Kamerun ist ein Land der Gegensätze. Im Süden des Landes kultivieren Bauern fruchtbare Böden und es gibt noch dichten Tropenwald, während der Norden karg und trocken ist. Trotz einer relativ fortgeschrittenen wirtschaftlichen Diversifizierung hängt rund ein Drittel der kamerunischen Staatseinnahmen von den Entwicklungen im Erdölsektor ab, die allerdings nur bedingt der breiten Bevölkerung zugutekommen. Die Armut der Bevölkerung ist weiterhin groß, mehr als ein Viertel lebt unter der absoluten Armutsgrenze. Im Human Development Index der UN belegte Kamerun 2020 nur den 153. Platz (von 188). Investitionen in Infrastruktur und die Verbesserung der privatwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nötig, um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes voranzubringen. Dies muss zu einem Anstieg von Arbeitsplätzen führen, die von der schnell wachsenden Bevölkerung nachgefragt werden. Die wirtschaftliche Stagnation sowie die angespannte politische Lage bieten einen Nährboden für Korruption und zeugen von großem Reformbedarf. Darüber hinaus ist die Sicherheitslage des Landes angespannt. Unruhen im anglophonen Westen und Terroraktivitäten im Norden beeinträchtigen die Sicherheit und Entwicklung. Erschwerend kommen die Konflikte in den Nachbarstaaten hinzu. Flüchtlinge aus Nigeria, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik belasten die Volkswirtschaft und das soziale Gefüge.
Kamerun ist mit seinen rund 220.000 km2 Tropenwald Teil der „grünen Lunge“ des Kongobeckens, eines der ökologisch wertvollsten Waldgebiete der Erde. Seine nachhaltige Bewahrung ist aus Klima- und Biodiversitätsgründen von globalem Interesse. Doch der Erhalt der Wälder und ihrer Artenvielfalt ist bedroht. Schuld sind Wilderei und Korruption, illegale Abholzung und konkurrierende Nutzungsansprüche.
Vor diesem Hintergrund unterstützt die KfW mit dem Sektorprogramm Forst & Umwelt die Regierung, Kommunen wie auch die lokale Bevölkerung bei der nachhaltigen Bewirtschaftung von Forst- und Wildtierressourcen sowie dem Management der Schutzgebiete.
Um die erreichten Fortschritte regional abzusichern, wird zukünftig eine engere Zusammenarbeit mit der Central African Forest Initiative (CAFI) angestrebt, die den Schutz der Wälder im Kongobecken zum Ziel hat. In diesem Kontext fördert die KfW auch die Einführung eines kollaborativen Managements in kamerunischen Schutzgebieten. Durch Schutz- und Nutzungsregeln und die aktive Einbeziehung der Anrainer soll die Perspektive für den Erhalt von Wäldern und Tierwelt verbessert werden. Schließlich kann eine nachhaltige Wirkung der Maßnahmen und die Akzeptanz von definierten Nutzungseinschränkungen nur dann erreicht werden, wenn spürbar positive Rückkopplungseffekte die Lokalbevölkerung in ihrem Wirken bestärken.
Projektinformation - Naturschutz (PDF, 137 KB, nicht barrierefrei)
Knapp die Hälfte der Bevölkerung Kameruns wohnt in ländlichen Gebieten mit hoher Armutsinzidenz. Erschwerend kommt dazu, dass der Klimawandel und die damit einhergehenden Witterungsschwankungen zu Ernte- und Einkommensverlusten sowie zu saisonaler Ernährungsunsicherheit führen. Anpassungen der landwirtschaftlichen Anbausysteme sind notwendig, was die KfW in zweifacher Hinsicht unterstützt.
Ländliche Gebiete in nördlichen Regionen Kameruns sind oft isoliert und verfügen nur über eine schwache infrastrukturelle Erschließung. Angesichts der prekären sozioökonomischen wie auch klimatischen Umstände ist die ganzjährige Anbindung dieser Gebiete essenziell für die Verbesserung der Lebensumstände. Die Verkehrswege und Pisten in der Projektregion müssen ganzjährig befahrbar sein. Nur so kann ein Zugang zu Märkten und landwirtschaftlichen Anbauflächen sichergestellt werden.
