Kolumbien hat als einziges südamerikanisches Land Zugänge zu zwei Ozeanen: dem Pazifik und dem Karibischen Meer. Das Land war von Gewalt und Bürgerkrieg geprägt. Durch ein Friedensabkommen mit der landesweit größten Guerillagruppe FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) 2016 hat sich die Sicherheitslage deutlich verbessert. Allerdings halten Konflikte und bewaffnete Auseinandersetzungen mit linken und rechten Gruppen an. Noch immer sind manche Regionen nicht unter der Kontrolle des Staates.
Kolumbien gehört zu den Kooperationsländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, mit denen die Bundesrepublik auf Basis zwischenstaatlich vereinbarter Verträge eng zusammenarbeitet: Die Wirtschaft des Landes wächst, aber von den ökonomischen Fortschritten profitieren nicht alle Menschen. Auch wenn sich in den vergangenen 20 Jahren die Armut im Land deutlich reduziert hat, die Schere beim Einkommen zwischen der auf dem Land und in der Stadt lebenden Bevölkerung hat sich kaum verringert.
Die KfW-Entwicklungsbank unterstützt Kolumbien im Auftrag der Bundesregierung dabei, neue Konflikte zu vermeiden und den Friedensprozess voranzutreiben. Außerdem hilft sie der Regierung, ihre Klimaziele durch den Schutz und die schonende Nutzung natürlicher Ressourcen sowie eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu erreichen.
In Kolumbien gibt es seit mehr als 50 Jahren anhaltende Konflikte zwischen Regierung, Guerillas und paramilitärischen Verbänden. Die strukturellen Ursachen für die Gewalt sind soziale und ökonomische Ungleichheiten, ungleicher Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen, Korruption, das fehlende Gewaltmonopol des Staates in einzelnen Regionen, das schwache Justizsystem und die damit teilweise vorherrschende Straflosigkeit. Hinzu kommen Konflikte um Drogenhandel und illegalen Bergbau.
Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und gemeinsam mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt die KfW den Friedensprozess, der 2016 mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen der kolumbianischen Regierung unter Präsident Santos und der bis dahin größten Guerilla-Gruppe des Landes, den FARC-EP, einen wichtigen Fortschritt verzeichnen konnte.
Zu den aktuellen Herausforderungen zählen die Rückgabe von Ländereien an Opfer des Konfliktes, die juristische Aufarbeitung der Verbrechen sowie die Eingliederung der ehemaligen Guerillamitglieder in die Gesellschaft. Mit einem Gesamtvolumen von etwa 650 Mio. EUR unterstützt die KfW die Regierung seit 2014 in Form einer Reformfinanzierung und den nötigen Investitionen in Post-Konflikt Gebieten. Das unterstützte Programm leistet einen Beitrag zur Verringerung der strukturellen Ursachen von Konflikten und damit zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung.
Kolumbien ist nach Brasilien das Land mit der zweithöchsten Biodiversität weltweit. Mehr als die Hälfte der Landesfläche ist bewaldet, etwa 15 % stehen unter Naturschutz. Doch die Biodiversität ist bedroht. Starke Bodenerosionen, Wasserverluste sowie Naturphänomene wie Wirbelstürme und der El-Niño-Effekt gefährden die Artenvielfalt. Hinzu kommt der verstärkende Effekt des Klimawandels. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages hat außerdem die Entwaldung, die bis dahin rückläufig gewesen war, wieder zugenommen. Ein Grund dafür ist das Machtvakuum, das die Demobilisierung der FARC-EP hinterlassen hat und welches nun von kriminellen Gruppen unter anderem für den Drogenanbau und -handel genutzt wird.
Die KfW unterstützt die Regierung Kolumbiens beim Wald- und Artenschutz und legt damit die nötigen Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung, für Einkommensschaffung, für eine gerechtere Gesellschaft und somit auch für eine langfristige Befriedung des Landes. Außerdem wird Kolumbien auf diese Weise bei der Erreichung seiner international zugesagten Klimaziele unterstützt.
Mit einem Gesamtvolumen von fast 750 Mio. EUR fördert die KfW Entwicklungsbank seit 2014 die Bekämpfung der Entwaldung beispielsweise, indem sie Kaffeebauern bei der Aufforstung und Agroforstwirtschaft unterstützt. Außerdem werden mithilfe der Entwicklungsgelder die nationalen Schutzgebiete ausgeweitet und deren Management verbessert. Einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten die Investitionsprogramme in städtische Kläranlagen sowie Kreditlinien für Maßnahmen zum schonenden Umgang mit Wasser. Durch die Unterstützung konnten wichtige Voraussetzungen für den 2018 erfolgten Beitritt Kolumbiens zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geschaffen werden.
Die Mehrheit der Menschen in Kolumbien lebt in Städten. Im Jahr 2018 wohnten lediglich rund 20 % der Gesamtbevölkerung auf dem Land. Dies stellt die kolumbianischen Großstädte vor enorme Herausforderungen. Städte wie Bogotá und Medellín haben mit hohen Feinstaubbelastungswerten zu kämpfen. Gründe dafür sind das schlecht ausgebaute öffentliche Transportnetz und die veralteten Fahrzeuge.
Dabei hat das Land ein enormes Potenzial für den Ausbau erneuerbarer Energien, welches bisher kaum genutzt wird. Lediglich 4 % der installierten Leistung stammen aus erneuerbaren Energiequellen (ohne Großwasserkraft).
Investitionen in nachhaltige Stadtentwicklung, Energiesparprogramme und erneuerbare Energien helfen Kolumbien nicht nur dabei, seine Treibhausgasemissionen zu senken, sondern auch eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und sauberer Stromversorgung kein Privileg ist. Seit 2014 hat die KfW-Entwicklungsbank auch in Kooperation mit nationalen Förderbanken insgesamt etwa 480 Mio. EUR in nachhaltige Transportsysteme, erneuerbare Energien und Energiesparprogramme und Reformfinanzierungen investiert.
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