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Jemen
Ein Land in der Krise

Im Jemen, neben Sudan das ärmste Land der arabischen Welt, tobt ein verheerender Bürgerkrieg. 2014 eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen Huthi-Rebellen aus dem Norden und der Übergangsregierung. Die Huthi-Rebellen kontrollieren seitdem einen Großteil des bevölkerten Gebietes des Jemen. Eine von Saudi-Arabien angeführten Koalition bekämpft die Huthi-Rebellen. Durch die Kriegshandlungen wurden große Teile der Infrastruktur zerstört, immer wieder gibt es zivile Opfer. Ein handlungsfähiger Staat existiert vielerorts nicht. Etwa 24 der 28 Mio. Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zudem bereiten Epidemien wie jüngst Cholera immer wieder Probleme.
Die KfW ist seit 50 Jahren im Jemen aktiv. Die Bedingungen hierzu sind deutlich erschwert, da seit Ende 2013 aus Sicherheitsgründen in Sana’a nur noch lokale Mitarbeiter des KfW-Büros tätig sind.
Schon vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Jemen hatte nur die Hälfte der Bevölkerung im regenarmen Jemen (150 m³ pro Kopf und Jahr) haben einen sicheren Zugang zu Wasser. Auch der Anschluss an das Abwassernetz war bei lediglich 1/3 der städtischen Bevölkerung gegeben. Durch den Bürgerkrieg hat sich die Situation noch einmal verschärft, auch wenn genaue Zahlen fehlen: Die knappen Grundwasserressourcen sind übernutzt, was insbesondere auf die übermäßige landwirtschaftliche Bewässerung (vor allem für den Anbau von Kat) zurückzuführen ist. Es ist davon auszugehen, dass die in den zentralen Gebieten vorhandenen fossilen Grundwasserreserven in ein bis zwei Jahrzehnten aufgebraucht sein werden. Die Folge ist eine massive Unterversorgung der Bevölkerung beim Zugang zu Trinkwasser, die zunehmend auf informelle, nicht kontrollierte Wasserquellen angewiesen ist. Hierdurch wurde die Ausbreitung der Cholera-Epidemie erst möglich.
Aufgrund der Krise und der prekären humanitären Situation vor Ort hat sich die Finanzielle Zusammenarbeit angepasst und fokussiert, um möglichst flexibel, schnell und bedarfsorientiert zu agieren. Die KfW setzt daher Maßnahmen im Bereich Wasser/Abwasser und Beschäftigungsförderung über den Social Fund for Development und UNICEF um. Dies ermöglicht zum einen auf akute Bedarfe insbesondere in den Gebieten mit erhöhten Binnenflüchtlingsaufkommen eingehen zu können und gleichzeitig durch strukturbildende Maßnahmen langfristige Unterstützung leisten zu können.
Nur zwei Drittel der erwachsenen Jemeniten können lesen und schreiben. Bei den Frauen liegt dieser Anteil sogar unter 50 %. Nur knapp die Hälfte der Mädchen schließt überhaupt die Primarstufe ab. Zu den schon vorhandenen strukturellen Problemen im jemenitischen Bildungssektor kommen die Folgen des Bürgerkrieges hinzu: Kriegshandlungen und fehlende Ressourcen für Instandhaltung zerstören die schulische Infrastruktur. Schulen werden zudem als Notunterkünfte für Binnenflüchtlinge genutzt. Als besonders gravierend erweist sich die ausbleibende Bezahlung der Lehrer: Seit dem Umzug der offiziellen Zentralbank nach Aden werden Gehälter im öffentlichen Bereich – und damit auch für Lehrer – nicht oder nur sehr selektiv gezahlt. Dies gilt vor allem für den bevölkerungsreichen Norden des Landes. Viele Lehrer müssen daher, um den Unterhalt für ihre eigenen Familien zu erzielen, ihre Lehrtätigkeit aufgeben oder reduzieren.
Die KfW Entwicklungsbank ist seit 1997 im Bildungssektor aktiv. In verschiedenen Provinzen wurden Grundschulen auf- und ausgebaut. Da die betroffenen Gemeinden eng in die Planung der Maßnahmen eingebunden sind, können sie eigenständig Verantwortung übernehmen und ermöglichen damit eine nachhaltige Instandhaltung der Schulen. Darüber hinaus beteiligt sich die KfW Entwicklungsbank an Programmen der Grund- und Sekundarbildung, deren Ziele die Verbesserung von Bildungsqualität, -zugang und -management im Jemen insgesamt sind.
Ein Gesundheitswesen existierte im Jemen schon vor dem Bürgerkrieg nur in Ansätzen: Auf 3.000 Einwohner kam gerade ein Arzt, und auf dem Land wurden nur 25 % der Menschen medizinisch versorgt. Seit dem Krieg hat sich diese Situation noch weiter verschlechtert. In der Folge sind Malaria, Ruhr, Bilharziose, Tuberkulose, Typhus und Trachome weit verbreitet. 2017 verbreitete sich Cholera in vorrangig urbanen Regionen (über 1 Mio. Infektionsfälle, 2.500 Tote). 2018 war diesbezüglich weniger schlimm, jedoch zeigt sich dieses Jahr wieder ein deutlicher Anstieg der Verdachtsfälle. Die KfW adressiert das Thema über Maßnahmen im Bereich Wasser / Abwasser in Kooperation mit UNICEF.
Ein weiteres Themenfeld der KfW ist die Verbesserung der Mutter- und Kindgesundheit. Der Jemen weist des Weiteren eine der höchsten Geburtenrate der Welt auf – jede Frau bekommt zwischen sechs und sieben Kindern. Etwa die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren ist untergewichtig. Die Säuglingssterblichkeit ist eine der höchsten in der Welt. Die politisch instabile Lage verstärkt diese Defizite noch. Die KfW engagiert sich mit Programmen für Familienplanung und reproduktive Gesundheit. In drei Gouvernoraten gibt es Gutscheinprogramme für Geburtsvorsorge und sichere Entbindungen (gegen einen finanziellen Beitrag) und Familienplanung (kostenlos).
Weiterführende Informationen
- Erfahren Sie in unserem Transparenzportal mehr über die Wirkung unserer Arbeit im Jemen
- Erfahren Sie mehr über unsere abgeschlossenen Projekte in den Evaluierungsberichten zum Jemen
- Welche Schwerpunkte das BMZ im Jemen setzt, finden Sie direkt auf den Seiten des Ministeriums
- Auf den Seiten des Auswärtigen Amtes finden Sie ausführliche Landesinformationen zum Jemen
Kontakt vor Ort
KfW Office Sana'a
Direktor KfW-Büro: Malte Marek
P.O. Box 296
Sana'a
Jemen
Telefon: +967 142 63 51
Fax: +967 142 63 50