Brasilien ist ein bedeutendes Schwellenland, das sich vor großen Herausforderungen sieht, sein gewaltiges Potential in Wert zu setzen. Das größte und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas zählt zu den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt und verfügt über die größte Arten¬viel¬falt, riesige Tropenwälder und mit dem Amazonas den wasser¬reichsten Fluss der Welt. Wegen seiner Schlüsselrolle beim Klimaschutz und der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung zählt Brasilien zu den acht globalen Partnern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Brasilien hat aufgrund seines enormen wirtschaftlichen Fortschritts einen hohen Energiebedarf. Für den weltweiten Klimaschutz ist es notwendig, dass die Energie nachhaltig erzeugt und möglichst effizient genutzt wird. Der Energiekonsum erfolgt zu großen Teilen in den wachsenden Städten des Landes, in denen mittlerweile fast 90 % der Bevölkerungen lebt. Dabei sind brasilianische Städte jedoch nicht nur große Treibhausgasemittenten, sondern aufgrund der Dichte an Menschen und Infrastruktur auf engstem Raum, sind sie auch mit am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Gleichzeitig ist der Tropenwald- und Ressourcenschutz eine wichtige Aufgabe, denn die fortschreitende Entwaldung ist weiterhin Anlass zur Sorge. Über 60% der aktuellen Treibhausgasemissionen Brasiliens werden durch extensive Landwirtschaft, Abholzung und Waldbrände verursacht. Die KfW unterstützt Brasilien im Auftrag der Bundesregierung beim Schutz der Tropenwälder, der klimafreundlichen Erzeugung und Nutzung von Energie und der nachhaltigen Stadtentwicklung.
Bei der Biodiversität und dem immergrünen Regenwald ist Brasilien ein Land der Superlative: 4,8 Mio. Quadrat¬kilo¬meter groß sind die brasi¬lia¬nischen Tropen¬wälder, rund zehn Prozent der welt¬weiten Fläche dieses einzigartigen Naturraums. Bis zu 2,5 Mio. Tier- und Pflanzen¬arten, die dort vorkommen, machen Brasilien zum arten¬reichsten Land der Welt. Der Schutz dieser Lebensräume ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Biodiversität weltweit.
Der Kampf gegen die Entwaldung in Brasilien, an dem sich die KfW Entwicklungsbank intensiv beteiligt, ist ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz. So konnte die Entwaldung in Amazonien zwischen 2004 und 2015 um etwa 80 % gesenkt werden. Inzwischen umfassen die brasilianischen Schutzgebiete 1,6 Mio. Quadratkilometer und haben gesetzliches Schutzniveau. Die 4,4-fache Fläche Deutschlands ist heute geschützt. Doch die Erfolge sind gefährdet, in den letzten Jahren nimmt die Wald¬zerstörung wieder zu.
Es gibt daher noch viel zu tun: Deutschland unterstützt Brasilien dabei Schutzgebiete einzurichten und ein ländliches Umweltkataster als Grundlage für das neue und fortschrittliche Waldschutzgesetz zu erarbeiten. Zudem werden mit deutscher Unterstützung innovative, ergebnisbasierte Finanzmechanismen in der Waldbewirtschaftung, der Wiederaufforstung und der Durchsetzung des Gesetzes zum Tropenwalderhalt entwickelt und eingeführt.
Die KfW trägt im Auftrag der Bundesregierung auch dazu bei, dass die Nutzung des Regenwaldes nachhaltig erfolgt und so die biologische Vielfalt geschützt bleibt. Für die dort lebenden Einwohner und Kleinbauern werden neue Absatzmärkte für ihre Produkte erschlossen, dazu gehören etwa Açaí-Beeren, Pirarucu-Fische, Paranüsse und diverse Inhaltsstoffe für die Naturkosmetik. Für ausgewählte Produkte des Regenwaldes sollen digitale Trackingsysteme und transparente Bio-Label eingeführt werden.
