Meldung vom 01.11.2023 / KfW Entwicklungsbank

Für grünes und nachhaltiges Wachstum in Indien

Sechs Botschafter beim Jubiläumsempfang
v.l.n.r. Botschafter Dr. Philipp Ackermann, Christiane Laibach, Amitabh Kant (G20 Sherpa of India), Jochen Flasbarth (Staatssekretär BMZ), Wendy Werner (Country Head International Finance Corporation for India) u. Dr. Arunabha Ghosh (CEO of CEEW)

Gleich zwei Jubiläen konnten KfW-Kollegen aus IPEX, DEG und Entwicklungsbank in Indien feiern: 75 Jahre KfW Bankengruppe und 65 Jahre Finanzielle Zusammenarbeit mit Indien. Die etwa 130 Gäste aus der KfW in Deutschland und Indien, Vertreter von BMZ und nationalen wie internationalen Partnern sowie Vertreter der Pressevertreter/innen blickten zurück auf 65 erfolgreiche Jahre der Deutsch-Indischen Zusammenarbeit. Gastgeber des Empfangs war der deutsche Botschafter Philipp Ackermann.

Ein Blick zurück

Erste Auslandskredite erreichten Indien bereits 1958, zu diesem Zeitpunkt noch kommerziell und nicht im Auftrag der Entwicklungszusammenarbeit. Das Stahlwerk Rourkela in Odisha war eines der ersten und größten deutschen Entwicklungsprojekte im Ausland. Die Bundesregierung unterstützte dieses „Turnkey-Projekt“ seit Mitte der 1950er Jahre und über die Fertigstellung 1961 hinaus mit umfangreichen Finanzmitteln – über die „Kreditanstalt für Wiederaufbau“. Es folgten Warenhilfen, Infrastrukturfinanzierungen und ab 1964 auch Schiffbauaufträge. Die KfW trug mit ihrer Förderung dazu bei, dass Polio in Indien ausgerottet wurde und dass – über Bewässerungsprogramme – die Armut in ländlichen Regionen gemindert wurde. Das 1994 eröffnete Büro Delhi ist eines der ältesten – und mit einem Team von 25 Personen mittlerweile auch das größte - KfW-Auslandsbüros.

Baugrube Stahlwerk
Stahlwerk Rourkela

Indien spielt eine Schlüsselrolle bei der Lösung globaler Herausforderungen wie Klimaschutz und Armutsminderung. Das Land mit seinen rund 1,4 Milliarden Menschen liegt beim Ausstoß von Treibhausgasen inzwischen hinter China und den USA an dritter Stelle. Der Anteil der Armen konnte nach UN-Angaben von 55 % auf rund 30 % reduziert werden. Der wachsenden Mittel- und Oberschicht steht aber immer noch Millionen Menschen gegenüber, die von weniger als umgerechnet 2,15 USD am Tag leben müssen.

Kinder werden gegen Polio geimpft
Im Jahr 2006: Kinder werden gegen Polio geimpft

Aktuelle Herausforderungen – Klimafinanzierung und Stadtentwicklung

Seit Jahrzehnten ist Indien herausgefordert, die Energiebedürfnisse der Wirtschaft und der heute 1,4 Milliarden Einwohner zu befriedigen. In dem Zusammenhang sind Klimawandel und der Umstieg auf erneuerbare Energien wichtige Themen. Zu Beginn der Zusammenarbeit standen fossile Energien im Vordergrund, die Verwendung der vorhandenen Kohle und der Import von Öl und Gas brachten aber eine wenig verlässliche Versorgung und forderte einen Wandel im Sektor. Heute fördert Deutschland über die KfW den Bau von Solar- und Windenergieparks, die Installation von Solarpanels auf Dächern von Unternehmen und Privathaushalten und den Ausbau der Wasserkraft. Gleichzeitig werden "Grüne Energiekorridore" mit mehr als 1,4 Milliarden Euro unterstützt, die Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke an das indische Stromnetz anbinden. Zusätzlich unterstützt die KfW Projekte zur Modernisierung der Stromverteilungsnetze, zur Steigerung der Energieeffizienz bei kleineren und mittleren Unternehmen und im Gebäudebau. Das Energieportfolio der KfW umfasst aktuell rd. 3,7 Mrd. EUR und wird in den nächsten Jahren weiter anwachsen. Zum aktuellen Engagement sagt Vorständin Christiane Laibach: „Im Einklang mit dem Pariser Abkommen und den SDGs haben Deutschland und Indien eine Partnerschaft für grüne und nachhaltige Entwicklung geschlossen, die 2022 gestartet wurde und eine Milliarde Euro pro Jahr vorsieht - um die Wirtschaft in Indien grüner zu machen, immer mit Blick auf das Wohl aller Einwohner“.

Die städtische Bevölkerung Indiens wird sich bis 2050 verdoppeln - das belastet die ohnehin schon unzureichende Basisinfrastruktur zusätzlich. Hinzu kommen immer häufiger Wetterereignisse wie große Hitze und extreme Niederschläge und das bei gleichzeitiger Wasserknappheit. In den Städten ist der Individualverkehr mit seinem hohen Ausstoß an Schadstoffemissionen eine Belastung für Umwelt, Gesundheit und Klima. Die Entwicklung klimaresilienter – und grüner – Infrastruktur in den Städten spielt eine wichtige Rolle für lebenswerte Städte. Mit einem Portfolio von 1.3 Mrd. EUR werden mehr als 50 Kommunen unterstützt, um die Widerstandsfähigkeit von Städten gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken, insbesondere in den Bereichen Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Regenwassermanagement.

Im Rahmen der „Green Urban Mobility Partnership“ wurde ein fast 2 Mrd. EUR umfassendes Portfolio aufgebaut. Mit dem Aufbau eines effizienten und inklusiven Mobilitätsangebot wird ein wichtiger Beitrag geleistet zur Reduktion von Treibhausgasen und zur Verbesserung der Luftqualität. Dazu gehört der Ausbau von Metro- und U-Bahnlinien in Mumbai und anderen Städten, die Verbesserung des Busverkehrs, die Umstellung von Bussen auf Elektromobilität und eine bessere Verknüpfung der einzelnen Verkehrssysteme.

Folgen des Klimawandels in ländlichen Regionen

In ländlichen Regionen unterstützt die KfW Indien dabei, die Risiken des Klimawandels zu mindern und das Einkommen der Menschen zu sichern. Dazu werden klimaresiliente, umweltfreundliche und agrarökologische Landwirtschaftsmethoden sowie nachhaltige Forstbewirtschaftung gefördert.

„Im Zentrum des Engagements der KfW in Indien stehen nicht Geldflüsse. Wir wollen zu einer strukturell nachhaltigen Transformation beitragen, von der alle Menschen im Land profitieren“, so Wolf Muth, Büroleiter der KfW Entwicklungsbank in Indien.