Meldung vom 29.03.2016 / KfW Entwicklungsbank

Projekte im Gaza-Streifen zeigen langfristige Wirkung

Palästinenser nutzen von der KfW geförderte Einrichtungen noch zehn Jahre später

Kicken trotz Krise: Die Jugendmannschaft der Fußballschule im Gaza-Streifen hat schon viele Siege errungen. Zahlreiche Pokale in den Vitrinen des Vereinshauses zeugen davon. Das Gebäude ist nur eines von insgesamt 72 sozialen Einrichtungen im Gaza-Streifen, die im Rahmen eines armutsorientierten Infrastrukturprogramms in den Jahren 2003 bis 2006 über die KfW Entwicklungsbank finanziert worden sind. Durch den Bau wurden auch Beschäftigung und Einkommen geschaffen. Ende 2015 überzeugte sich die Evaluierungsabteilung der KfW bei einem Besuch im Gaza-Streifen davon, dass die damals finanzierten Gebäude noch immer in gutem Zustand sind und genutzt werden.

Neben Sportstätten wurden Schulen, Gemeindezentren, Kulturhäuser, aber auch ein Museum, die Universität Gaza und ein Kindergarten im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit insgesamt 10 Mio. EUR gefördert. Von den 72 Einrichtungen funktionieren zehn Jahre später noch 61, sechs wurden in den Konflikten der vergangenen Jahre zerstört, ein paar wenige anderweitig genutzt. Doch 85 % der Gebäude fanden die KfW-Fachleute bei ihrem Besuch im Gaza-Streifen in gutem oder sehr gutem Zustand vor. "Die kriegerischen Auseinandersetzungen führten dazu, dass die Evaluierung erst nach zehn Jahren stattfand - für uns ein interessanter Fall, um die langfristigen Wirkungen zu studieren", erläutert KfW-Projektmanager Christian Schönhofen von der Evaluierungsabteilung der Entwicklungsbank.

Bau von Gemeinschaftseinrichtungen schafft Arbeitsplätze

Für den Bau der Einrichtungen waren über das UN-Entwicklungsprogramm Arbeitslose aus dem Gaza-Streifen eingestellt worden. Insgesamt 203.000 Beschäftigungstage wurden mit Hilfe der KfW-Förderung so generiert – ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen in dem fast vollständig isolierten Gazastreifen. Die Arbeitslosigkeit ist hier mit 45 % noch viel höher als in den übrigen Palästinensischen Gebieten. 39 % der Einwohner leben unter der Armutsgrenze. Wegen der Grenzschließungen ist es sehr aufwendig, Baumaterial in die Region einzuführen. Für den Bau der Einrichtungen wurde auch deshalb möglichst oft lokales Material genutzt.

"Wenn die Menschen im Gaza Streifen ein Einkommen haben, schafft das auch sozialen Halt", erklärt Thomas Herzberg, der die Evaluierung durchführte und sich vor Ort persönlich vom Zustand der Infrastruktur überzeugte. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurden zwar keine dauerhaften Arbeitsplätze geschaffen, doch einige der Arbeiter bewarben sich aufgrund dieser Praxiserfahrung erfolgreich bei anderen Projekten. Die Bewohner des Gaza-Streifens haben Wege gefunden, ihre Einrichtungen langfristig selbst zu erhalten: So verkaufte ein Kindergarten Backwaren, um sich zu finanzieren. Ehrenamtliche betrieben Gemeindezentren. Mit Hilfe von Spenden haben sie einige Gebäude sogar renoviert oder erweitert.

Perspektiven bieten, Eskalation vermeiden

Die Evaluierer sind sich sicher, dass Beschäftigung, Einkommen und sozialer Zusammenhalt Konflikte abmildern können. Es liegt nahe, dass verbesserte Lebensbedingungen zu politischer Stabilität beitragen können. "Die Menschen sehen wieder eine Perspektive und lassen sich nicht so leicht von extremistischen Gruppen anwerben", schlussfolgert Herzberg. Der Konflikt im Nahen Osten lässt sich natürlich nicht auf diesem Wege lösen, doch das war auch nicht das Ziel des Vorhabens. Das Programm im Gaza-Streifen wurde bei der Evaluierung nach zehn Jahren mit "gut" bewertet und lag damit sowohl über dem Durchschnitt ähnlicher Vorhaben zur Förderung von Beschäftigung wie auch aller Vorhaben in der Region.

Ausblick auf die Stadt Gaza.
1,4 Millionen Menschen leben in der Region Gaza-Stadt auf engstem Raum.