Tipp: Aktivieren Sie Javascript, damit Sie alle Funktionen unserer Website nutzen können.

Nigeria
Heterogenität prägt Afrikas größte Volkswirtschaft
Nigeria ist mit über 200 Mio. Menschen das bevölkerungsreichste Land Afrikas und seine Volkswirtschaft ist die größte des Kontinents. Doch das Land ist von Arbeitslosigkeit, Armut und gewaltsamen Konflikten geprägt – von der COVID-19-Pandemie noch weiter verstärkt. Nigerias Wirtschaftsentwicklung beruht hauptsächlich auf Ölförderung und ist abhängig von der Entwicklung des Ölpreises. Das Land ist zudem ethnisch, religiös und wirtschaftlich sehr heterogen: Das Wirtschaftszentrum Lagos und die reichen Ölfelder befinden sich im Süden und stellen einen Gegenpol dar zum Nordosten, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram aktiv ist. Fast 20 Jahre lang engagiert sich hier bereits die KfW Entwicklungsbank im Kampf gegen Kinderlähmung. Außerdem fördert sie landesweit Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigungsförderung, Landwirtschaft und Ernährungssicherung und neuerdings auch Vorhaben zu Klima und Energie.
Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit treiben Verarmung, Konflikte und Umweltzerstörung voran. Kernziel der Finanziellen Zusammenarbeit mit Nigeria ist es daher, mehr Jobs für die schnell wachsende Bevölkerung zu schaffen. Dazu hat die nationale Entwicklungsbank Development Bank of Nigeria 2017 ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen – unterstützt von der KfW zusammen mit anderen Gebern. Sie ist nach internationalem Vorbild aufgebaut und zielt mit Krediten an kommerzielle Banken und Mikrofinanzinstitutionen u. a. darauf ab, kleinsten, kleinen und mittleren Unternehmen (KKMU) Zugang zu mittel- bis langfristigen Krediten und anderen Finanzprodukten zu verschaffen. Dabei erspart sich die nigerianische Entwicklungsbank den Aufbau eines eigenen und kostenaufwändigen Filialnetzes, indem sie mit den vorhandenen Banken und Mikrofinanzinstitutionen zusammenarbeitet. Auf die Förderung von Unternehmerinnen wird großer Wert gelegt, ihr Anteil liegt bei über 50 %.
Die Kreditgarantie-Fazilität InfraCredit verfolgt einen anderen Ansatz, der aber ebenfalls darauf abzielt, private Investitionen zu stimulieren. InfraCredit wird seit 2017 von der KfW gefördert und sichert Investitionen institutioneller Kapitaleigner (z. B. Pensionsfonds) ab, mit denen privat verantwortete Infrastrukturprojekte finanziert werden. Dadurch wird für dringend notwendige Energie-, Wasserversorgungs- oder andere Infrastrukturprojekte privates nigerianisches Kapital mobilisiert. Der Bedarf an solchen Investitionen ist nicht nur in Lagos, wo inzwischen gut 20 Millionen Menschen leben, sondern überall im Land riesig.
Projektinformation - Infracredit (PDF, 155 KB, nicht barrierefrei)
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt in Nigeria auch Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Ab 2022 soll dazu eine Grüne Kreditlinie starten, die von der Development Bank of Nigeria gemanagt wird. Sie soll Investitionen von KKMU ermöglichen, etwa zur Anschaffung von energieeffizienten Maschinen und Geräten sowie zur Nutzung von erneuerbaren Energiequellen. Über diese Partner verschafft sie ihren KKMU-Kunden Zugang zu langfristigen und bedarfsgerechten Finanzierungen für notwendige „grüne“ Investitionen. Die eingesparten Energiekosten steigern den Gewinn der Unternehmen und fördern so ihr nachhaltiges Wachstum. Die Grüne Kreditlinie der nigerianischen Entwicklungsbank hat damit nicht nur das Potenzial, Arbeitsplätze zu schaffen und zur Förderung des Privatsektors und einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen. Sie unterstützt die nigerianische Regierung auch dabei, ihre ehrgeizigen Ziele im Energiesektor zu erreichen.
