Tipp: Aktivieren Sie Javascript, damit Sie alle Funktionen unserer Website nutzen können.

Meldung vom 07.04.2021 / KfW Entwicklungsbank

Jemen - ein Land in der Krise

KfW Entwicklungsbank unterstützt das Gesundheitswesen im Jemen

Frau zeigt Gutscheinheft für sichere Mutterschaft
Patientin mit einem Gutschein von Yamaan.

Seit sechs Jahren führen die vom Iran gestützten Huthi-Rebellen einen Krieg gegen die international anerkannte Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, der durch ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis unterstützt wird. Saudi-Arabien hat Ende März eine Waffenruhe angekündigt – die Verhandlungen laufen stockend. Und mit jedem Tag, an dem weitergekämpft wird, verschlimmert sich das Leid der Menschen, vor allem der Kinder. Denn der Staat funktioniert kaum noch – in einem der ärmsten Länder der Welt. Rund 80 % der Bevölkerung – 24 Mio. Menschen – waren bereits Anfang 2019 auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Ein Gesundheitswesen – schon vor dem Krieg sehr schwach – existiert nur mehr in Ansätzen. Knapp 20 Mio. Menschen haben keinen Zugang zu Basisgesundheitsleistungen. Cholera und Dengue-Fieber sind weit verbreitet. Medizinische Infrastruktur wurde teils zerstört, der Import von Medikamenten und medizinischen Geräten ist schwierig. Mit COVID-19 kam im vergangenen Jahr ein weiterer Krankheitserreger hinzu, der auf eine stark unterernährte und anfällige Bevölkerung trifft. Es wird wenig getestet, belastbare Zahlen gibt es nicht. Das führt bei den Menschen und in Gesundheitseinrichtungen zu großer Unsicherheit, häufig werden Patienten mit Symptomen nicht behandelt.

Gutscheine für Schwangere und Mütter mit kleinen Kindern

In dieser kritischen Situation engagiert sich die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit dem vergangenen Jahr verstärkt im Gesundheitssektor: 2020 und 2021 wurden Finanzierungsverträge mit der jemenitischen Yamaan Foundation for Health and Social Development über 11 Mio. EUR unterzeichnet. In drei ländlichen Gouvernoraten werden Gutscheine für sichere Mutterschaft und Geburt an arme Frauen verteilt. Die Yamaan Stiftung, eine jemenitischen Non-Profit Organisation, wurde 2010 mit Unterstützung der KfW gegründet, um die Themen reproduktive Gesundheit und Familienplanung angemessen zu adressieren und voranzubringen. Gutscheinhefte für sichere Mutterschaft werden an schwangere Frauen verteilt, sie können eingelöst werden, um den Transport zu Krankenhäusern oder Gesundheitsstationen, Vor- und Nachsorgeuntersuchungen, fachlich betreute Geburten und die Behandlung bei Komplikationen zu ermöglichen. Die Mangelernährung bei vielen Schwangeren erhöht das Risiko von Mutter- und Kindersterblichkeit; Säuglinge, die schon untergewichtig geboren werden, haben einen schwierigen Start ins Leben. Auch in diesem Vorhaben werden die Maßnahmen an die Pandemie angepasst: die Gutschein-Verteiler und die Berater (über eine Hotline) werden zum Umgang mit COVID-19 geschult, ebenso die Freiwilligen in den Gemeinden. Sie klären über Vorsichtsmaßnahmen und die entsprechenden Hygieneregeln auf. Daneben wird es breit angelegte Kampagnen zur Aufklärung über COVID-19 geben: Lautsprecheransagen in Moscheen, Informationen auf Müllautos, Taxis und Bussen, Radio- und Fernsehspots. Die Yamaan-Stiftung wird alle Mitarbeiter mit angemessener Schutzausrüstung versorgen.

Zwei Frauen mit einem Kind und einem Gutscheinheft für sichere Mutterschaft
Auch nach der Geburt werden Mütter und ihre Säuglinge unterstützt.

Außerdem werden Gutscheine für langfristige Familienplanung weitergegeben. Familienplanung ist ein wichtiges Thema im Jemen – aber in der konservativ muslimisch geprägten Gesellschaft oftmals ein Tabu, vor allem auf dem Land. Obwohl die Fruchtbarkeitsrate in den vergangenen Jahren gesunken ist – derzeit liegt sie bei 3,8 (2019) – ist sie noch immer sehr hoch. Viele Frauen wünschen sich längere Abstände zwischen den Geburten und auch weniger Kinder.

Krankenhäuser und Gesundheitsstationen – auch für COVID-19-Patienten

Gemeinsam mit der United Nations for Project Services (UNOPS) rehabilitiert und baut die KfW Krankenhäuser und Isolierstationen in den Gouvernoraten Lahj, Aden, Hadramout und Al Mahweet. Bis Dezember 2020 wurden für zwei Phasen insgesamt 45 Mio. EUR zugesagt. Unter anderem werden Isolier- und Dual-Use-Stationen unterstützt, so soll die Versorgung von COVID-19-Patienten im Land verbessert werden. Hier werden spezifische Erfordernisse zur Eindämmung des Virus berücksichtigt: Trennung von Empfangs- und Warteräumen sowie von Behandlungsräumen für milde und schwere Verläufe, Ausstattung mit medizinischem Gerät. Was meint „Dual-Use-Stationen“? Hier werden in großen und kleinen Gesundheitseinrichtungen potenzielle Isolierräume eingerichtet, die, sollten die Infektionszahlen in der betroffenen Region rasch ansteigen, für Patienten zur Verfügung stehen. Nach der COVID-Pandemie können sie weiter genutzt werden. In allen Einrichtungen wird auch die Wasserversorgung verbessert, überall sollen die sanitären Einrichtungen funktionieren, der klinische Abfall soll adäquat entsorgt und die Stromversorgung gesichert werden. Das Personal in den geförderten Einrichtungen wird an Trainings teilnehmen, die zum Teil von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) angeboten werden.

Neben dem Gesundheitssektor engagiert sich die KfW Entwicklungsbank im Jemen in der Wasserversorgung, der ländlichen Bewässerung sowie im Bildungsbereich und im Mikrofinanzsektor, in vielen Vorhaben ist eines der Ziele, Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. In diesen Bereichen kooperiert die KfW mit dem jemenitischen Social Fund for Development (SFD), UNICEF, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation und der Welternährungsorganisation.

Weitere Informationen

Mehr über Yamaan (englisch)

Mehr über den Social Fund for Development (englisch)