Meldung vom 10.11.2017 / KfW Entwicklungsbank

Mehr in den Küstenschutz investieren

KfW-Veranstaltung zum Anstieg des Meeresspiegels bei der Klimakonferenz

KfW-Bereichsleiter Stephan Opitz am Podium.
KfW-Bereichsleiter Stephan Opitz stellt das Engagement der KfW in Küstengebieten vor.

Die Erhöhung des Meeresspiegels geschieht langsam und ist in seinem Ausmaß und seiner regionalen Verteilung noch nicht klar abzuschätzen, aber die wirtschaftlichen und sozialen Folgen sind in jedem Fall immens. Das ist ein Fazit eines ganztägigen Symposiums mit rund 70 Experten, das die KfW Entwicklungsbank am Rande der Klimakonferenz in Bonn veranstaltet hat.

Um die Schäden für Menschen und ihr Hab und Gut möglichst gering zu halten, sind in naher Zukunft massive Investitionen in den Küstenschutz nötig. Ohne zusätzliche Anstrengungen, so hat der Weltbankökonom Stéphane Hallegatte errechnet, vervielfältigen sich die Kosten später: Ab Mitte des Jahrhunderts würde dann wegen Landverlusten und Überflutungen rund eine Billion Dollar pro Jahr anfallen.

„Der Meeresspiegel steigt immer schneller“, wie Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung schilderte. Seit Beginn der Industrialisierung waren es im weltweiten Schnitt etwa 20 Zentimeter. Je nachdem, wie gut es gelingt, den CO2-Ausstoß zu verringern und die Erdtemperatur niedrig zu halten, steigt der Pegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts um zwischen 80 Zentimeter und 1,80 Meter. Selbst wenn die Klimaerwärmung eingedämmt wird, geht der Anstieg noch einige Jahrhunderte weiter.

Rechtzeitig vorbeugen

Auch wenn solche Prognosen noch mit einiger Unsicherheit behaftet sind, ist in jedem Fall damit zu rechnen, dass das Meer in den kommenden Jahrzehnten viele Küstenregionen ganz oder teilweise überspülen wird. Anders als bei Extremwetterereignissen, so Levermann, sei der Mensch davon aber nicht unmittelbar bedroht. Theoretisch kann er sich schützen, durch Deiche, Dämme, veränderte Bauweisen oder – wenn das alles nicht hilft – durch Wegzug in andere Gegenden. Sich in welcher Form auch immer einem höheren Meeresspiegel anzupassen, kostet allerdings Geld, das vor allem ärmere Menschen und Regionen nicht haben. Außerdem könnten Migrationsbewegungen mit sozialen Verwerfungen einhergehen.

Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel: „Mehr als zwei Drittel unserer Partnerländer sind Küsten- oder Inselstaaten.“

Deshalb, so lautete ein weiteres Fazit der Konferenz, sei es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft mehr Geld in den Küstenschutz investiere und dabei vor allem Entwicklungsländer und arme Menschen im Blick habe. „Mehr als zwei Drittel unserer Partnerländer sind Küsten- oder Inselstaaten“, sagte der Parlamentarische Staatsekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Hans-Joachim Fuchtel. Ihre Zukunft auch physisch zu sichern, darin sehe er eine wichtige Aufgabe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

Graue und grüne Infrastruktur fördern

Zu den Maßnahmen, die in Frage kommen, zählen neben harten auch weiche, sogenannte „ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen“. Wichtig sei nicht nur graue, sondern zudem „grüne Infrastruktur“, so Staatssekretär Fuchtel. Das kann zum Beispiel Schutz und Regeneration von Seegraswiesen oder Mangrovenwäldern sein. Es kann aber auch bedeuten, Korallenriffe zu schützen, die Sturmfluten abmildern. Häufig bietet eine Kombination verschiedener Maßnahmen den besten Schutz.

Eine Gruppe von Menschen auf der Klimakonferenz.
Rege Diskussion am Rande des Symposiums.

Die KfW Entwicklungsbank ist auf diesem Gebiet schon aktiv, fördert auch „grüne Infrastruktur“ zum Beispiel in der Karibik, aber insgesamt „haben wir bei der Anpassung noch großen Nachholbedarf“, konstatierte Bereichsleiter Stephan Opitz. „Wir haben eine Menge Arbeit vor uns“, folgerte auch Daniela Jacob, Direktorin des Deutschen Climate Service Center, das die Veranstaltung mit organisiert hatte. „Schließlich geht es auch um Gerechtigkeit!“ Die Kosten für Schäden und Investitionsmaßnahmen müssen auf viele Schultern verteilt werden, damit vor allem die Ärmeren dieser Welt nicht buchstäblich untergehen.