Einkommen steigern, Versorgungslage verbessern, Jobs schaffen und, je nachdem welches Agrarunternehmen gefördert wird, auch die Deviseneinnahmen erhöhen. Das sind die Ziele des Agrarfinanzierungsfonds FAFIN. Finanziert wird er von der nigerianischen Regierung, der KfW und anderen Entwicklungsfinanziers. Mit FAFIN-Kapital können kleine und mittlere Unternehmen entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette investieren: z. B. in die Verarbeitung der Wurzelknolle Cassava zu Tapioka-Stärke oder in die Produktion von Milchprodukten. Die beteiligten Unternehmen werden außerdem in Anbau, Verarbeitung und Vermarktung geschult. Für die kommenden Jahre ist bereits ein Folgefonds (FAFIN II) geplant. Er soll über Nigeria hinaus auch Unternehmen in Nachbarländern bedienen.
Das nigerianische Sozialunternehmen Babban Gona setzt andere Schwerpunkte. Gegründet 2012, bietet es im Rahmen eines Franchise-Modells kleinbäuerlichen Familien Zugang zu Saatgut, Know-how, Training, Finanzdienstleistungen sowie zu Möglichkeiten der Vermarktung. Die Kleinbauern und -bäuerinnen lernen, wie sie ihre Erträge steigern, Kosten einsparen und faire Preise erzielen können. Durch die Übertragung von Anteilen werden sie außerdem zu Miteigentümern des Unternehmens. Insgesamt konnten so bereits etwa 300.000 zusätzliche Arbeitsplätze in der Landwirtschaft geschaffen werden. Zusammen mit anderen Partnern unterstützt die KfW Babban Gona dabei, dieses Fördermodell auch nach Ghana, Äthiopien und Kenia auszudehnen.
Bekämpfung der Kinderlähmung und die Stärkung benachteiligter Kommunen v. a. im Nordosten ist ein weiterer Schwerpunkt im Engagement der Finanziellen Zusammenarbeit mit Nigeria. Seit 2005 unterstützt die KfW das Land finanziell dabei, Impfkampagnen gegen Kinderlähmung umzusetzen, die von WHO und UNICEF in Abstimmung mit einem nigerianischen Träger koordiniert und durchgeführt werden. Mit großem Erfolg: Seit August 2016 wurden in Nigeria keine neuen Ausbrüche des Wild-Poliovirus registriert. Am 25. August 2020 wurde das Land von der WHO als „poliofrei“ deklariert.
In der durch Terror instabilen Krisenregion im Nordosten Nigerias stellt die KfW in Zusammenarbeit mit UNICEF und nigerianischen Kommunen Mittel bereit, um den Kindern gute Bildung zu ermöglichen. Dabei geht es vor allem darum, Schulen zu sicheren Lern- und Entwicklungsorten zu machen. In einem Krisen-Umfeld soll der sichere Zugang zu Bildung Kinder und ihre Familien resilienter und weniger anfällig für Radikalisierung machen.
Ein weiteres Vorhaben konzentriert sich auf das Tschadseebecken in den Grenzregionen von Nigeria, Niger und Tschad. Mit neuer Infrastruktur in den Gemeinden, Investitionen in die lokale Landwirtschaft, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und gestärkten Verwaltungsstrukturen vor Ort soll dieser Lebensraum stabilisiert werden. Mit weiteren friedensfördernden Maßnahmen soll so der gesellschaftliche Zusammenhalt in der Tschadseeregion gestärkt werden.
Projektinformation - Gesundheitssektor (PDF, 121 KB, nicht barrierefrei)
Weiterführende Informationen
- Erfahren Sie in unserem Transparenzportal mehr über die Wirkung unserer Arbeit in Nigeria
- Erfahren Sie mehr über unsere abgeschlossenen Projekte in den Evaluierungsberichten zu Nigeria
- Welche Schwerpunkte das BMZ in Nigeria setzt, finden Sie direkt auf den Seiten des Ministeriums
- Auf den Seiten des Auswärtigen Amtes finden Sie ausführliche Landesinformationen zu Nigeria