Zudem fördert die KfW die Entwicklung der ländlichen Gebiete über den Finanzsektor. Die KfW unterstützt den regional agierenden African Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF), welcher kleineren Unternehmen im kamerunischen Agrarsektor den Zugang zu angepassten Darlehen ermöglicht. Über Kredite und Garantien werden produktivitätssteigernde Investitionen ermöglicht, die letztlich zu Einkommenssteigerungen und höherer Ernährungssicherheit führen.
Außerhalb der beiden Millionenstädte Yaoundé und Douala haben nur wenige Menschen uneingeschränkt Zugang zu Basisinfrastruktur. Immer mehr Menschen drängen in die Städte, wo nun bereits die Mehrheit der wachsenden Bevölkerung lebt. Die KfW wirkt diesen akuten Herausforderungen mit der Stärkung von Dezentralisierung, städtischer Entwicklung und gezielter Informatisierung entgegen.
Über zwei verschiedene Module verbessert die KfW kommunale Infrastruktur sowie Basisdienstleistungen, um lokale Wirtschaftspotentiale zu realisieren und die Resilienz lokaler Verwaltungen gegenüber Krisensituationen zu stärken. Besondere Beachtung finden hierbei die Interessen von Frauen und Jugendlichen. Die Schaffung von Perspektiven ist dabei ein integraler Beitrag zur Vermeidung von Radikalisierung junger Menschen und Migration. Außerdem werden die gewählten Ratsversammlungen gestärkt, um die demokratische Legitimation von Entscheidungen, ihre Transparenz und letztlich auch die nachhaltige Nutzung gebauter Infrastruktur zu fördern.
Ergänzt wird der Dezentralisierungsansatz von einem Programm zur Verbesserung des kamerunischen Steuerwesens. Durch dessen Digitalisierung sollen Steuereinnahmen steigen und ihre Erhebung dabei effizienter und transparenter gestaltet werden. Dadurch sollen auch die Budgetierungsprozesse auf nationaler und subnationaler Ebene erleichtert werden.
Krankenhäuser ohne Wasser und Strom sind keine Seltenheit in ländlichen Regionen Kameruns. Fehlendes qualifiziertes Gesundheitspersonal und hohe Behandlungskosten halten viele Frauen davon ab, sich vor, während und nach der Geburt medizinisch betreuen zu lassen. Infolgedessen sterben in Kamerun viele Frauen bei der Geburt. Der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften wird in Kamerun noch nicht konsequent praktiziert. 4-5 % der Bevölkerung sind HIV-positiv. Gemeinsam mit der kamerunischen Regierung hat die Bundesregierung deshalb die Gesundheit von Müttern und Kindern und die HIV/AIDS-Prävention in den Fokus genommen.
Die KfW unterstützt die Regierung dabei, rund 100 Gesundheitsstationen im ganzen Land zu erneuern und mit medizinischen Geräten und Medikamenten auszustatten. Angestellte privater und öffentlicher Gesundheitsstationen werden geschult, um die Qualität der Dienstleistungen insbesondere für Familien zu verbessern. Schließlich werden Jugendliche und Hochrisikogruppen über HIV/AIDS und Familienplanung mit attraktiven Kampagnen aufgeklärt und erhalten erschwingliche Kondome.
Im fragilen Nordosten Kameruns arbeitet die KfW eng mit der UNICEF zusammen. Zielgruppe sind dabei u.a. die Flüchtlinge aus Nachbarstaaten, v.a. der Zentralafrikanischen Republik, sowie die Binnenflüchtlinge, die den anhaltenden Terroraktivitäten im Norden entfliehen. Die Flüchtlinge und auch die aufnehmenden Kommunen werden unterstützt durch die Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen und Nahrungsergänzungsmitteln, komplettiert u.a. durch Sensibilisierungsmaßnahme
Weiterführende Informationen
KfW Office Yaoundé
Direktor KfW-Büro: Bruno Schoen
Rue 1820
Bastos
B.P. 7814
Yaoundé
Kamerun
+237 22 21 52 68
Fax: +237 22 20 23 51