaner Richtung Europa aufbrechen. Wo liegen die Gründe dafür, dass vor allem jungen Menschen Afrika verlassen wollen? Sie sehen in ihren Heimatländern keine Perspektive, sich ein würdiges Leben in wirtschaftlich und politisch stabilen Verhältnissen aufzubauen, mit Bildungsmöglichkeiten, Job und der Aussicht, die Familie gut zu ernähren. Und: in vielen Ländern nehmen Verfolgung, Diskriminierung, ethnische Konflikte und Menschenrechtsverletzungen zu.
Die Bundesregierung engagiert sich auf vielfältige Weise, den Nachbarkontinent Afrika in seiner Eigenverantwortung für Sicherheit und Entwicklung zu unterstützen. Ein Beispiel ist der Compact with Africa (CwA), der unter deutscher G20-Präsidentschaft initiiert wurde, um private Investitionen in Afrika zu fördern. Das Hauptziel des CwA ist es, die Attraktivität privater, nachhaltiger Investitionen durch wesentliche Verbesserungen der wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zu erhöhen. Im Oktober 2023 ist die Demokratische Republik Kongo als dreizehntes Land hinzugekommen.
Ein zentrales Umsetzungsinstrument der Compact with Africa-Initiative ist der AfricaGrow-Fonds. Über diesen Dachfonds fördert die KfW zusammen mit der DEG und der Allianz-Gruppe afrikanische KMU und Start-Ups mit Finanzierung und Beratung. Dieser Fonds hat 2020 sein Fundraising abgeschlossen und sein maximales Volumen von 200 Mio. Euro erzielt. Die KfW Entwicklungsbank hat 100 Mio. Euro als Treuhandbeteiligung zur Verfügung gestellt und 15 Mio. Euro für Beratung und Ausbildung.
AfricaGrow zielt darauf ab, bis 2030 über die lokalen Fonds 150 innovative kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sowie Start-ups in reformorientierten Ländern Afrikas zu finanzieren, um eine nachhaltige, ökonomische und soziale Entwicklung zu fördern. Bis 2030 werden durch die Investitionen über rund 140.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Bei der Konzeption des Fonds wurde größter Wert daraufgelegt, dass die Investitionen klare Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Mittels regelmäßiger und sorgfältiger Überprüfung soll eine messbare positive soziale und/oder ökonomische Wirkung in Form von z.B. Einkommenssicherung und Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze beispielsweise in den Bereichen Bildung, Energie und Finanzdienstleistungen, sichergestellt werden.
Im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des BMZ (vormals Sonderinitiative „Ausbildung und Beschäftigung“) hat die KfW Entwicklungsbank die FZ-Fazilität „Investitionen für Beschäftigung“ (IFB) in Form einer deutschen GmbH gegründet. Über Ideenwettbewerbe in den sechs Reformpartnerschaftsländern sowie Ägypten und Ruanda fördert die IFB GmbH mit Zuschüssen Investitionen, die zur Schaffung und Verbesserung von Arbeitsplätzen beitragen.
Die IFB hat bereits 28 Wettbewerbsrunden in den Partnerländern durchgeführt. Auf den letzten regionalen Call for Proposals im Juni 2023 bewarben sich 500 private Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und öffentliche Partner. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurden bisher 28 Investitionsprojekte ausgewählt, durch die 37.000 neue Jobs entstehen und 142 Mio. Euro Privatkapital gehebelt wird. Viele weitere Investitionsprojekte sind in der Auswahl. Bei der Projektauswahl wird besonders darauf geachtet, dass Arbeitsplätze gleichermaßen für Frauen wie für Männer entstehen und junge Jobsuchende eine Anstellung finden.
