Meldung vom 24.05.2017 / KfW Entwicklungsbank

Dreidimensionales Zielsystem

BMZ-Beauftragter für Nachhaltigkeitsziele Ingolf Dietrich fordert zum Umdenken auf

Über die Auswirkungen der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) für die Finanzielle Zusammenarbeit sprach BMZ-Unterabteilungsleiter Ingolf Dietrich beim Entwicklungsforum der KfW Mitte Mai. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Nachhaltungsziele formulierte gezielte Erwartungen an die KfW.

"Denken Sie dreidimensional", forderte Ingolf Dietrich die KfW-Mitarbeiter auf. Damit meinte er, im Sinne der Ziele für nachhaltige Entwicklung, die von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedet wurden, die soziale, ökologische und ökonomische Dimension von Vorhaben gleichermaßen zu bedenken. Die Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals/SDGs) stellen aus Sicht des BMZ einen "Weltzukunftsvertrag" dar, der die globale Entwicklungsrichtung für die kommenden Jahre bis 2030 vorgibt. Die 17 Ziele wurden in 169 Unterzielen konkretisiert, denen 231 Indikatoren zugeordnet sind. Letztere machen die Zielerreichung messbar.

Deutschland habe bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsziele darauf gedrängt, dass sich die Unterzeichner "zu einem belastbaren Monitoringsystem bekennen", hob Dietrich hervor. Aus dem Grunde habe sich Deutschland auch als eines der ersten Länder bereit erklärt, vor dem High-Level Political Forum on Sustainable Development, dem Peer-Mechanismus der SDGs, seine nationalen Pläne vorzustellen.

Ingolf Dietrich ist der Beauftragte der Bundesregierung für die UN-Nachhaltigkeitsziele.

KfW-Abteilungsleiter Marc Engelhardt moderierte die Veranstaltung und ergänzte, dass die KfW bei der SDG-Erreichung sowohl in Deutschland als auch bei der Unterstützung der SDG-Umsetzung in den Partnerländern gefragt sei und die Agenda 2030 somit eine hohe Relevanz für die gesamte KfW-Gruppe habe. So ist die KfW Mit-Unterzeichnerin der "Frankfurter Erklärung", in der sich die wesentlichen Akteure am Finanzplatz Frankfurt zu nachhaltigen Finanzierung und explizit auch zu den SDGs bekennen. Julia Sattelberger vom KfW-internen Forschungsteam merkte in ihrem Koreferat an, dass viele der Indikatoren auf einer sehr abstrakten Ebene formuliert seien. Es sei schwierig festzustellen, inwiefern beispielsweise ein einzelnes Vorhaben der KfW zur Verringerung der Kindersterblichkeit in einem Partnerland beitrage. "Wir versuchen, das zu messen, was wir auch plausibel messen können", sagte sie. Sich an einem Wettbewerb um "möglichst große Zahlen" zu beteiligen, sei nicht angebracht.

Ingolf Dietrich räumte eine „Zuordnungslücke“ ein, was die Wirkung von Vorhaben und die Erfüllung der SDG-Ziele angehe. "Trotzdem müssen wir auskunftsfähig bleiben", betonte er. Der BMZ-Beauftragte regte an, dass die Finanzielle Zusammenarbeit etwa auch Statistikämter in Partnerländer unterstütze könne, um die Erhebung von Daten zu verbessern. Dies sei vergleichbar mit der Unterstützung von Bundesrechnungshöfen.

Rolle rückwärts?

Weitere Fragen in der angeregten Diskussion bezogen sich auf die Priorisierung innerhalb der SDGs, etwa ob das SDG-Motto "Niemanden zurücklassen" ("Leave no one behind") nicht letztlich doch die Armutsbekämpfung über die anderen 16 Ziele stelle.

"Die Vernachlässigung einer Dimension bedroht langfristig auch den Fortschritt in den anderen beiden Dimensionen", verdeutlichte Ingolf Dietrich den Zusammenhang der drei Zielfelder Soziales, Ökologie und Ökonomie. Der Mehrwert der SDG läge nicht so sehr in der breiten Auflistung wichtiger Entwicklungsziele - diese waren ja auch vorher kaum strittig- sondern in der Erkenntnis, dass Synergien zwischen den Zielen systematischer als bisher genutzt und eventuelle Zielkonflikte offener als bisher adressiert werden müssten. Dies stelle sicher, dass eine konkrete Maßnahme nicht nur einem spezifischen SDG diene, sondern auch dem Zielsystem insgesamt nutze.

Abteilungsleiter Marc Engelhardt (links) und Julia Sattelberger von der KfW diskutierten mit BMZ-Unterabteilungsleiter Ingolf Dietrich über den Beitrag der KfW zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.