Der größte Teil der brasilianischen Energie wird derzeit durch Gro߬¬wasser¬kraft¬¬werke erzeugt. Damit weist Brasilien im Vergleich zu anderen Schwellen¬¬ländern eine gute Klimabilanz auf. Allerdings birgt die Konzentration auf Großwasserkraft auch Risiken: Bei Dürren können die Stauseen der Kraftwerke nicht aufgefüllt werden, was die Energiesicherheit des ganzen Landes gefährdet. Dann bleibt nur die Lösung, die benötigte Energie durch die Zuschaltung thermischer Kraftwerke zu erzeugen, was sehr teuer und auch klimaschädlich ist. Gleichzeitig verfügt das Land über große Potentiale für den weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien. Deutschland unterstützt Brasilien dabei, seine Energieversorgung zu diversifizieren und den Anteil der Stromerzeugung aus Wind- und Solarkraft zu erhöhen.
Beim Ausbau der Solar- und Windenergie gibt es bereits große Fortschritte. Die Erneuerbaren Energieträger machen aktuell bereits 10 % der brasilianischen Stromerzeugung aus, weitaus mehr sind möglich. Als Technologieführer bei Erneuerbaren Energien und Vorreiter im Klimaschutz unterstützt Deutschland den Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Beratungs- und Finanzierungsleistungen seit mehr als zehn Jahren.
Neben einer nachhaltigen Energieerzeugung kann auch die effizientere Nutzung des Stroms viel zur Reduktion von Treibhausgasen - und damit zum globalen Klimaschutz – beitragen. Bei den letzten Regierungsverhandlungen wurde beschlossen, auch dieses Thema gemeinsam anzugehen. So soll die brasilianische Entwicklungsbank BNDES mit einem Zuschuss über 25 Mio. EUR bei der Einführung und Umsetzung eines innovativen Garantiefonds für Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen unterstützt werden, die in Energieeffizienz investieren. Auf dieses Weise kann voraussichtlich ein vielfaches an Investitionen der Privatwirtschaft für Energiesparprojekte mobilisiert werden. Neben der Erreichung von Klimaschutzzielen tragen diese Investitionen auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Einkommen bei kleinen und mittleren Unternehmen bei.
Einer der größten Treibhausgasemittenten sind die Städte, in denen in Brasilien mittlerweile knapp 90 % der Bevölkerung lebt. Gleichzeitig sind die urbanen Zentren wegen ihrer Dichte an Infrastruktur und den Menschenmengen, die auf engem Raum zusammenleben, auch am stärksten vom Klimawandel betroffen. Zunehmende Überflutungen, Erdrutsche, Hitzewellen und Wasserknappheit sind nur einige der Auswirkungen, die die Städte, ihre Einwohner und Infrastruktur zunehmend an ihre Belastungsgrenzen bringen. Die KfW unterstützt Brasilien dabei, seine Städte nachhaltig und klimafreundlich zu entwickeln. Die Kooperation leistet einen Beitrag zur Minderung klimaschädlicher Emissionen und der Erhöhung der Resilienz der Städte. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Themen Transport und Wasser.
In Rio de Janeiro fährt jetzt beispielsweise eine neue Straßenbahn, durch die jährlich rund 1,7 Mio. Autofahrten vermieden werden. Das entspricht einer Einsparung von 300.000 t CO2 über die Betriebsdauer. Dieser Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs trägt so dazu, die Umwelt und das Klima zu schützen. Die KfW finanziert darüber hinaus in verschiedenen Metropolregionen wie Belo Horizonte, Curitiba und Salvador eine nachhaltige Abwasserentsorgung, von der rund 3 Mio. Menschen profitieren. Hierdurch bleiben die Flüsse sauberer, die knappe Ressource Wasser wird geschont und Krankheiten werden vermieden. Nur wenn die Städte sich nachhaltig entwickeln, wird es dem Schwellenland Brasilien gelingen, sein gewaltiges Potential langfristig in Wert zu setzen.
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