Andauernde Instabilität, zunehmender Extremismus, fehlende wirtschaftliche Perspektiven, schlechter Zugang zu Bildung und Beschäftigung sowie grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser und Strom - das sind die vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Sahel-Länder Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso und Tschad stehen. Dieses Bündnis wird von der 2017 ins Leben gerufenen Sahel-Allianz unterstützt, der die Vereinten Nationen, die Afrikanische Entwicklungsbank, die Weltbank, die EU, Frankreich, Deutschland und weitere europäische Länder angehören. Mit substanziellen Zusagen für Armutsbekämpfung, Landwirtschaft und Infrastrukturausbau versuchen die Geber, die Situation in der fragilen Region zu stabilisieren und eine humanitäre Krise abzuwehren. Die Folgen des Klimawandels destabilisieren die Region zusätzlich.
Um die Bedeutung der Sahel Allianz angemessen zu untermauern, hat die deutsche Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schultze, im Juli 2023 den Vorsitz der Sahel Allianz übernommen.
Um auf die Herausforderungen angemessen zu reagieren, haben sich die Mitglieder des Sahel-Bündnisses für vier Leitprinzipien entschieden: Ausrichtung ihrer Maßnahmen auf prioritäre Sektoren, Rechenschaftspflicht zwischen den Partnern bei gemeinsamen Zielen, neue innovative und flexiblere Aktionsformen und besonderes Engagement in gefährdeten und fragilen Gebieten.
Prioritäre Sektoren sind: "Bildung und Jugendbeschäftigung", "Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Ernährungssicherheit", "Energie und Klima", "Governance", "Dezentralisierung und Grundversorgung" und "Innere Sicherheit". Die zu erreichenden Ziele werden von allen Partnern definiert, gemessen und geteilt. Um ihre Umsetzung und Wirksamkeit zu beschleunigen, beschließen die Projekte neue Aktionsformen durch innovative, flexiblere Finanzierungsmethoden und eine Diversifizierung der Akteure, die sie umsetzen (NRO, lokale Behörden, Privatsektor).
Im Juni 2021 gründete die KfW mit der „G5 Sahel Fazilität“ ein neues Finanzierungsinstrument für die fünf Sahelstaaten. Zunächst wird die Fazilität - eine deutsche Stiftung - durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit Mitteln in Höhe von 50 Mio. Euro ausgestattet. Das bietet den Gebern der Sahel-Allianz die Möglichkeit zur Kofinanzierung von Vorhaben in der Region über ein gemeinsames Instrument. Als erster Kofinancier ist Frankreich bereits an Bord.
Umgesetzt werden Projekte im Bereich kommunale Infrastruktur, Schulungen und einkommensschaffenden Maßnahmen. Jedes von der Fazilität finanzierte Projekt konzentriert sich auf sektorübergreifende territoriale Studien und Konfliktdynamik, den Dialog mit der Gemeinschaft und Konsultationen mit nationalen Behörden.
Um eine gute Idee in ein erfolgreiches Start-up zu verwandeln, braucht man Beteiligungs-, Risiko- oder Wagniskapital. Besonders in Afrika steckt der Markt dafür noch in den Kinderschuhen. Die gesamte Finanzierungslücke für kleine und mittlere Unternehmen in Afrika – Start-ups mit eingerechnet – wird auf über 300 Mrd. US-Dollar geschätzt. Investoren sind oft nur bereit, in etablierte Firmen zu investieren. Neugründungen und junge Unternehmen bleiben häufig auf der Strecke. Mit der im Auftrag der Bundesregierung erfolgten Beteiligung der KfW am Partech Africa Fund I, einem in Afrika aktiven Venture Capital Fonds, wurde diese Lücke ein Stück weit geschlossen. Der 2017 ins Leben gerufene Fonds konnte knapp 125 Mio. Euro an Geldern bei öffentlichen und privaten Investoren einsammeln und so über 15 Unternehmen in neun verschiedenen afrikanischen Ländern mit Risikokapital versorgen. Unter den Kunden des Fonds sind erfolgreiche Technologieunternehmen, die einen wertvollen Beitrag zum Digitalisierungsprozess in ihren Ländern leisten.