Meldung vom 20.09.2018 / KfW Entwicklungsbank

Höchst gelegenes Wasserkraftwerk der Welt eingeweiht

Blick auf das im Bau befindliche Wasserkraftwerk in karger Berglandschaft. Im Vordergrund fließt der Fluss.

KfW unterstützt Stromproduktion im Pamir-Gebirge Tadschikistans

Der tadschikische Präsident Emomalij Rahmon hat am 13.09.2018 eines der höchst gelegenen Wasserkraftwerke der Welt eingeweiht. Das neue Kraftwerk mit einer Leistung von einem Megawatt produziert in der Kleinstadt Murgab nun zuverlässig Strom für die örtliche Bevölkerung und Betriebe. Die KfW unterstützte den Neubau im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit 7,4 Mio. Euro.

Das Wasserkraftwerk liegt auf einer Höhe von 3.600 Metern im Pamir Gebirge und wird gespeist vom Ak-Suu-Fluss. Die Provinz ist eine der entlegensten und ärmsten der ganzen Region. Allein die Fahrt zur Provinzhauptstadt Khorog dauert viele Stunden und geht über Hochgebirgsstraßen, die je nach Jahreszeit mal von Schneelawinen, dann wieder von Schlamm, Geröll oder Steinschlag bedroht sind. Von dort bis Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, dauert es noch einmal elf bis zwölf Stunden mit dem Auto. Aufgrund ihrer isolierten Lage sind die Menschen in Murgab dringend auf eine eigene Stromproduktion angewiesen.

Die bekamen sie bisher von einem Kleinwasserkraftwerk, das 1962 gebaut worden und mittlerweile stark veraltet war. Dessen Kapazität reichte auch nicht mehr für den wachsenden Energiebedarf aus. Und die Spannung von 100 bis 110 Volt genügte meist nur für Hausbeleuchtung, Radio und Fernsehen oder das Aufladen von Telefonen, nicht aber für Heizzwecke – in einer Gegend mit strengen Wintern wie im Pamir-Gebirge ein wirklicher Mangel.

Blick auf die Stadt Murgab, am Fluss vor einem kargen Bersmassiv gelegen.

Bauen unter harten Bedingungen

Im Jahr 2015 spülte dann auch noch ein Jahrhunderthochwasser das alte Kraftwerk regelrecht weg. Es musste komplett abgebaut und durch ein modernes ersetzt werden. Da derartige Fluten aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger zu erwarten sind, hat man beim Neubau auch in dieser Hinsicht gleich Anpassungen vorgenommen und zum Beispiel den Kanal, der dem Kraftwerk das Wasser zuführt, weiter vom Fluss entfernt errichtet.

Abgesehen von dem neuen Kanal gibt es jetzt eine neue Wehranlage und ein neues Turbinengebäude, eine neue Werkstatt und ein neues Lager. Auch die Turbinen und die elektromechanische Ausrüstung sind komplett neu. Der Betreiber Pamir Energy - eine "Public Private Partnership", an der auch das "Aga Khan Development Network" beteiligt ist – hat aus eigenen Mitteln zusätzlich das Verteilernetz erneuert. Die extremen Witterungsbedingungen mit nur wenigen frostfreien Monaten und langen, harten Wintern machten den Bau der Anlage zu einer besonderen Herausforderung. Trotzdem ist sie rechtzeitig fertig geworden.

Der Nutzen des neuen Laufwasserkraftwerks ist ein mehrfacher: Neben der zuverlässigen Energieversorgung gehen damit auch positive Effekte für die Umwelt einher: Der Verbrauch von Holz und Dung – bisher das übliche Brennmaterial, weil die Strommenge nicht ausreichte –, soll sich reduzieren. Damit verringert sich auch der Nutzungsdruck auf den verbleibenden Buschbestand. Dieser spielt im Hochgebirge, wo wenig anderes wächst, eine wichtige Rolle für den Erhalt von Biodiversität. Und die Wirkung geht über die kleine Stadt Murgab hinaus, denn die erfolgreiche Umsetzung des Projekts unter schwierigen Rahmenbedingungen steht als Beispiel dafür, wie durch angepasste, dezentrale Lösungen eine klima- und umweltfreundliche Energieversorgung auch in abgelegenen Gegenden ermöglicht werden kann.