Meldung vom 30.03.2015 / KfW Entwicklungsbank

Schulen als soziale Orte der Zusammenkunft

In Kenia fördert die KfW Schulen mit einem besonderen Konzept

In den Regalen reiht sich Buch an Buch: Romane stehen neben Sachbüchern, Erzählungen und Krimis. Trockene Schulbücher über Mathematik oder Physik fehlen. Die neue Bibliothek der "Heidemarie-Schule" in Mathare, einem Slumgebiet in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, soll von den Kindern auch in der Freizeit als "Ort des Rückzuges" genutzt werden. "Die Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der Zusammenkunft", erläutert die KfW-Projektmanagerin Lena Hoefling, "hier wird nicht nur eine konzentrierte Lernatmosphäre geschaffen, sondern in den armen Slumgebieten auch eine soziale Funktion übernommen."

Von dem modernen Konzept konnte sich auch der deutsche Botschafter in Kenia, Andreas Peschke, überzeugen, der jetzt die neue Bibliothek eröffnete. Auf dem Gelände gibt es Spiel- und Sportplätze, Multifunktionshallen und eine Küche. Am Vormittag werden die Schule und das umliegende Gelände für den Unterricht genutzt, am Nachmittag steht das Haus zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projekten zur Verfügung. "Dies fördert den Lernerfolg und mindert soziale Konflikte", betont Hoefling. Kinder, die sonst auf der Straße leben, können das Schulgelände für Sportaktivitäten nutzen. In den Slums sind die Schulen oft die einzige Begegnungsmöglichkeit im geschützten Raum.

Die "Heidemarie-Schule" ist nach der ehemaligen deutschen Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul benannt. Sie wurde mit Mitteln der KfW in Höhe von 1,3 Mio. EUR architektonisch umgestaltet, restauriert und erweitert. Die Schule ist eine von insgesamt 25 Grund- und Sekundarschulen, die die KfW im Auftrag der Bundesregierung in den Slums der kenianischen Städte Kisumu, Nairobi, Nakuru und Mombasa bis 2017 saniert, angemessen ausstattet und erweitert hat.

Eine große Gruppe Kinder auf dem Schulhof
Die Heidemarie-Schule verfolgt ein modernes, pädagogisches Konzept: Schulen sind Orte der sozialen Zusammenkunft.
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Neben dem Unterricht können die Kinder nun auch AGs besuchen.

Schule als Ort zum Leben

In der Heidemarie-Schule werden heute deutlich mehr Schülerinnen und Schüler unterrichtet als noch vor 10 Jahren: So konnte im Zeitraum 2006 - 2015 die Anzahl der Schüler um ein Drittel auf 1550 erhöht werden, die Zahl der Klassenzimmer stieg von 20 auf 35. Auch die Schulinfrastruktur profitierte von der deutschen Unterstützung und bietet den Lernenden nun eine Multifunktionshalle, einen Sportplatz, eine Bibliothek und angemessene Verwaltungs- und Sanitärgebäude.

Dass Schule nicht nur ein Raum zum Lernen, sondern auch zum Leben ist, lässt sich an den vielen Arbeitsgemeinschaften und Schülergruppen erkennen: Neben einer Theater- und Musik-AG befassen sich die Schüler an der Heidemarie-Schule auch mit Umwelt- oder Gesundheitsthemen. Das Konzept hat sich bewährt: Das zeigt sich auch daran, dass sich die Ergebnisse bei den Primarschulprüfungen deutlich verbessert haben.

In Kenia hat sich, das wurde bei dem Besuch des Botschafters deutlich, auch mit Hilfe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit die Bildungssituation deutlich verbessert. Inzwischen besuchen praktisch alle Jungen und Mädchen kostenlos eine Grundschule und die Einschulungsraten in den Sekundarschulen sind von 20 % im Jahr 2005 auf heute 33 % gestiegen. Für Kinder aus den Slumgebieten bleibt es aber weiterhin oft schwierig, eine weiterführende Schule zu besuchen. "Die armen Familien können es sich oft nicht leisten, ihre Kinder auf Sekundarschulen zu schicken – auch, wenn sie sehr begabt sind", erläutert Lena Hoefling. Die KfW unterstützt deshalb ein Stipendienprogramm für bedürftige Kinder mit herausragenden Leistungen. In dem Programm "Wings To Fly" der Equity Group Foundation werden die Kinder von Mentoren unterstützt und außerdem in außerschulischen Veranstaltungen umfassend über gesellschaftliche und politische Entwicklungen informiert.

Das Programm will so dazu beitragen, eine neue Generation von künftigen Führungspersönlichkeiten in Kenia zu schaffen.

Weiterführende Informationen

Wings To Fly (Englisch)

Kenia

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Bildung

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