Meldung vom 14.11.2017 / KfW Entwicklungsbank

Kohlenstoffsenken bisher unterschätzt

Sie können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten

Moerator und Panelisten beim Side Event zum Thema Kohlenstoffspeicher auf der COP23
KfW-Teamleiter Klaus Gihr über Möglichkeiten, mehr Kohlenstoff zu binden, zum Beispiel in Wäldern und Feuchtgebieten.

Kohlenstoffsenken könnten einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen des 1,5 bis 2-Gradziels leisten, aber sie werden beim Klimaschutz bisher noch unterschätzt. So lautete das Ergebnis eines Side Events auf der Klimakonferenz in Bonn, das die KfW zusammen mit dem WWF veranstaltet hat.

Kohlenstoffsenken speichern CO2 und können damit sogenannte "negative Emissionen" produzieren. Diese sind nötig, um den Ausstoß von Kohlendioxyd dort auszugleichen, wo er nur mit großer Mühe zu vermindern oder das Absenken mit hohen Kosten verbunden ist. "Negative Emissionen werden künftig noch eine große Rolle spielen", prognostizierte Lini Wollenberg von "Low Emissions Agriculture" in ihrer Key Note Ansprache. Nur mit ihnen lasse sich der CO2-Ausstoß bis zur Mitte des Jahrhunderts unterm Strich wie vorgesehen auf null reduzieren. "Deshalb sollten wir terrestrische Kohlestoffsenken noch viel mehr als bisher in Betracht ziehen."

Viele Möglichkeiten noch zu wenig genutzt

Möglichkeiten, Kohlenstoff auf natürliche Weise zu binden, gibt es genug: Wiederaufforstung ist die gängigste Methode. Weniger bekannt, aber ebenfalls wirkungsvoll ist die sogenannte Biokohle: Sie enthält aus der Luft gebundenen Kohlenstoff, der dadurch langfristig im Boden gespeichert bleibt. Durch veränderte Landmanagement- und Anbaumethoden lässt sich Kohlenstoff aus der Luft binden. Außerdem sind auch Moore und Feuchtgebiete hervorragende Kohlenstoffdepots.

Zusammengenommen ließen sich, so Wollenberg, 10 bis 25 Gigatonnen CO2-Äquivalente jährlich durch gezieltes Ausnutzen von natürlichen Kohlenstoffsenken speichern. Zum Vergleich: Deutschland stößt jedes Jahr rund 0,9 Gigatonnen CO2-Äquivalente aus.

Wald, Landwirtschaft, Moore

Bei der anschließenden Diskussion herrschte weitgehend Einigkeit, dass terrestrische Kohlenstoffspeicher durch eine angepasste Landwirtschaft noch nicht genug genutzt werden, zumal das Potenzial dazu überall auf der Welt bestehe, auch in den Industrieländern. "Wir müssen das unbedingt forcieren", hieß es mehrfach. Der Klimabeauftragte der KfW-Entwicklungsbank, Peter Hilliges, berichtete, dass die KfW zwar vielversprechende Ansätze wie Wiedervernässung von Mooren oder REDD+ im Waldschutz verfolge, es aber bisher nicht gelungen sei, sie großflächig umzusetzen und andere Geber in größerem Stil dafür zu gewinnen.

Ähnliches gilt nach Angaben von Jeff Fiedler von der amerikanischen NGO "Forest Trends" auch für die Landwirtschaft, wo Bio-Kohlenstoff noch kaum zum Einsatz kommt. Dabei wäre die Methode, wie KfW-Sektorökonom Martin Lux am Rande der Klimakonferenz sagte, "gerade in den kargen tropischen Böden, besonders wirksam, weil die Biokohle deren Nährstoffhaushalt verbessert."

Andererseits sollte, so lautete ein weiteres Ergebnis der Veranstaltung, Kohlenstoffsenken auch nicht als Ausrede für nicht gesenkten CO2-Ausstoß herhalten. Das sei definitiv das falsche Signal; "wir brauchen alle Formen der Minderung", hieß es mehrfach aus dem Publikum.