Meldung vom 22.05.2015 / KfW Entwicklungsbank

"Endspiel" im Waldschutz

Veranstaltung mit früherem WWF-Chef in Berlin

"Endspiel - wie wir das Schicksal der tropischen Regenwälder noch wenden können" so heißt ein Buch von Claude Martin an den "Club of Rome", das der Autor am Donnerstag in der Berliner KfW Niederlassung vorgestellt hat. Trotz aller Entwaldung, so lautete die Hauptthese des ehemaligen WWF-Generaldirektors, gibt es Grund zur Hoffnung, weil die Raten der Waldvernichtung inzwischen leicht zurückgehen. Martin war der Hauptredner einer Veranstaltung von KfW und WWF im prall gefüllten historischen Kassensaal, dessen Ausführungen durch kurze Begrüßungsreden unter anderem von BMZ-Staatssekretär Thomas Silberhorn sowie einer anschließenden Experten-Diskussion umrahmt wurden.

Waldschutz wichtiger Teil der Entwicklungsfinanzierung

KfW-Vorstand Norbert Kloppenburg bezeichnete die Regenwälder als "unermesslichen Schatz", den es unbedingt zu hüten gelte. Die KfW trage ihren Teil durch umfangreiche Waldschutzprogramme in aller Welt dazu bei. Staatssekretär Silberhorn nannte als strategische Schwerpunkte der BMZ-Waldpolitik den Schutz und Erhalt von Nationalparks, die stärkere nachhaltige Bewirtschaftung von Naturwäldern, den Wiederaufbau von Waldlandschaften und die Förderung entwaldungsfreier Lieferketten in der Landwirtschaft. Waldschutz sei und bleibe ein wichtiger Teil der BMZ-Politik.

Ernst Ulrich von Weizsäcker erinnerte in seinem Grußwort im Namen des Club of Rome daran, dass wir positive Veränderungen nur erreichten könnten, wenn wir die Realität der Gegenwart nicht verdrängten. Und ein Teil dieser Realität sei die fortschreitende Vernichtung von tropischen Regenwäldern. Entsprechend lautete sein Credo: Wer so wirtschaftet, dass er den Urwald schont, sollte dafür ökonomisch belohnt werden.

Claude Martin zeigte anschließend, dass es trotz aller Entwaldungsdynamiken auch positive Signale gibt. Etwa die Hälfte der dokumentierten tropischen Primärwälder existiere noch, in weitgehend intaktem Zustand. Die Entwaldungsraten gingen seit Jahre leicht zurück. Dennoch, auch das machte Martin sehr deutlich, sei es noch ein weiter Weg, bis die Entwaldung des Planeten komplett gestoppt sei – "und das ist aus ökologischer, sozialer Sicht und aus Gründen des Klimaschutzes dringend geboten".

Die Rinderhaltung und der Sojaanbau in Lateinamerika und Asien, die Palmölproduktion in Asien und der Wanderfeldbau in Afrika wirkten immer noch als die Haupttreiber für Entwaldung, eine Umstellung der Produktionsweisen gehe nur sehr schleppend voran. Besonders alarmierend sei, so Martin, dass durch die Fragmentierung des Tropischen Regenwaldes dieser selbst anfälliger werde für die Folgen der klimatischen Erwärmung. "Das Erreichen dieses Kipp-Punktes ist um jeden Preis zu verhindern."

Claude Martin, Autor und früherer WWF-Generaldirektor
Claude Martin, Autor und früherer WWF-Generaldirektor, zur Zukunft des Regenwaldes.

Entwaldung stoppen, Wälder schützen

Bundestagsmitglied Bärbel Höhn (Die Grünen) unterstützte Martins Thesen in der anschließenden Podiumsdiskussion. Zudem erinnerte sie daran, dass wir mit unserem Lebensstil und unserem Konsumverhalten dazu beitragen könnten, Entwaldung zu vermeiden.

BMZ-Abteilungsleiterin Ingrid Hoven sagte, der richtige Weg sei eingeschlagen. Zugleich vertrat sie aber die Ansicht, Klima- und Entwicklungssicht müssten hier aus Gründen der Wirksamkeit zusammengeführt werden. Außerdem müssten die finanziellen Anreize für vermiedene Entwaldung dort ankommen, wo sie hingehörten, "bei der Bevölkerung".

Auch Christoph Heinrich vom WWF bescheinigte der Bundesregierung in der Waldpolitik auf dem richtigen Pfad zu sein, fügte aber an, es brauche neue, schlagkräftigere Instrumente, um Allianzen zwischen Regierungen und Zivilgesellschaft zu schmieden. Diese wiederum seinen nötig, wolle man den Haupttreibern der Entwaldung das Handwerk legen. Andernfalls lasse sich das Ziel, die Entwaldung gänzlich zu stoppen, nicht erreichen.

von links nach rechts: Ingrid Hoven, BMZ-Abteilungsleiterin; Claude Martin, Autor; Petra Pinzler, Die Zeit; Barbara Höhn (MdB, Die Grünen); Christoph Heinrich (WWF
Das Schicksal der Tropenwälder lässt sich wenden. Darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. (v.l.n.r.: Ingrid Hoven, BMZ-Abteilungsleiterin; Claude Martin, Autor; Petra Pinzler, Die Zeit; Barbara Höhn (MdB, Die Grünen); Christoph Heinrich (WWF)

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