Meldung vom 19.06.2019 / KfW Entwicklungsbank

Weltflüchtlingstag: Aufmerksamkeit für 70 Millionen Menschen auf der Flucht

Unterricht für syrische und jordanische Schüler in der Khadijah-Bint-Khwalid-Schule in Jordanien.

Seit knapp zwanzig Jahren finden am 20. Juni – dem Weltflüchtlingstag – unter der Ägide des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) weltweit Veranstaltungen statt, in denen die Solidarität mit Geflüchteten zum Ausdruck gebracht wird. Mehr als 70 Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht, 2,3 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Hälfte der Geflüchteten sind Kinder unter 18 Jahren. Die größte Gruppe sind nach wie vor die Syrer: Ende 2018 waren 6.700.000 von ihnen von Flucht und Vertreibung betroffen.

Die Zahlen spiegeln sich auch in der Arbeit der KfW Entwicklungsbank wider: Zurzeit werden 128 Vorhaben mit Fluchtbezug in 29 Ländern mit dem Gesamtvolumen von 4,1 Mrd. EUR betreut. Das Spektrum reicht von kurzfristigen Nahrungsmittellieferungen über das Welternährungsprogramm bis hin zu Beschäftigungsförderungsmaßnahmen und Verbesserungen an Trinkwasserversorgungsanlagen in Flüchtlingscamps und aufnehmenden Gemeinden.

Regionaler Fokus: Der Nahe und Mittlere Osten

Der Nahe und Mittlere Osten ist regionaler Fokus des Engagements (2,6 Mrd. EUR, d.h. 63 % des laufenden Portfolios), insbesondere Syrien und seine Nachbarländer Jordanien, Libanon, Türkei und Irak. Häufig arbeitet die KfW Entwicklungsbank im Krisenkontext mit UN-Organisationen oder Nichtregierungsorganisationen zusammen. Sie zeichnen sich i.d.R. durch eine starke Vor-Ort-Präsenz und Zielgruppennähe aus, was schnellwirksame Maßnahmen ermöglicht.

In Jordanien sind aktuell 664.330 syrische Flüchtlinge offiziell registriert, Schätzungen gehen von etwa doppelt so vielen Geflüchteten aus. 123.372 leben in Flüchtlingscamps, die anderen haben Aufnahme in Gemeinden gefunden. Diese – und ihre Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Wasserversorgung, Strom, Gesundheitsstationen etc. – werden durch den hohen Bevölkerungszuwachs oft stark belastet. Um die lokale Aufnahmebereitschaft zu stärken und Konflikten zwischen der lokalen Bevölkerung und Geflüchteten vorzubeugen, engagiert sich die KfW im Auftrag der Bundesregierung in den Bereichen Wasser und Abwasser, Energieversorgung, Bildung und Beschäftigungsförderung.

Jobs in Reinigung und Instandhaltung von Schulen in Jordanien

Ein Projektbeispiel: die öffentlichen Schulen in Jordanien sind – auch durch den Zuzug von Flüchtlingen – überlastet, oft wird in Doppelschichten unterrichtet. Im Rahmen der deutsch-jordanischen Zusammenarbeit wurden in den vergangenen 15 Jahren bereits 37 Grundschulen für etwa 23.700 Mädchen und Jungen gebaut – aber der Bedarf bleibt hoch. Und: die Wartung der Gebäude und der Schulgelände erfolgt nur unzureichend. Es fehlt an einem kohärenten System sowie an ausreichend Budget für die ordnungsgemäße Instandhaltung öffentlicher Schulen. Das wirkt sich negativ auf das Lernumfeld aus, was wiederum Konsequenzen für Lernverhalten und Lernerfolg hat. Gleichzeitig fehlen Jobs sowohl für Flüchtlinge als auch Einheimische. Das in Kooperation mit UNOPS (United Nations Office for Project Services) durchgeführte Programm „Beschäftigungsintensive Wartung im öffentlichen Raum, Phase I: Öffentliche Schulen“ adressiert beide Umstände und komplementiert die bilateralen Vorhaben im Bereich Schulbau der vergangenen Jahre. Es werden Arbeitsplätze für Geflüchtete (mindestens die Hälfte der Beschäftigten) und Jordanier im Bereich Instandsetzung und Reinigung geschaffen – und diese Maßnahmen verbessern gleichzeitig das Lernumfeld. UNOPS als Träger stimmt sich eng mit dem Bildungsministerium ab, wählt Schulen aus, vergibt die Arbeiten an lokale Bauunternehmen, betreut und bezahlt die syrischen und jordanischen Arbeiter und überwacht die Einhaltung von Arbeits- und Sicherheitsstandards.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Dossier Flucht und Integration.