Meldung vom 25.07.2017 / KfW Entwicklungsbank

Afrikas Jobmotor

Kleinunternehmer profitieren von der Absicherung ihrer Kredite

Thomas Duve, Priscilla Budu, Mark Engelhardt, Jules Ngankam, Afolabi Obisesan und Ronald Mpho Kubelo
Auf dem Panel diskutierten Thomas Duve, Priscilla Budu, Mark Engelhardt, Jules Ngankam, Afolabi Obisesan und Ronald Mpho Kubelo (von links).

Ein Großteil der Arbeitsplätze in Afrika wird von kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen, doch haben diese wenig Zugang zu Krediten, um ihre Geschäfte auszuweiten. Vertreter afrikanischer Institutionen, die Kleinunternehmer durch Garantieinstrumente unterstützen, trafen sich Mitte Juli in der KfW in Frankfurt zum Austausch von Erfahrungen.

Die kleinen und mittleren Unternehmen des schwarzen Kontinents haben häufig Schwierigkeit, ihr Kapital aufzustocken. Obwohl sie 80 Prozent der Jobs schaffen, erhalten sie nur zögerlich Kredite, weil den Banken das Risiko zu hoch erscheint. An dieser Stelle springen Garantiegeber ein, die das Risiko der Banken mindern, wenn diese Kredite an Kleinunternehmer vergeben. "Solche Garantieinstrumente werden aufgrund wachsender Nachfrage immer wichtiger", erklärte KfW-Abteilungsleiter Marc Engelhardt einführend.

Afolabi Obisesan stellte die 1993 gegründete African Import-Export Bank (AFREXIMBANK) vor, die inzwischen 44 Mitglieder hat, hauptsächlich afrikanische Nationalbanken. Zu ihren strategischen Partnern gehören neben der KfW auch die französische Agence Française de Développement (AFD). AFREXIMBANK bietet Kredite, übernimmt Garantien und vergibt Kreditabsicherungen, und fördert damit vor allem den Außenhandel. Obisesan forderte, dass sich Finanzinstitutionen der Entwicklungszusammenarbeit auf dem Feld der Garantieinstrumente stärker engagieren.

Jules Ngankam präsentierte den 2011 gegründeten African Guarantee Fund (AGF) mit Sitz in Kairo. Der Fonds ist inzwischen in 38 Ländern vertreten, arbeitet mit über 90 Finanzdienstleistern zusammen und hat 1 Mrd. USD für Kleinunternehmen mobilisiert. Ziel des Fonds ist es, die Lücke zwischen den Finanzinstitutionen und den kleinen und mittleren Unternehmen zu überbrücken. Seinen Angaben zufolge liegt der Kapitalbedarf letzterer, der bisher ungedeckt blieb, bei 150 Mrd. USD. Das als hoch wahrgenommene Risiko sei nicht der einzige Grund für die Finanzierungslücke, sondern auch der Mangel an Wissen und Ressourcen. Aus diesem Grund bietet der AGF nicht allein Garantieinstrumente an, sondern fördert auch die Kapazitätsentwicklung, etwa durch Fortbildung für Führungskräfte von Banken.

Risiken werden überschätzt

Jules Ngankam erläuterte, dass das wahrgenommene Risiko bei der Vergabe von Krediten an kleinere Unternehmen oftmals höher sei als das tatsächliche. "Durch Segmentierung des Portfolios kann das Risiko weiter gemindert werden", erklärte er. Indem also die Kunden je nach Höhe des Risikos in Klassen gruppiert werden, wird das Durchschnittsrisiko pro Segment leichter berechenbar. Handle es sich um formelle oder informelle Unternehmen? Wie lange bestünden sie bereits? Auch unterscheide sich das Risiko ja nach Branche. Das unternehmerische Risiko müsse ferner getrennt vom Wechselkursrisiko betrachtet werden. Für jeden Einsatzzweck seien unterschiedliche Absicherungsmechanismen angebracht.

Ronald Mpho Kubelo von der Development Bank South Africa (DBSA) führte ein Beispiel an, bei dem seine Bank einen Partner in Mosambik gefunden habe, der das Lokalwährungsrisiko übernahm.

Die KfW habe realisiert, dass das Lokalwährungsrisiko wichtig sei, hoben die KfW Vertreter hervor. Hier seien mit dem African Local Currency Bond Fund (ALCB) und dem Lokalwährungsabsicherungsfonds TCX bereits Instrumente entwickelt worden. Die KfW hat bereits Erfahrungen vor Ort gesammelt, wie Thomas Duve, KfW-Abteilungsleiter Südliches Afrika und Regionale Fonds, berichtete. Daher könne man heute etwa private Energieversorger unterstützen, indem deren Risiko aus Abnahmeverträgen mit den nationalen Netzbetreibern abgefedert wird. Er fasste zusammen: "Wenn wir mehr Erfahrungen mit Garantieinstrumenten gewinnen und den Weg weiter gehen, werden die Kosten der Garantien sinken."

Nachhaltigkeit statt Profitmaximierung

Jules Ngankam betonte noch einmal die Bedeutung, Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen. Früher seien die Regierungen die wichtigsten Arbeitgeber gewesen, doch angesichts der vielen Jugendlichen, die auf den Arbeitsmarkt strömen, seien sie damit überfordert. Die Rolle der wichtigsten Arbeitgeber haben nun die kleinen und mittleren Unternehmen übernommen. "Wenn sie genügend Jobs bieten, werden weniger junge Menschen auswandern", erklärte Ngankam und erntete viel Zustimmung aus dem Publikum, zu dem zahlreiche Führungskräfte von Finanzinstitutionen aus Afrika zählten.

Priscilla Budu von Eximguaranty aus Ghana betonte auf Nachfrage, dass ihre Institution nicht darauf angewiesen sei, Gewinn zu machen. "Unser Mandat ist nicht Profitmaximierung, sondern Nachhaltigkeit." Ein Landwirt etwa, der von einer Bank einen Kredit aufnehmen wolle, müsse seine Ländereien verpfänden. Nach einer Missernte würde ihn dies ruinieren. "Wir von Eximguaranty hingegen lassen ihm Zeit, seinen Kredit zurückzuzahlen. Auch die Rückzahlung sehr geringer Raten ist in Ordnung." Dies helfe dem Landwirt, langfristig zu überleben und nach und nach profitabler zu werden.